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Fackelmarsch in der Nacht (Symbolfoto) © de.depositphotos.com

Gewaltexzess

Vermummte Neonazis greifen mit Fackeln Wohnprojekt in Cottbus an

Ein alternatives Wohnprojekt in Cottbus wird in der Nacht attackiert – mit Fackeln, Böllern und Parolen. Bewohner sprechen von einem gezielten Angriff Rechtsextremer. Die Grünen fordern jetzt klare Kante gegen Rechtsextreme. Der Oberbürgermeister ist besorgt.

Sonntag, 25.05.2025, 14:50 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 25.05.2025, 14:50 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Mehrere Angreifer haben ein alternatives Wohnprojekt in Cottbus mit Böllern und Fackeln angegriffen. Die Betroffenen sprachen von einem versuchten Brandanschlag Rechtsextremer in der Nacht zum Samstag.

Die fünf Angreifer sollen teils vermummt gewesen sein und verfassungsfeindliche Parolen gerufen haben, wie die Polizei am Nachmittag mitteilte. Bewohner des „Hausprojektes Zelle 79“ schilderten in einer eigenen Mitteilung, die Täter hätten außerdem Sturmhauben getragen.

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Ermittlungen zu Gewalt mutmaßlicher Rechtsextremisten

Erst vor wenigen Tagen ging der Generalbundesanwalt nach Gewaltvorfällen gegen mutmaßliche Rechtsextremisten in Südbrandenburg und in anderen Bundesländern vor. Sie sollen einer mutmaßlichen rechten Terrorzelle, der Gruppierung „Letzte Verteidigungswelle“, angehören. Im Oktober 2024 wurde nachts ein Kulturhaus im Altdöbern in Brand gesetzt, in Senftenberg wurde ein Brandanschlag auf eine Asylunterkunft geplant.

Zudem gab es vor einiger Zeit Gewaltvorfälle auch bei Jugendclubs in Senftenberg und Spremberg in Südbrandenburg. Auch das „Hausprojekt Zelle 79“ soll in Cottbus nach eigenen Angaben schon einmal im März angegriffen worden sein.

Polizei sucht nach Angreifern von Cottbus

Wie die Polizeidirektion Süd jetzt mitteilte, gelangten die Täter in der Nacht zum Samstag nicht in das Haus. Sie hätten jedoch die Eingangstür und die Fassade beschädigt. Die Polizei ermittelt wegen Landfriedensbruch. Kriminaltechniker sicherten Spuren.

Die Polizei schreibt in ihrer Mitteilung: „Anwohner hatten dort etwa fünf dunkelgekleidete und teilweise vermummt auftretende Personen bemerkt, die pyrotechnische Erzeugnisse zündeten, darunter Böller sowie Leuchtfackeln, und verfassungsfeindliche Parolen riefen.“

Bei der Fahndung seien mehrere Menschen in der Umgebung kontrolliert worden. „Ein Tatverdacht gegen diese Personen hat sich jedoch nicht ergeben“, so die Polizeidirektion. Der Staatsschutz, der für politisch motivierte Straftaten zuständig ist, übernahm die Ermittlungen. Menschen wurden laut Polizei nicht verletzt.

Initiative spricht von „Einschüchterungsversuch“

Bewohner des Hauses schildern in einer Mitteilung, die Angreifer hätten versucht, die Haustür aufzubrechen. Es seien fünf pyrotechnische Fackeln in den Hinterhof und auf das Gebäude geworfen worden. Auch ein benachbartes Grundstück sei durch eine Fackel getroffen worden.

Die Sprecherin der „Initiative Sichere Orte Südbrandenburg“ sagte laut Mitteilung: „Es handelt sich um einen gezielten Einschüchterungsversuch durch organisierte rechte Strukturen. Das war kein jugendlicher Übermut – das war ein koordinierter Angriff mit politischer Botschaft.“

Das „Hausprojekt Zelle 79“ bezeichnet sich als ein „Freiraum“ für alternative Kultur, Bildung und selbstverwaltetes Wohnen in Cottbus. Es ging aus einer Hausbesetzung hervor.

Grüne: Entschlossen gegen rechte Strukturen vorgehen

Die Grünen in Brandenburg haben ein entschlossenes staatliches Handeln gegen rechtsextreme Strukturen gefordert. „Solche Taten richten sich nicht nur gegen die unmittelbar Betroffenen, sondern bedrohen auch die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaft“, sagte die Grünen-Landesvorsitzende Andrea Lübcke einer Mitteilung zufolge.

Der Kampf gegen Rechtsextremismus müsse eines der dringendsten Ziele des neuen Innenministers René Wilke (parteilos) sein. „Es braucht hier ein entschlossenes staatliches Handeln“, sagte Lübcke. Es müssten nun zunächst weitere Erkenntnisse gesammelt werden.

OB besorgt um Zuzug nach Cottbus

Der Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) zeigte sich besorgt, dass solche Fälle dringend benötigte Fachkräfte abschreckten, in die Region zu ziehen. Cottbus brauche für den Strukturwandel angesichts des Ausstiegs aus der Braunkohle aber „Zuzug aus aller Herren Länder“, ließ Schick über seinen Sprecher mitteilen. Es brauche eine Atmosphäre, in der niemand Angst haben und um sein Leben fürchten müsse.

In Südbrandenburg wurden in den vergangenen Monaten bereits Jugendclubs angegriffen. Auch das „Hausprojekt Zelle 79“ in Cottbus soll nach eigenen Angaben schon einmal im März angegriffen worden sein.

Erst vor wenigen Tagen ging der Generalbundesanwalt in mehreren Bundesländern gegen junge mutmaßliche Rechtsextremisten vor – darunter sind auch Jugendliche aus dem südbrandenburgischen Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Im Oktober 2024 wurde nachts ein Kulturhaus im Altdöbern in Brand gesetzt, in Senftenberg wurde ein Brandanschlag auf eine Asylunterkunft geplant. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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