Folge von Corona?
Mehr Schulabgänger ohne Abschluss
Wer die Schule ohne zumindest den Hauptschulabschluss verlässt, landet oft in schlecht bezahlten Jobs. Schüler mit Migrationserfahrung sind stark betroffen. Gleichzeitig werden Fachkräfte gesucht. Wie will Niedersachsen die Zahl der Abbrecher senken?
Montag, 12.06.2023, 18:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 12.06.2023, 16:41 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Seit Beginn der Pandemie haben mehr Jugendliche in Niedersachsen die Schule verlassen, ohne mindestens einen Hauptschulabschluss in der Tasche zu haben. Der Anteil der Abgängerinnen und Abgänger ohne Hauptschulabschluss lag im Schuljahr 2020/2021 bei 6,0 Prozent und im Schuljahr 2021/2022 bei 6,7 Prozent. Das teilte das Landesamt für Statistik Niedersachsen (LSN) auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Im Sommer 2022 verließen insgesamt landesweit 5086 von 76 241 Absolventen die Schule ohne Abschluss.
Laut einer im März veröffentlichten Bertelsmann-Studie drohen vielen der Abgänger ohne Abschluss Nachteile bei der Suche nach einer Ausbildung. Bundesweit zählte die Studie rund 1,7 Millionen junge Erwachsene im Alter von 20 bis 30 Jahren ohne Ausbildung. In Niedersachsen hatten 19,1 Prozent der 20- bis 30-Jährigen keine abgeschlossene Berufsausbildung (Stand 2021). Die Arbeitslosenquote ist nach Angaben der Bertelsmann-Stiftung bei Ungelernten fast sechsmal so hoch wie bei Menschen mit Berufsausbildung.
Während der Corona-Pandemie berichteten Lehrkräfte immer wieder, dass einige Schülerinnen und Schüler wiederholt für lange Zeiträume fehlten. Befürchtet wurden steigende Zahlen von Schulabbrechern. Laut Kultusministerium gab es in den Regionalen Landesämtern für Schule und Bildung während der Pandemie einen leichten Anstieg von Anfragen zum Thema Schulvermeidung. Es gebe aber keine Statistik darüber, deshalb lassen sich laut Ministerium auch keine verlässliche Aussagen zu dem Thema treffen.
Schüler mit Migrationserfahrung stärker betroffen
Der Bertelsmann-Studie zufolge besuchten knapp die Hälfte der Jugendlichen, die den Hauptschulabschluss verfehlten, eine Förderschule. Jungen verlassen häufiger die Schule ohne Abschluss als Mädchen. Auch Schüler mit Migrationserfahrung sind stärker betroffen.
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gibt es für Niedersachsen keine Erhebung, aus welchen Gründen Jugendliche die Schule ohne Abschluss verlassen. Das Land plant laut Kultusministerium mit Hilfe einer Software sogenannte Schülerindividualdaten zu erheben. Dieser Datensatz soll voraussichtlich ab Schuljahr 2028/29 unter anderem als Grundlage für die Steuerung und Planung im Schul- und Hochschulbereich dienen.
Was tut Niedersachsen?
Eine Ministeriumssprecherin wies darauf hin, dass Niedersachsen bei der Quote der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss unter dem Bundesdurchschnitt liege. Die Bertelsmann-Studie nennt für 2021 für Niedersachsen eine Quote von 5,9 und für ganz Deutschland von 6,2 Prozent. Schlusslicht im Ländervergleich ist Bremen mit einer Quote von 10,0 Prozent.
Was wird in Niedersachsen getan, damit möglichst alle jungen Menschen Schul- und Berufsabschlüsse erreichen? Seit 2020 baue das Land kontinuierlich die Sozialarbeit an den Schulen weiter aus, sagte die Sprecherin des Kultusministeriums. „Jährlich werden zusätzliche Stellen für sozialpädagogische Fachkräfte geschaffen.“ Auch der Ausbau der Berufsorientierung besonders an Haupt-, Real- und Oberschulen habe sich in den vergangenen Jahren als sinnvolle und erfolgreiche Maßnahme gezeigt. (dpa/mig) Aktuell Panorama
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