
Umfrage
Muslime befürchten Diskriminierung bei Wehrpflicht
Während die Älteren eine Wehrpflicht mehrheitlich unterstützen, sind die Jüngeren überwiegend dagegen, wie eine Umfrage zeigt. Insbesondere Muslime melden Bedenken und Sorgen an. Das soziale Pflichtjahr hingegen findet breite Unterstützung.
Donnerstag, 04.12.2025, 16:43 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 04.12.2025, 17:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Nur ein Bruchteil der von einem möglichen Wehrdienst betroffenen Generation will einer Umfrage zufolge zur Bundeswehr. Die am Donnerstag veröffentlichte Erhebung des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) belegt zudem eine hohe Zustimmung zu einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr. Für die Wiedereinführung der Wehrpflicht sprachen sich zwar 58 Prozent aller Befragten aus. Aber nur 23 Prozent würden tatsächlich in der Armee dienen – unter den 18- bis 28-Jährigen sogar nur 14 Prozent.
Die größte Differenz gibt es zwischen den Geschlechtern, weil nur 9 Prozent der Frauen, aber 36 Prozent aller Männer dienen würden. Unterschiede gibt es demnach auch nach der ethnischen Herkunft: 26 Prozent derjenigen ohne Migrationshintergrund würden sich zum Wehrdienst bereit erklären, 20 Prozent derjenigen, deren Eltern eingewandert sind, und 14 Prozent der selbst Eingewanderten.
Ein Grund dafür ist die Sorge vor möglichen Diskriminierungen: Ein Viertel der selbst Eingewanderten befürchten, diskriminiert zu werden – aufgrund ihrer Migrationsgeschichte. Unter ihnen sind besonders Muslime besorgt (35 %). Tatsächlich sind Muslime in der Bundeswehr bereits faktisch schlechter gestellt als christliche oder jüdische Soldaten. Für Letztere ist die jeweilige Seelsorge durch Militär-Rabbiner und -Priester gewährleistet, über die Einsetzung von Militärimamen hingegen diskutiert die Bundesregierung inzwischen seit vielen Jahren ergebnislos.
Interkulturelle Kompetenz gewünscht
Eine weitere Baustelle sehen die Befragten im Bereich der interkulturellen Kompetenz. Etwas mehr als die Hälfte erachtet für den Wehrdienst interkulturell geschulte Ausbilder und sprachliche Unterstützung als wichtig oder sehr wichtig. Befragte aus muslimischen Glaubensgemeinschaften nennen besonders oft religiös/kulturell passendes Essen (80 %) sowie interkulturell geschulte Ausbilder (76 %).
„Zudem könnten wiederkehrende Medienberichte über rechtsextreme Vorfälle in der Bundeswehr […] dazu beitragen, dass Menschen mit bestimmten sozio-demografischen Merkmalen eine schlechtere Behandlung fürchten“, heißt es in der Vorlage.
Eine hohe Zustimmung belegt die Umfrage indes zu einem verpflichtenden Gesellschaftsjahr: Vier von fünf Befragten (79 Prozent) sprechen sich dafür aus. Nach den Bereichen gefragt, in denen sie sich am ehesten engagieren würden, zeigen sich klare Präferenzen: Besonders häufig genannt werden der Umwelt- und Naturschutz (41 Prozent) sowie die Kinder- und Jugendarbeit (36 Prozent). Auch an der Mitarbeit in Bildungseinrichtungen (31 Prozent) sowie in Feuerwehr und Katastrophenschutz (23 Prozent) gibt es Interesse. (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel
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