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Polizeiabsperrung (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Hohes Dunkelfeld

Antiziganistische Straftaten auf Rekordhoch

Wenn die Statistik zu politisch motivierter Kriminalität präsentiert wird, bleibt ein Bereich oft unerwähnt: Antiziganismus. Dabei haben Straftaten gegen Sinti und Roma 2024 ein Rekordniveau erreicht – obwohl viele Taten im Dunkelfeld bleiben.

Dienstag, 27.05.2025, 10:48 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 27.05.2025, 10:48 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Zwischen Debatten über Gewalt gegen Amtsträger und Diskussionen über Antisemitismus sind die Zahlen zu antiziganistischen Straftaten kaum aufgefallen – dabei haben sie einen neuen Höchststand erreicht. Laut aktueller Statistik zur politisch motivierten Kriminalität (PMK) wurden im Jahr 2024 insgesamt 195 solcher Taten von der Polizei erfasst – so viele wie nie zuvor. Die Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) sieht darin nur die Spitze des Eisbergs. Schon 2023 war die Zahl mit 171 gemeldeten Fällen besorgniserregend.

„Diese Zahlen sind nur ein kleiner Teil der antiziganistischen Straftaten. Die Dunkelziffer ist weiterhin sehr hoch“, erklärt Dr. Guillermo Ruiz, Geschäftsführer von MIA e.V. Viele Betroffene hätten kein Vertrauen in die Polizei – ein Misstrauen, das tief in der Geschichte verankert ist. „Jahrzehntelange Stigmatisierung und Verfolgung, insbesondere während der NS-Zeit, wirken bis heute nach“, so Ruiz.

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Doch auch strukturelle Probleme in den Ermittlungsbehörden tragen dazu bei, dass viele Vorfälle nicht als antiziganistisch erkannt oder erfasst werden. „In vielen Fällen verhindert fehlendes Wissen über Antiziganismus und seine Erscheinungsformen in den Sicherheitsbehörden, dass Straftaten als antiziganistisch eingestuft werden, obwohl es eindeutige Hinweise dafür gibt“, kritisiert Ruiz.

Ruiz fordert höhere Priorisierung von Antiziganismus

Antiziganismus bezeichnet die spezifische Form des Rassismus gegenüber Sintizze und Romnja. Er reicht von Alltagsdiskriminierung bis hin zu tätlichen Angriffen und institutionellen Benachteiligungen. In Deutschland ist diese Form der Ausgrenzung historisch tief verankert – besonders durch die systematische Verfolgung im Nationalsozialismus. MIA dokumentiert antiziganistische Vorfälle seit Jahren systematisch und wird am 23. Juni 2025 ihren nächsten Jahresbericht veröffentlichen.

MIA fordert, dass Antiziganismus stärker in den Fokus der Sicherheitsbehörden und der Politik rückt. Rechtsextremismus und rassistische Gewalt müssten auf höchster Ebene bekämpft werden. Dazu gehörten auch gezielte Schulungen innerhalb der Polizei, um Vorurteile abzubauen und antiziganistische Straftaten überhaupt erkennen zu können. Das Bundeskriminalamt und andere Behörden müssten das Thema höher priorisieren, fordert Ruiz. (mig) Aktuell Panorama

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