„Ich nehme keine Seite ein“
Berliner Palästinenser wirbt für Frieden
Jalil Debit weinte vier Tage lang „wie ein Baby“, nachdem die Hamas das Massaker in Israel verübte. Mit dem palästinensisch-israelischen Restaurant „Kanaan“ in Berlin-Prenzlauer Berg will er zeigen, dass Frieden möglich ist.
Dienstag, 17.10.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 17.10.2023, 17:04 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Palästinenser Jalil Debit, der zusammen mit einem jüdischen Israeli ein Restaurant in Berlin führt, ist bestürzt über die Ereignisse in Israel und den palästinensischen Gebieten. „Ich nehme keine Seite ein, weil beide Seiten Fehler machen. Es ist schlimm, weil Menschen sterben.“ Er selbst habe Familie in Israel, in Ramallah im Westjordanland sowie in Gaza, viele seiner Freunde seien jüdische Israelis. Debit lebt in Berlin und in der Stadt Ramla südöstlich von Tel Aviv. „Ich bin nicht besonders, viele sind so wie ich. Wir sind die Brücke“, erzählt der Berliner Restaurantinhaber der Deutschen Presse-Agentur am Telefon, während er in Ramla bei seiner Familie ist.
Gemeinsam mit dem jüdischen Israeli Oz Ben David (43) führt der 42-Jährige das palästinensisch-israelische Restaurant „Kanaan“ in Berlin-Prenzlauer Berg. Der Nahostkonflikt habe ihn seit jeher dazu getrieben, für Frieden zu sein, sagt der 42-Jährige. „Es ist ein Traum, der immer weiter in die Ferne rückt“, sagt Debit mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen. Immer weiter diese Hoffnung in sich zu tragen, habe er vor allem von seinem Vater gelernt, der in Ramla auch ein Restaurant führe.
Respekt gehe nur gegenseitig
„Ich unterstütze die israelischen und die palästinensischen Menschen. Wir müssen einander respektieren“, mahnt er. Das sei auch die Prämisse seines Restaurants, in dem Menschen aus Syrien, dem Libanon, Pakistan und Indien arbeiten. „Die meisten aus unserem Team denken genau so.“ Er ist sich sicher: Menschen zu töten werde niemanden helfen. „In den ersten vier Tagen habe ich wie ein Baby geweint.“
Am 7. Oktober begingen Hamas-Terroristen ein Massaker in Israel. Mit Stand Montagmittag, 10 Tage danach, liegt die Zahl der Getöteten in Israel bei mehr als 1.300, 3.621 weitere Menschen wurden nach Angaben des Gesundheitsministeriums verletzt und 199 Geiseln sind in der Hand der Hamas. In Gaza sind seit Beginn der Luftangriffe bereits rund 3.000 Palästinenser getötet worden, 9.000 Menschen wurden verletzt. Das sind mehr als während des Gaza-Kriegs 2014, als innerhalb von 50 Tagen 2.250 Menschen in dem Küstenstreifen ums Leben kamen.
Positionen verhärtet
Er sei ein bisschen verbunden mit der palästinensischen Community in Berlin. Seiner Wahrnehmung zufolge verhärteten sich die Positionen derzeit: Menschen, die so wie er denken, machten das jetzt umso mehr – und Menschen, die schon immer etwas aggressiver gewesen seien, versteiften sich darauf. „Es müssen mehr Menschen wie ich und Oz gezeigt werden“, so Debit.
Er und Ben David veröffentlichen jetzt das Kochbuch, an dem sie bereits seit zwei Jahren gearbeitet haben. „Wenn wir nicht unser Licht zeigen, wer wird es dann tun?“, sagt Debit. Damit wollten die beiden zeigen, dass es möglich sei, etwas gemeinsam zu erschaffen. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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