Politische Bildung im Osten
NSU-Ausstellung in Zwickau, Doku-Zentrum in Chemnitz
Zwickau und Chemnitz gehören zu jenen Städten, die untrennbar mit der rechtsextremen Terrorzelle NSU verbunden sind. Dort lebten die Neonzais und planten ihre Verbrechen. Dem widmet sich nun eine neue Ausstellung. Außerdem ist ein Doku-Zentrum auf dem Weg.
Montag, 02.09.2024, 12:06 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 02.09.2024, 12:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Das NSU-Kerntrio hat viele Jahre unbehelligt in Zwickau gelebt, nun nähert sich die Stadt in einer Sonderausstellung dem rechten Terror der Gruppe. „Zwickau und der NSU“ heißt die von Wissenschaftlern der Universitäten Leipzig und Chemnitz erarbeitete Schau, die am Sonntag eröffnet hat.
Dabei werde anhand von 35 Tafeln ein Bogen von Taten und Opfern über die rechtsstaatliche Aufarbeitung des NSU-Komplexes bis hin zur Gedenkarbeit in Zwickau gespannt, teilte die Stadt mit. Es gehe etwa um das Netzwerk der Rechtsterroristen, ihre Rückzugsorte, den Münchner NSU-Prozess sowie Zwickau in der medialen Wahrnehmung.
Das Kerntrio des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) stammte ursprünglich aus Jena, war Ende der 1990er Jahre aber zunächst in Chemnitz untergetaucht und hatte später viele Jahre in Zwickau gelebt. Von hier organisierte es seine Mordserie an mindestens zehn Menschen. Die Opfer waren acht türkischstämmige und ein griechischstämmiger Kleinunternehmer sowie eine Polizistin. Hinzu kamen zahlreiche Bombenanschläge und Raubüberfälle mit vielen Verletzten.
Erarbeitet wurde die Ausstellung in Zwickau von den Wissenschaftlern Piotr Kocyba und Ulf Bohmann. Sie ist bis 4. November – das war 2011 der Tag der Selbstenttarnung des NSU nach einem missglückten Banküberfall in Eisenach – in den Priesterhäusern zu sehen. Der Eintritt ist frei.
In Zwickau gibt es zudem seit 2019 einen Gedenkort für die Mordopfer des NSU. Dort wurde für jedes Opfer ein Baum gepflanzt.
Chemnitz: NSU-Doku-Zentrum auf dem Weg
Offiziell an den Start gegangen ist am Sonntag auch das Pilotprojekt zur Aufarbeitung der NSU-Verbrechen in Chemnitz. Zunächst ist im Rahmen der „Kulturhauptstadt Europas Chemnitz 2025“ ein erstes Dokumentationszentrum zum „NSU-Komplex“ geplant. Wie die Bundesregierung bestätigte, unterstützen Bund und Freistaat Sachsen das Vorhaben mit insgesamt vier Millionen Euro.
Das Chemnitzer Zentrum soll ein Ort der Erinnerung für die NSU-Opfer sein und zugleich eine Bildungs- und Forschungsstätte. Umgesetzt wird das Vorhaben von der Initiative Offene Gesellschaft, dem RAA Sachsen und dem Verein ASA-FF. Das Projekt gilt als Vorlage für das vom Bund bis 2030 geplante Dokumentationszentrum zu den Verbrechen des NSU.
Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte, das Chemnitzer Pilot-Dokumentationszentrum biete Raum für Bildung, Forschung und Reflexion. Es trage dazu bei, die Geschichten der Terroropfer und ihrer Familien sichtbar zu machen und die Erinnerung wach zu halten. Sachsens Justiz- und Demokratieministerin, Katja Meier (Grüne), erklärte, Ziel sei ein „für alle offener Lern- und Begegnungsort“. Es könne damit „ein weiterer Leuchtturm der politischen Bildung in Ostdeutschland“ entstehen. (dpa/epd/mig) Aktuell Panorama
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