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Dortmund

Hunderte Menschen erinnern an Tod von Mouhamed durch Polizeischüsse

Mehrere Hundert Menschen haben am Samstag in Dortmund an den von der Polizei erschossenen 16-jährigen Flüchtling Mouhamed Dramé erinnert. Sie forderten eine lückenlose Aufklärung und eine Verurteilung der beteiligten Polizisten.

Sonntag, 13.08.2023, 14:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 13.08.2023, 12:25 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Hunderte Menschen haben am Samstag in Dortmund an den vor einem Jahr von der Polizei erschossenen 16-jährigen Geflüchteten Mouhamed Dramé erinnert. Zu einer Demonstration, die vom Solidaritätskreis „Justice4Mouhamed“ organisiert wurde, kamen rund 700 Menschen, wie ein Polizeisprecher sagte. Die Organisatoren der am Hauptbahnhof gestarteten Demo schätzten die Zahl der Teilnehmer deutlich höher ein und sprachen von rund 1.500 Unterstützern.

An einer parallel stattfindenden Versammlung in der Nordstadt, zu der der „Freundeskreis Mouhamed“ eingeladen hatte, beteiligten sich rund 70 Menschen. Bis zum Nachmittag verliefen die Kundgebungen und Umzüge laut Polizei ohne Zwischenfälle.

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Der 16-Jährige war als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling aus dem Senegal nach Deutschland gekommen. Am 8. August vergangenen Jahres wurde er während eines Polizeieinsatzes in der Dortmunder Nordstadt von Polizeischüssen getroffen und starb. Zuvor soll er die Absicht geäußert haben, sich umzubringen und ein Messer in der Hand gehalten haben.

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Experte misstraut Polizei

Die Bodycams der Polizisten waren den Ermittlungen zufolge während des Einsatzes nicht eingeschaltet. Verschiedene Details des Einsatzes hatten sich im Laufe der Ermittlungen anders dargestellt, als zunächst von der Polizei angegeben. Eine Rekonstruktion des Tatablaufs offenbarte massives Polizeiversagen. Experten fordern deshalb verstärkt eine Einschaltpflicht für Bodycams.

„Immer noch bleibt es den Beamten überlassen, das ist mangelhaft, das muss geändert werden“, sagte Polizei-Experte Rafael Behr. „Denn wir haben Grund, den Erzählungen der Polizei zu misstrauen, gerade nach solchen Fällen.“ Da brauche es objektive Beweismittel. Behr ist Professor für Polizeiwissenschaften mit den Schwerpunkten Kriminologie und Soziologie am Hochschulbereich der Akademie der Polizei Hamburg. Prof. Claus Melter hatte die Vermutung geäußert, dass die Polizei bei einem weiß und christlich gelesenen Jugendlichen anders gehandelt hätte.

Lückenlose Aufklärung gefordert

Die Teilnehmenden der Demos forderten eine lückenlose Aufklärung des Vorfalls, eine rasche Verurteilung der beteiligten Polizisten und ein entschiedeneres Vorgehen gegen Polizeigewalt. Zudem verlangten sie unter anderem eine Abschaffung der „rassistisch-motivierten Personenkontrollen durch die Polizei in der Dortmunder Nordstadt“ und die „Etablierung einer unabhängigen Beschwerde- und Kontrollinstanz gegenüber der Polizei“.

In Redebeiträgen der Demonstration des Solidaritätskreises wurde unter anderem darauf hingewiesen, dass der 16-Jährige durch seine Flucht „schwer traumatisiert“ gewesen sei. Der Tod des Jugendlichen sei bei dem Einsatz der Polizei „billigend“ in Kauf genommen worden. Fünf Polizisten wurden von der Staatsanwaltschaft wegen Totschlags, gefährlicher Körperverletzung und Anstiftung zur gefährlichen Körperverletzung angeklagt. Wann ein Strafprozess stattfindet, ist derzeit noch unklar.

„Beeindruckend“

Anna Neumann vom Solidaritätskreis zeigte sich zufrieden mit der Resonanz, auch wenn bei einer Demo im vergangenen November mehr Teilnehmende gekommen seien. „Es ist toll, dass so viele Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist sind. Wir finden das beeindruckend“, sagte sie dem „Evangelischen Pressedienst“.

Die beiden Demonstrationen in Dortmund fanden getrennt voneinander statt, weil in dem „Freundeskreis Mouhamed“ auch Mitglieder der vom Verfassungsschutz beobachteten „Marxistisch-Leninistische Partei Deutschlands“ (MLPD) aktiv sind. Der Solidaritätskreis wollte sich von jeder politischen Vereinnahmung distanzieren und veranstaltete deshalb seine eigene Demo. (epd/mig) Aktuell Panorama

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