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Die Bahn © kaffeeeinstein auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

„Kopftuchgeschwader“

Rassistische Durchsage in Regionalexpress

Ein Zugbegleiter der Deutschen Bahn macht eine Durchsage. Er schimpft über „Analphabeten“ und „Kopftuchgeschwader“ – niemand greift ein. Der Fall zeigt, wie einsam es wird, wenn Rassismus laut wird. Die Bahn kündigt Prüfung an.

Montag, 26.05.2025, 13:04 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 26.05.2025, 13:08 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Im Regionalexpress von Mannheim nach Frankfurt soll ein Zugbegleiter rassistische und herabwürdigende Durchsagen gemacht haben. Der Vorfall ereignete sich beim Halt in Darmstadt. Fahrgäste berichten, der Bahnmitarbeiter habe lautstark und für alle hörbar pauschale Beschimpfungen ausgesprochen, darunter Beleidigungen gegen Menschen, die Kopftuch tragen. In der ersten Durchsage soll der Zugbegleiter von „Analphabeten“ gesprochen haben, später war laut Zeugenaussagen von „Vollpfosten und Kopftuchgeschwadern“ die Rede.

Lediglich ein Fahrgast meldet den Vorfall über den Sprechknopf dem Lokführer. Der verweist auf den Zugbegleiter. Eine unmittelbare Reaktion des Bahnpersonals erfolgt Berichten zufolge nicht. Auch eine Entschuldigung während der Weiterfahrt bis Frankfurt bleibt aus.

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Der Fahrgast machte später den Vorfall öffentlich in sozialen Netzwerken und bekam zahlreiche Reaktionen. Bereits im Zug hätten sich mehrere Personen schockiert über die Wortwahl und das Verhalten des Zugbegleiters gezeigt – dennoch griff offenbar niemand direkt ein.

Zunehmender antimuslimischer Alltagsrassismus

Die Deutsche Bahn kündigte an, die Vorwürfe intern zu prüfen. Zwei Beschwerden seien bislang eingegangen, teilte eine Sprecherin mit. „Das beschriebene Verhalten unseres Mitarbeiters klingt völlig inakzeptabel und absolut nicht so, wie es sein soll“, hieß es in einer Stellungnahme. Sollte sich der Vorfall bestätigen, drohten arbeitsrechtliche Konsequenzen bis hin zu strafrechtlichen Schritten.

Der Fall wirft ein Schlaglicht auf zunehmenden antimuslimischen Alltagsrassismus – und auf die Frage, warum Betroffene in solchen Situationen oft allein bleiben. Während Unternehmen wie die Deutsche Bahn Vielfalt und Respekt betonen, zeigt sich in der Realität immer wieder, dass diskriminierende Äußerungen nicht nur vorkommen, sondern häufig unwidersprochen bleiben. Der Mangel an Zivilcourage macht es Betroffenen zusätzlich schwer, sich zur Wehr zu setzen oder Unterstützung zu erfahren. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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