Lampedusa/Italien

Zwei Schiffbrüche mit rund 30 vermissten Menschen

Vor Lampedusa kommt es zu zwei Unglücken mit Booten von Geflüchteten. Dutzende Menschen, darunter auch Kinder, werden vermisst. Ein Kind und eine Frau wurden tot geborgen. 90.000 Menschen erreichten im laufenden Jahr Italien, wie viele es nicht schafften, ist nicht bekannt.

Montag, 07.08.2023, 21:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 07.08.2023, 15:54 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Vor der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa sind am Wochenende zwei Geflüchtetenboote gekentert und haben möglicherweise viele Todesopfer gefordert. Wie die Küstenwache am Sonntag mitteilte, werden rund 30 Menschen nach den Unglücken am Samstag vermisst. Unter ihnen sind auch zwei Kinder, wie das UN-Flüchtlingshilfswerk UNCHR twitterte. Ein Kleinkind von elf Monaten und eine erwachsene Frau wurden tot geborgen. 57 Menschen konnten gerettet werden. Auf einem Video der Küstenwache war zu sehen, wie die Menschen bei sehr hohem Wellengang auf dramatische Weise in die Rettungsboote gezogen wurden.

Trotz unruhiger See wagten zuletzt viele Menschen in Booten die gefährliche Überfahrt von Nordafrika in Richtung Lampedusa. 34 Geflüchtete erreichten am Freitag mit ihrem Boot eigenständig die Insel, gingen dort aber an einer derart unwegsamen Bucht an Land, dass sie bis Sonntag warten mussten, ehe sie gerettet werden konnten. Bergretter, Feuerwehrleute und Soldaten evakuierten die Menschen – darunter ein Minderjähriger und zwei Schwangere – per Helikopter, wie die Bergrettung mitteilte. Die Küstenwache hatte wegen der hohen Wellen keine Rettung vom Meer her durchführen können.

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Wer die Menschen bei solchen Wellengängen in Booten losschicke, sei ein „skrupelloser, verrückter Krimineller“, sagte der Polizeichef von Agrigent – zu dem Lampedusa gehört – dem Portal „agrigentooggi.it“. „Für die nächsten Tage ist weiter rauer Seegang vorhergesagt“, ergänzte Emanuele Ricifari, der deshalb auf weniger Überfahrten in Richtung Lampedusa hoffe. „Es ist ein Gemetzel in diesem Meer.“ Trotz dieser dramatischen Ereignisse, die sich regelmäßig abspielen, gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission der Europäischen Union im Mittelmeer.

90.000 Geflüchtete in Italien im laufenden Jahr

Seit Monaten versuchen Zigtausende Menschen, vor allem aus Tunesien und aus Libyen, mit teils seeuntauglichen Booten Lampedusa oder andere süditalienische Orte zu erreichen. Von denjenigen, die nicht schon an den nordafrikanischen Küsten abgefangen werden, werden manche, die es weiter Richtung Europa schaffen, von italienischen Behördenbooten oder der Finanzpolizei aufgelesen und in Erstaufnahmelager gebracht. Laut Innenministerium in Rom erreichten allein in diesem Jahr bislang mehr als 90.000 Geflüchtete die italienischen Küsten – das sind mehr als doppelt so viele Menschen als noch im Vorjahreszeitraum.

Auch zivile Organisationen retten regelmäßig Menschen: Die Crew des deutschen Rettungsschiffs „Nadir“ etwa holte in der abgelaufenen Woche nach eigenen Angaben 170 Menschen an Bord, darunter sechs schwangere Frauen, zwei von ihnen im neunten Monat. Sie alle wurden – teils übernommen von der Küstenwache – nach Lampedusa gebracht. Einer aktuellen Studie zufolge erhöht die Seenotrettung, anders als von vielen Politikern behauptet, nicht die Zahl gefährlichen Überfahrten über das Mittelmeer. (dpa/mig) Aktuell Panorama

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