
Solingen
„Frauenort Mevlüde Genç“ ehrt Friedensbotschafterin
Mevlüde Genç verlor 1993 beim Brandanschlag von Solingen zwei Töchter, zwei Enkelinnen und eine Nichte. Dem Hass begegnete sie mit Versöhnung und wurde eine Stimme des Friedens. Jetzt würdigt ein „Frauenort“ in Solingen ihre Lebensleistung.
Sonntag, 06.07.2025, 15:56 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.07.2025, 15:56 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
In Solingen würdigt seit Samstag ein „Frauenort Mevlüde Genç“ das Leben und Wirken der Friedensbotschafterin. Obwohl sie beim rechtsextrem motivierten Brandanschlag auf ihr Wohnhaus im Mai 1993 fünf Angehörige verlor, habe sie sich fortan für Frieden und Toleranz eingesetzt, heißt es auf einer Gedenktafel. Ihr Aufruf zu Menschlichkeit, Respekt und Versöhnung sei auch heute eine wichtige Botschaft, sagten Redner bei der Einweihung des „Frauenortes“.
Trotz ihres Leids habe Mevlüde Genç (1943-2022) den Weg der Versöhnung gewählt und dazu aufgerufen, Brücken zu bauen, sagte Lorenz Bahr (Grüne), Staatssekretär im nordrhein-westfälischen Integrationsministerium. Ihre Haltung und ihr Engagement für ein friedliches Zusammenleben könnten auch heute in Zeiten wachsender gesellschaftlicher Spaltung Orientierung geben: Ihre Geschichte müsse „Teil unseres kollektiven Gedächtnisses werden – als Leuchtturm für Menschlichkeit, als Symbol für Versöhnung und als Stimme gegen das Vergessen“.
Bahr hob auch die Migrationsgeschichte der Familie Genç hervor: Zu oft würden die Beiträge von Menschen mit Einwanderungsgeschichte übersehen, besonders die Beiträge von Frauen. Gençs Enkelin Özlem erinnerte daran, dass ihre Großmutter als 29-jährige Gastarbeiterin aus der Türkei nach Solingen kam. Sie stehe „für Frauen, die stigmatisiert werden und keine Lobby haben“, sagte Özlem Genç. „Als sie hätte zerbrechen können, wurde sie zur Brückenbauerin. Mit ihren Friedensworten stoppte sie die Spirale der Gewalt.“
„Liebe ist stärker als der Hass“
Der Solinger Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) bezeichnete Mevlüde Genç als charismatische, kluge und liebevolle Frau, deren Arme immer für alle offen gewesen seien. „Sie hat ihren Satz gelebt: Liebe ist stärker als der Hass.“ Er hoffe, dass von dem Frauenort mit Gedenkplakette „eine Bewegung ausgeht für mehr Vielfalt“.
Das Projekt „Frauenorte“ will bedeutende weibliche Persönlichkeiten aus der Landesgeschichte sichtbar machen und ihre Errungenschaften durch Infotafeln ins kollektive Bewusstsein rücken. Bis Ende dieses Jahres werden auf diese Weise 57 Frauen an 52 Orten geehrt. Träger des Projekts ist der Frauenrat NRW als Zusammenschluss von 45 Verbänden, die mehr als zwei Millionen Frauen vertreten. (epd/mig) Aktuell Panorama
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