Studie
Rassismus am Arbeitsplatz weit verbreitet
Rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz sind in Deutschland weit verbreitet – sanktioniert werden sie nur ganz selten. Das geht aus einer Studie hervor. Experten appellieren an Entscheider und warnen vor den unternehmerischen Folgen.
Dienstag, 11.06.2024, 11:09 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 11.06.2024, 16:21 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Rechtsextremismus macht auch vor Werktoren, Büroräumen oder dem Einzelhandel nicht halt: In Deutschland hat jeder dritte Beschäftigte rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz wahrgenommen. Das ergab eine repräsentative Civey-Umfrage im Auftrag von „Gesicht Zeigen!“. Demnach ist fast jeder zehnte Beschäftigte als Opfer rechtsextremer Einstellungen am Arbeitsplatz persönlich betroffen.
„Die Zahlen zeigen, dass Unternehmen handeln müssen“, sagt Geschäftsführerin Sophia Oppermann. Zudem wünschten die Beschäftigten nicht nur eine klare Positionierung der Unternehmen, sondern auch entschiedenes Handeln. Fast zwei Drittel derer, die rechtsextreme Vorfälle wahrgenommen haben, wünschen sich mehr Engagement seitens der Arbeitgeber. Bei denjenigen, die keine rechtsextremen Einstellungen wahrnahmen, sind es nur knapp ein Viertel.
Die Studie zeigt jedoch ein ernüchterndes Bild: Reaktionen oder Sanktionen der Unternehmen bei rechtsextremen Vorfällen gibt es nur ganz selten. In nur weniger als einem von fünf Fällen wurden den Angaben zufolge Maßnahmen ergriffen. Wurden sie jedoch ergriffen, waren diese oft effektiv: „Rund drei Viertel gaben an, dass die ergriffenen Maßnahmen erfolgreich waren und sich rechtsextreme Vorfälle nicht wiederholten“, heißt es. Auch der Wunsch nach mehr Engagement oder Fortbildungen nehme zu, wenn rechtsextreme Einstellungen im Unternehmen wahrgenommen wurden.
Unternehmen unterschätzen Gefahr durch Rechtsextremismus
Umgekehrt wirken sich rechtsextreme Einstellungen am Arbeitsplatz nach Ansicht einer deutlichen Mehrheit der Beschäftigten negativ auf das Betriebsklima aus. Ein gutes Drittel sieht Schwierigkeiten bei der Fachkräfte-Gewinnung und -Sicherung. Dennoch ist jeder fünfte Beschäftigte und jeder dritte Entscheider der Meinung, dass die Verbreitung rechtsextremer Einstellungen keinerlei Auswirkungen auf Arbeitsplatz, Ruf des Unternehmens oder Fachkräfte-Sicherung habe. Hier zeigt sich laut Oppermann, dass die Gefahr durch Rechtsextremismus häufig unterschätzt wird.
Für die Studie befragte das Meinungsforschungsunternehmen Civey zwischen Januar und Februar 2024 in einer repräsentativen Online-Umfrage 2.500 abhängig Beschäftigte und 2.000 privatwirtschaftliche Entscheider. Auftraggeber war „Gesicht Zeigen!“, eine Initiative, die Menschen ermutigt Menschen, aktiv zu werden gegen Rassismus. (mig) Leitartikel Panorama
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