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Lernen

Videospiele als Medium zum Verständnis von Migration

Videospiele ermöglichen Spielern, Migration interaktiv zu erleben und dadurch Empathie und Verständnis für komplexe Lebensrealitäten zu fördern – eine Ergänzung zur politischen und gesellschaftlichen Debatte über Migration.

Mittwoch, 16.04.2025, 0:45 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.04.2025, 19:48 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Migration ist eines der zentralen Themen unserer Zeit. Kriege, Klimawandel, wirtschaftliche Ungleichheit und politische Verfolgung führen dazu, dass weltweit Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen. In der öffentlichen Debatte wird Migration jedoch häufig entweder rein politisch oder emotionalisiert behandelt. Hier setzt ein überraschendes Medium an: Videospiele. Immer mehr Entwickler nutzen das interaktive Potenzial von Games, um Empathie zu schaffen und komplexe Lebensrealitäten wie Migration greifbar zu machen.

Im Gegensatz zu traditionellen Medien wie Film oder Literatur ermöglichen Videospiele eine aktive Teilnahme an der Geschichte. Spieler sind nicht nur Beobachter, sondern treffen Entscheidungen, erleben Konsequenzen und tauchen in fremde Perspektiven ein. Diese Immersion kann ein mächtiges Werkzeug sein, um Empathie und Verständnis für Themen wie Migration zu fördern.

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Spielerisch zur Empathie: Was Games leisten können

Ein herausragendes Beispiel ist das Spiel „Papers, Please“ vom Entwickler Lucas Pope. Hier schlüpft man in die Rolle eines Grenzbeamten in einem fiktiven totalitären Staat. Die Spieler müssen entscheiden, wer die Grenze passieren darf und wer nicht. Dies geschieht unter Zeitdruck und unter moralischem Stress. Das Spiel zeigt, wie Migration aus Sicht bürokratischer Systeme funktioniert und wie unmenschlich diese oft wirken können.

Migration als narratives Element: Vielfalt in der Darstellung

Neben Spielen, die Migration direkt thematisieren, gibt es viele Titel, in denen Migration eine indirekte, aber bedeutende Rolle spielt. In „This War of Mine“ beispielsweise erleben Spieler den Alltag von Zivilisten in einem Kriegsgebiet, mit Hunger, Angst und der Hoffnung auf Flucht. Solche Spiele schaffen Raum für Reflexion und werfen Fragen auf: Was bedeutet es, alles zu verlieren? Welche Entscheidungen trifft man, wenn das eigene Leben auf dem Spiel steht?

Auch in großen Produktionen, sogenannten AAA-Spielen, wird Migration zunehmend thematisiert. In „Assassin’s Creed Origins“ oder „Red Dead Redemption 2“ wird deutlich, wie Migration im historischen Kontext einen Teil der Gesellschaft darstellte. Durch Kolonisation, Sklavenhandel oder Wirtschaftsemigration ist dieser Faktor gegeben. Zwar sind diese Spiele keine reinen „Lernspiele“, sie vermitteln dennoch unterschwellig, wie tief Migration in unsere Geschichte eingewoben ist.

Digitale Welten – reale Fluchten: Ein Blick auf Online-Gaming

Interessanterweise spielt das Thema Migration auch in digitalen Freizeitformaten eine indirekte Rolle, beispielsweise auf Online-Spieleplattformen. Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte können hier ganz ohne Limit online zocken. Doch Vorsicht ist angeraten, da manche Angebote in einen finanziellen Sog entgleiten können. Solche Plattformen dienen also nicht nur zur Unterhaltung, auch wenn sie zugleich soziale Treffpunkte im digitalen Raum sein können. Während klassische Videospiele oft Tiefe besitzen, bieten Online-Plattformen oft schnellere, zugängliche Unterhaltung.

Hier zeigt sich ein spannender Kontrast: Während manche Games die harte Realität simulieren, ermöglichen andere eine virtuelle Flucht aus dieser. Beide Spielarten spiegeln auf unterschiedliche Weise den Wunsch wider, Kontrolle zurückzugewinnen, sei es über eine Spielfigur oder das eigene Glück.

Zahlen, die sprechen: Migration im Fokus der Game-Entwicklung

Eine Studie des Gameverbandes der deutschen Games-Branche aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 67 % der befragten Spieler angeben, durch Spiele neue Perspektiven auf gesellschaftliche Themen erhalten zu haben. Besonders bei jungen Erwachsenen zwischen 16 und 30 Jahren sei die Bereitschaft, sich durch Spiele mit Themen wie Migration oder sozialer Ungleichheit auseinanderzusetzen, deutlich gestiegen.

Zudem haben sich die Download-Zahlen von ernsteren, erzählerischen Spielen mit Migrationsbezug in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Das ist ein klarer Hinweis darauf, dass das Interesse an ernsthaften, emotionalen Inhalten im Gaming-Bereich wächst.

Games als Brücke zwischen Welten

Videospiele haben das Potenzial, unsere Sicht auf Migration grundlegend zu verändern. Sie machen die unsichtbaren Geschichten sichtbar, lassen uns die Perspektive wechseln und helfen dabei, Vorurteile zu hinterfragen. Während politische Debatten oft an der Oberfläche bleiben, führen Games uns in die Tiefe. Auf eine emotionale, interaktive und nachhaltige Art und Weise.

In einer Zeit, in der gesellschaftlicher Zusammenhalt immer wichtiger wird, können Spiele einen wertvollen Beitrag leisten: als Brückenbauer zwischen Kulturen, als Werkzeuge zur Aufklärung und als Erinnerungen daran, dass Migration kein abstraktes Konzept ist, sondern eine zutiefst menschliche Erfahrung. (bg)

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