Stell dir vor, deine Eltern sterben und du musst sie im Ausland beerdigen, weil es keinen Grabplatz sie gibt. Was unwahrscheinlich klingt, ist für viele Berliner Muslime Realität. Seit einigen Jahren werden immer mehr Flächen für muslimische Bestattungen in Berlin benötigt – ohne nennbare Fortschritte.
In Berlin gibt es 222 Friedhöfe. Platz für Muslime gibt es auf den Grabfeldern oft nicht. Dabei wollen immer mehr Menschen aus muslimischen Familien, die lange in Berlin leben, sich nach ihrem Tod auch dort beerdigen lassen. Die Stadt muss umdenken.
Es gibt zu wenige Flächen für muslimische Bestattungen in Berlin – das Problem ist seit vielen Jahren bekannt. Berliner Muslime müssen lange auf einen Grabplatz warten. Auch deshalb entscheiden sich viele Familien für eine Überführung in die alte Heimat.
In den vergangenen zehn Jahren hat die Nachfrage nach muslimischen Bestattungen in Thüringen Fahrt aufgenommen. Darauf wollen Städte reagieren, können eine muslimische Bestattung aber nicht immer ermöglichen. Die Erfahrung zeigt aber, es ist immer möglich, Lösungen zu finden.
Für Menschen muslimischen Glaubens gibt es in Sachsen bis jetzt nur auf Friedhöfen in Dresden, Leipzig und Chemnitz ausgewiesene Gräberfelder. Allerdings können die muslimischen Begräbnisrituale dort bisher nur eingeschränkt befolgt werden. Das soll sich ändern.
In Berlin-Neukölln ist auf einem evangelischen Friedhof ein muslimisches Begräbnisfeld mit insgesamt rund 500 Grabstellen eröffnet worden. Staatssekretärin Karcher schätzt den jährlichen Bedarf jedoch auf bis zu 2.000. Immer mehr Berliner Muslime wollen in ihrer Stadt beerdigt werden.
Die Zahl der Bestattungen auf muslimischen Grabfeldern in Berlin hat sich zwischen den Jahren 2012 und 2021 verfünffacht. Der Senat plant, wegen des wachsenden Bedarfs mehr Friedhofsflächen zur Verfügung stellen.
Immer mehr Muslime wünschen sich Deutschland als ihre letzte Ruhestätte - in Berlin führt das zu einem Mangel an muslimischen Grabflächen. Der Stadtrat spricht von einem faktischen Stopp für islamische Bestattungen und einem „unerträglichen Zustand“.
Immer mehr Muslime mit Migrationsbiografie wünschen sich eine Bestattung in deutscher Erde. Auch wenn es noch keine große Bewegung ist: Allein aufgrund der demografischen Entwicklung nehmen islamische Trauerfeiern in Deutschland zu. Von Stephan Cezanne
Berliner Muslimen stehen demnächst 3.000 Quadratmeter Fläche für neue 346 Grabstellen zur Verfügung. Ermöglicht hat das eine evangelische Kirchengemeinde. In der Hauptstadt werden die Grabflächen für muslimische Bestattungen immer knapper.