
Tödliche Politik in der Praxis
Zwei Kinder sterben im Mittelmeer weil Frontex nicht hilft
Ein Boot mit 99 Menschen an Bord kentert im zentralen Mittelmeer. Die deutsche Hilfsorganisation Sea-Watch wirft der EU-Grenzschutzagentur Frontex vor, zu spät eingriffen zu haben. Sie habe auf Notrufe nicht reagiert.
Donnerstag, 31.07.2025, 15:43 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 31.07.2025, 15:54 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Beim Kentern eines überfüllten Bootes mit 99 Migranten an Bord sind im zentralen Mittelmeer zwei Kinder ums Leben gekommen. Wie die EU-Grenzschutzagentur Frontex weiter mitteilte, wird ein Mensch vermisst. 96 weitere seien gerettet worden.
Das Unglück ereignete sich am Dienstag in internationalen Gewässern zwischen Libyen und Tunesien. Frontex zufolge wurde ein Aufklärungsflugzeug der Agentur zunächst beauftragt, ein Boot aufzuspüren, das zuvor von einer Nichtregierungsorganisation gemeldet worden war. Nachdem das Flugzeug das Boot entdeckt hatte, seien Notrufe abgesetzt und ein Rettungseinsatz eingeleitet worden.
Während der Bergungsaktion durch ein Frachtschiff sei das Boot gekentert, hieß es weiter. Frontex habe daraufhin ein Rettungsfloß aus der Luft abgeworfen.
Kritik von Sea-Watch
Nach Angaben der deutschen Hilfsorganisation Sea-Watch hatte ihr Aufklärungsflugzeug „Seabird 2“ das überfüllte Boot bereits einen Tag zuvor entdeckt. Trotz mehrfacher Notrufe sei zunächst keine Rettung eingeleitet worden. Überlebende hätten berichtet, vier Tage auf See gewesen zu sein.
Im Kurznachrichtendienst X schreibt Sea-Watch: „Wir riefen sofort um Hilfe. @Frontex kam 6 Stunden später, sah das Boot – und ließ sie zurück. Gestern früh: Die Menschen waren noch immer allein. Europäische Rettungskräfte hätten sie in ~3 Stunden erreichen können – aber niemand kam. Das ist tödliche Politik in der Praxis: eine geplante, vorsätzliche Tötung von Kindern auf See.“
Weiter heißt es: „Heute [30. Juli 2025, Anm. d. Red] sind die Menschen immer noch an Bord des Handelsschiffs & die italienischen Behörden tun alles, um sie nicht nach Italien zu bringen. Es droht, dass die sog. libysche Küstenwache die Menschen nach Libyen entführt! In Sklaverei, Folter & Tod. … Unser schnelles Rettungsschiff Aurora hätte helfen können – es war nur viereinhalb Stunden entfernt. Stattdessen wird es in Lampedusa grundlos festgehalten – blockiert von den italienischen Behörden, stillschweigend geduldet von der deutschen Bundesregierung.“
Die zentrale Mittelmeerroute von Libyen oder Tunesien nach Italien oder Malta gilt als extrem gefährlich. Immer wieder kommt es zu tödlichen Bootsunglücken. Private Seenotretter werfen den Mittelmeerstaaten und der EU immer wieder vor, Menschen in Not nicht zu helfen. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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