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Wahlkampf auf der Straße (Archiv) © 123rf.com(Symobolfoto)

Wahl-Studie

Migranten beschäftigt wirtschaftliche Situation

Der Anteil der Wahlberechtigten mit Migrationsgeschichte steigt, 2021 lag er bei rund 13 Prozent. Unter ihnen sind viele Wechselwähler. Von den Parteien fühlen sie sich oft nicht gesehen. Das ist aber längst nicht mehr der einzige Faktor.

Von Sonntag, 26.01.2025, 13:39 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.01.2025, 13:39 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Ein Großteil der deutschen Wählerinnen und Wähler mit Migrationsgeschichte vertraut eher Parteien aus dem Spektrum Mitte-Links. Lediglich bei Zuwanderern aus der ehemaligen Sowjetunion und ihren Nachkommen haben CDU und CSU einen relativ guten Stand, wie eine aktuelle Studie des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (Dezim) in Berlin zeigt.

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Was die Forscher außerdem herausgefunden haben: Die Sorgen der Wahlberechtigten mit und ohne Einwanderungsgeschichte ähneln sich. Die schwächelnde deutsche Wirtschaft und die Inflation ist für alle Deutschen derzeit das Problemfeld Nummer eins.

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Angst vor Straftaten

Die Daten zeigen zudem, dass Menschen mit Migrationserfahrung besonders häufig befürchten, Opfer einer Straftat zu werden. Dabei spielen nach Einschätzung der Autoren auch die materiellen Lebensumstände eine Rolle: „Prekäre wirtschaftliche Umgebungen und mangelnder Wohnraum sind oft mit einer höheren Kriminalitätsrate verbunden“, heißt es in der Studie.

Die Forscher hatten für ihre Untersuchung nicht gefragt, wen die Teilnehmer der Umfrage wählen würden, wenn schon am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, sondern, welche Partei sie für wählbar halten. Demnach hat die SPD mit 74 Prozent insgesamt das größte Wählerpotenzial, gefolgt von CDU und CSU, Grünen und FDP.

Schaut man allerdings auf die verschiedenen Gruppen, zeigen sich Unterschiede. Beispielsweise gibt es bei Wählern, die Wurzeln in Nicht-EU-Staaten haben, weniger Zustimmung für die Grünen als unter Menschen ohne Migrationsgeschichte.

Wähler mit ausländischen Wurzeln mögen Sahra Wagenknecht

Die Linke und das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) haben in allen von den Wissenschaftlern betrachteten Gruppen mit ausländischer Herkunft mehr Wählerpotenzial als unter Wählerinnen und Wählern ohne Einwanderungsgeschichte. Mit einer Ausnahme: Menschen mit Wurzeln in Russland oder anderen Gebieten der Ex-Sowjetunion haben etwas weniger Vertrauen in die Partei Die Linke.

Als Mensch mit Migrationserfahrung im Sinne der Studie gelten Menschen, die einen Elternteil haben, der ohne deutsche Staatsangehörigkeit geboren wurde.

Nahostkonflikt beschäftigt zugewanderte Wähler stärker

Zu den Themen, die Menschen mit Migrationsgeschichte zuletzt große Sorgen bereitet haben, zählt auch der Nahostkonflikt. Dieser Konflikt wird vor allem von Menschen aus der Türkei und der arabischen Welt oft aus einem anderen Blickwinkel betrachtet als von Deutschen ohne ausländische Vorfahren. 42,7 Prozent der befragten Menschen mit Wurzeln im Ausland bereitet er große Sorgen. Bei den Menschen ohne Migrationsgeschichte sind es 34,8 Prozent.

Das stellt auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Hakan Demir aus Berlin-Neukölln fest, wenn er in seinem Wahlkreis unterwegs ist. Es ist ein Wahlkampf, in dem viele Anti-AfD-Aufkleber auf den Wohnungstüren kleben.

Demir setzt in Neukölln auf Tür-zu-Tür Wahlkampf

„Hohe Mieten, der Müll, der auf der Straße herumliegt, hohe Lebensmittelpreise: Das sind die Themen, auf die ich am meisten angesprochen werde“, sagt Demir. Gerade Menschen mit Migrationserfahrung hätten ihn zuletzt jedoch auch nach der Position seiner Partei zum Krieg im Gaza-Streifen gefragt. Er sagt dann, die SPD sei für eine Zwei-Staaten-Lösung, also für einen palästinensischen Staat, der in friedlicher Nachbarschaft mit Israel lebt.

Mohammed al-Zoubi, den der 40-jährige Abgeordnete bei seinem Tür-zu-Tür-Wahlkampf trifft, reicht das nicht. Er sagt: „Ich sehe kritisch, dass wir Waffen liefern an Israel.“ Dann fügt der 34-Jährige hinzu: „Vor Olaf Scholz war ich für die SPD, aber er hat verkackt.“ Bei der Wahl im Februar wolle er die Linke wählen, sagt er. Einen Kaffee bietet der Altenpfleger aus Syrien, der noch müde ist von seiner Nachtschicht, dem SPD-Kandidaten trotzdem an.

Unfreundliche oder gar feindselige Kommentare erntet Demir im Haustür-Wahlkampf kaum, sagt er. Sein Ziel sind 20.000 Wohnungen, an 5.000 Türen hat er nach eigener Aussage schon geklopft. Manche Bewohner seines Viertels sagen knapp: „Kein Interesse.“

Experte: Akzeptanz entscheidet nicht mehr allein

„Die SPD macht viel für Ausländer“, lobt ein junger Mann, der mit starkem Akzent Deutsch spricht. „Meine Frau erklärt mir, wie das hier in Deutschland mit der Politik läuft“, sagt er und nimmt bereitwillig den Flyer des SPD-Kandidaten entgegen.

Für ihn sei früher immer wichtig gewesen, „welche Partei nimmt mich wahr und akzeptiert mich“, sagt Yunus Ulusoy vom Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) in Essen. Für die Enkel der Eingewanderten seien inzwischen aber auch andere Fragen wichtig, wenn es darum geht, welcher Partei sie ihre Stimme geben. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft

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