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Straßenbahn in Berlin © de.depositphotos.com

Rassismus nicht ernst genommen

Berlin: Beratungsstelle zählt 328 rassistische Angriffe 2024

Anfeindungen wegen der Hautfarbe oder der Religion – auch in Berlin ist das keine Seltenheit. Die Initiative Reachout zählte im vergangenen Jahr hunderte rassistische Vorfälle. Die Opfer stünden oft schutzlos da. Die Initiative sieht den Senat in der Pflicht.

Mittwoch, 30.04.2025, 20:11 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 30.04.2025, 20:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Opferberatung Reachout hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr 328 rassistische und rechte Angriffe in Berlin dokumentiert. Bei den Taten seien mindestens 478 Menschen verletzt oder bedroht worden, teilte die vom Senat und vom Bund geförderte Beratungsstelle in ihrer Jahresbilanz 2024 mit. Darunter seien 21 Kinder und 18 Jugendliche.

Die Zahl der dokumentierten Fälle liegt niedriger als 2023, als 355 Taten registriert wurden. Die Zahl der Betroffenen sei hingegen gestiegen, teilte Reachout mit. Insgesamt spiegelten die Zahlen nur einen Bruchteil der Angriffe, da Betroffene sich oft nicht meldeten, hieß es weiter.

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Behörden nehmen Rassismus nicht ernst

„Dabei beklagen Betroffene weiterhin, dass Behörden die rassistische Dimension von Angriffen nicht ernst nehmen, was ein Teil des institutionellen Rassismus widerspiegelt und folglich die massiven psychischen und physischen Folgen der Angriffe für die Betroffenen verschärft“, heißt es. Ermittlungsbehörden wie Polizei und Staatsanwaltschaft sowie Richter verkannten die rassistische Dimension von Straftaten und belasteten sogar die Betroffenen nicht selten mit einer Täter-Opfer-Umkehr.

185 von 328 Taten seien 2024 rassistisch motiviert gewesen, davon 33 antimuslimisch. Als Beispiel nannte die Initiative einen Vorfall am 10. September 2024, als ein Mann in Friedrichshain aus antimuslimischer Motivation von zwei Männern beleidigt und angespuckt worden sei. Ein anderes Beispiel: Am 27. Januar 2024 sei ein Mann in einem Bus von einem Fahrgast rassistisch beleidigt, mit einem spitzen Gegenstand von hinten gestochen und mit einer Metallstange auf den Kopf geschlagen worden.

Opferberatung kritisiert Senat

Reachout kritisiert, dass rassistische und rechte Diskurse das Jahr geprägt haben. „Die andauernden rassistischen, antimuslimisch geprägten Debatten in Medien und Politik … zielten offensichtlich darauf ab, Rassismus als politische Waffe einzusetzen“, teilt die Opferberatung mit. Das spiegele sich in der Berliner Angriffssituation wider. „Menschen wurden ermutigt, aus rassistischen Gründen zuzuschlagen und zu bedrohen und sie wurden in einer Struktur der Straflosigkeit im Justizsystem unterstützt“, heißt es weiter.

Reachout kritisiert, der Berliner Senat komme seiner Schutzpflicht nicht nach. Für Opfer müsse es „konsequente staatliche Entschädigung“ geben, forderte die Initiative. Aktuell Panorama

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