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Junge schaut aus dem Fenster (Symbolfoto) © Shlomaster @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

„Einfach kümmern“

Berlin sucht ehrenamtliche Vormünder für junge Geflüchtete

Die Zahl der unbegleiteten minderjährigen Geflüchteten in Berlin bleibt hoch. Gesucht werden Menschen, die bereit sind, für sie die Vormundschaft zu übernehmen. Der Aufwand ist nicht so groß, wie man meint, aber vom Sofa aus geht’s auch nicht.

Montag, 06.05.2024, 10:32 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 06.05.2024, 10:37 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In Berlin fehlt es an Menschen, die ehrenamtlich die Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Geflüchtete übernehmen. Allein im vergangenen Jahr habe das Land gut 3.100 unbegleitete Kinder und Jugendliche aufgenommen, sagte der Staatssekretär für Jugend und Familie, Falko Liecke (CDU), der Deutschen Presse-Agentur. „Und in diesem Jahr rechnen wir in etwa in dieser Größenordnung. Derzeit haben wir rund 200 ehrenamtliche Vormünder, die sich um diese jungen Leute kümmern.“ Gesucht würden deshalb weitere Berliner, die Verantwortung für einen jungen Flüchtling übernehmen möchten.

„Man sollte selbst geschäftsfähig, also auch volljährig sein, eine gewisse Lebenserfahrung und keine Straftaten verübt haben“, erläuterte Liecke. Wichtig sei großes Interesse daran, sich für den jungen Menschen einzusetzen und vielleicht auch privat mal etwas zu unternehmen.  „Das ist aber nicht zwingend.“

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Nichts fürs Sofa

Geschlecht oder Alter seien für die Übernahme einer Vormundschaft nicht wichtig, anders als Interesse und Engagement. „Man sollte natürlich in der Lage sein, sich tatsächlich um diese Dinge zu kümmern“, so der Staatssekretär – etwa, wenn es darum geht, Verträge abzuschließen oder Anträge zu stellen. „Man muss sich mitunter auch schon durch den Behördendschungel durchkämpfen und auch hartnäckig sein. Das kann man nicht vom Sofa aus machen.“

Und man müsse wissen, dass eine Vormundschaft auch belastend sein könne. „Viele junge Menschen, die zu uns kommen, tragen ein ordentliches Paket mit sich.“ Wenn ein 16-Jähriger aus Afghanistan geflohen sei, habe er unter Umständen schlimme Erfahrungen gemacht. „Das ist etwas, auf das man sich einstellen muss.“ Es gebe für solche Fälle ein Netzwerk Vormundschaften, bei dem man sich Rat und Hilfe holen könne. „Es kann aber auch sehr erfüllend sein, sich für jemand anderen einzusetzen und für seine Interessen zu kämpfen“, sagte Liecke.

Einfach kümmern

Der Zeitaufwand für eine Vormundschaft lasse sich nicht pauschal angeben. „Das hängt auch davon ab, wie intensiv man das betreiben kann oder möchte“, sagte Liecke. „Es gibt Menschen, die mit den Jugendlichen zur Jugendberufsagentur gehen oder einen Praktikumsplatz suchen oder einen Sprachkurs organisieren“. Das sei aber ganz unterschiedlich. „Man muss jedenfalls nicht permanent am Wochenende ins Kino oder Schwimmbad gehen.“

Es gebe zwar auch die sogenannte Amtsvormundschaft und zum Beispiel Rechtsanwaltskanzleien, die bis zu 50 Vormundschaften übernehmen könnten. „Die beste Variante ist aber, wenn wir Ehrenamtliche haben, die sich einfach anders kümmern“, sagte Liecke. „Da funktioniert die Integration deutlich besser.“ (dpa/mig) Aktuell Panorama

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