Studie

Jeder Dritte Deutsche hat ein rechtspopulistisches Weltbild

Von geheimen Allianzen wird gesprochen, von finsteren Verschwörungen, von gesteuerten Medien und der Politik als Betrugsmaschinerie ist die Rede. Ein rechtspopulistisches Weltbild, das auf Außenstehende absurd wirken mag. Aber die Zahl seiner Anhänger ist groß, wie eine Studie zeigt.

Dienstag, 29.08.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 29.08.2023, 14:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Populismus und der Glaube an Verschwörung sind laut einer Stuttgarter Studie in Deutschland weit verbreitet. Jeder Vierte ist demnach überzeugt, die Politik werde von „geheimen Mächten“ gesteuert. Ein Fünftel der Deutschen glaube zudem, Massenmedien würden die Bevölkerung „systematisch belügen“, heißt es in der Studie der Universität Hohenheim, die am Dienstag veröffentlicht wurde.

„Insgesamt gut ein Drittel der Bundesbürger haben ein im erweiterten Sinn rechtspopulistisches Weltbild“, fasste der Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider die Ergebnisse zusammen. Etwa jeder Sechste (16 Prozent) stimme auch der Aussage zu, das Land gleiche inzwischen „mehr einer Diktatur als einer Demokratie“.

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Islam und Ausländer

Der Aussage, „die deutsche Gesellschaft wird durch den Islam unterwandert“, stimmte runde jeder Dritte zu. Noch deutlicher zum Vorschein kommt der Rechtspopulismus bei der Aussage, „in Deutschland darf man nichts Schlechtes über Ausländer sagen, ohne gleich als Rassist zu gelten.“ Hier stimmte mehr als jeder zweite Befragte zu (52 Prozent).

Das Meinungsforschungsinstitut forsa hatte im Auftrag der Uni Hohenheim im Juli 2023 insgesamt 4.024 Menschen mit einem deutschen Pass befragt.

Weltbild wird populärer

Nach Angaben Brettschneiders verfestigt sich das Weltbild bei einer großen Gruppe der Befragten nicht nur, es wird auch populärer: „Zwischen 2022 und 2023 ist die Zufriedenheit mit dem Funktionieren der Demokratie um zehn Prozentpunkte gesunken“, sagte der Stuttgarter. Das Vertrauen in die Bundesregierung sei zwischen 2022 und 2023 so deutlich gesunken wie bei keiner anderen Institution.

„Wenn sich dieser Frust, diese Unzufriedenheit verfestigen, dann werden Schuldige gesucht und man bastelt sich seine Welt und seine Wahrheiten zusammen“, erklärte Brettschneider den Trend. „Und dieses Basteln war noch nie so einfach wie heute“, sagte er.

Äußeren Mächte: EU, Globalisierung, Islam

Rechtspopulisten verwendeten immer wieder die gleichen Erzähl-Elemente. Es gebe bei ihnen einen einheitlichen „Volkswillen“, der von inneren und äußeren Mächten unterdrückt werde, sagte der Kommunikationsexperte. Zu den inneren Mächten zähle diese Gruppe die politischen Eliten und die Massenmedien, zu den äußeren Mächten die Europäische Union, die Globalisierung und den Islam. „Oft werden auch Verschwörungserzählungen eingebaut“, sagte Brettschneider.

Mit seinem Team hatte er den Befragten 22 Aussagen vorgelegt. Einige davon enthielten Verschwörungserzählungen. Die Befragten sollten angeben, wie stark sie diesen Aussagen zustimmen oder wie stark sie sie ablehnen.

Bildung schützt vor Rechtspopulismus

Das Ergebnis: Bei sieben Prozent der Deutschen findet sich laut Studie ein sehr starker Grad an Rechtspopulismus, bei elf Prozent ein starker Grad. Der Anteil ist demnach im Osten Deutschlands etwas höher (23 Prozent) als im Westen (17 Prozent).

Auch die Bildung spiele eine Rolle, sagt Brettschneider: Je höher die formale Bildung der Befragten, desto geringer sei der Anteil der Menschen mit einem rechtspopulistischen Weltbild. Ausgeprägt sei dieses Bild vor allem bei Anhängern der AfD, heißt es in der Studie weiter. Rund 79 Prozent hätten dort ein rechtspopulistisches Weltbild, bei den Grünen liege dieser Anteil bei 1 Prozent. (dpa/mig) Aktuell Gesellschaft

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