Nebenan
Für ein Deutschland ohne Bayern
Die Kriminalisierung von Klima-Aktivisten ist eine Ehre, die vielen Nazi-Gruppen nicht zuteilwird. Manche Parteien feiern die Razzien - dieselben übrigens, die stets vor Migration warnen, durch ihre Politik aber erst genau diesen Migrationsdruck erzeugen.
Von Sven Bensmann Montag, 29.05.2023, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 08.03.2024, 15:46 Uhr Lesedauer: 6 Minuten |
Was für eine Woche. Unter der Führung des ebenso verkommenen wie rückständigen Bayern, das in der gesamten Klimadebatte noch nicht ein einziges Mal durch konstruktive Mitarbeit aufgefallen ist – von der Verhinderung der Windkraft durch Abstandsgesetze über die Forderung, die Kernkraftwerke weiterlaufen zu lassen, aber nur unter der Bedingung, dass all der strahlende Abfall bitte nicht in Bayern gelagert werde, bis hin zur Verhinderung von Stromtrassen, die sauberen Strom von der Küste Richtung Bayern transportieren könnten – wurden bundesweit Razzien gegen die Letzte Generation vor den Kipppunkten geführt und diese als „kriminelle Vereinigung“ verunglimpft: Eine Ehre, die vielen Nazi-Gruppen in Bayern nicht zuteilwird. Und im Fußball scheint dort dann wohl auch noch etwas ähnlich Widerliches und Vorhersehbares passiert zu sein.
Dass das bayrische Landeskriminalamt (LKA) und die Münchener Staatsanwaltschaft, unter Handreichung der deutschen Innenministerin, junge Menschen verfolgen, die einfordern, dass der Staat sich dem selbstgesteckten Ziel des Klimaschutzes endlich ernsthaft verpflichtet – und nicht etwa die Landes- und die Bundesregierung, die diese Ziele von Verfassungsrang hintertreiben und die dafür bereits vom Bundesverfassungsgericht gerügt wurden, und die damit im Kern ja auch irgendwie verfassungsfeindliche Organisationen darstellen – spricht jedenfalls Bände. Ein Zitat von Kurt Tucholsky ist mir dazu im Zuge der Diskussion noch einmal in die Hände gefallen, das die deutsche Natur wohl besser auf den Punkt bringt, als jede „Bild“-Schlagzeile es könnte: „In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der den Schmutz macht.“
„Klar ist jedenfalls, dass man in Bayern die Grenzen dichtmachen will wegen der bösen Ausländer, die vor dem Klimawandel fliehen müssen, und, dass in Bayern dieses Jahr noch gewählt wird.“
Ob es denn auch diese Art von Verfolgung von Aktivisten ist, die man in der Münchener Arroganzarena unter „Bekämpfung von Fluchtursachen“ versteht, konnte bis zum Redaktionsschluss nicht geklärt werden. Klar ist jedenfalls, dass man in Bayern die Grenzen dichtmachen will wegen der bösen Ausländer, die vor dem Klimawandel fliehen müssen, und, dass in Bayern dieses Jahr noch gewählt wird. Und da kann man dann entscheiden, ob es wirklich so konservativ ist, Küstenlinien und Grenzen in Europa und auf der ganzen Welt neu zu ziehen, Menschen zu verdrängen und deren Lebensgrundlagen zu zerstören, kann jede/r, der/die Kinder hat oder solche zumindest noch plant, für sich entscheiden, ob er/sie diesen Kindern eine lebenswerte Zukunft konservieren will, oder ob er/sie seine/ihre Scheißgören am Klimawandel verrecken sehen will. Tradition und Familie, die sind in Bayern schließlich heilig – und so wichtig, dass Söders Vorgänger gleich in althergebrachter Di-Monogamie zwei Familien nebeneinander lebte, von denen eine nichts von der anderen wusste.
Bis es soweit ist, wird die Letzte Generation schon am Mittwoch wieder deutschlandweit protestieren. Wer meint, dass sich die Kinder ja immer nur irgendwo festklebten, vermutlich eine lehrreiche Veranstaltung – sicher auch in Ihrer Nähe.
„Selbst die UN … erklärten übrigens kurz nach den Razzien, dass die Klimaaktivisten eigentlich besonderen Schutz und nicht etwa Kriminalisierung verdienten, weil wir sie heute mehr denn je bräuchten… „
Selbst die Vereinten Nationen, in Person von Stephane Dujarric, beziehungsweise dieser in seiner Funktion als Sprecher des UN-Generalsekretärs António Guterres, erklärten übrigens kurz nach den Razzien, dass die Klimaaktivisten eigentlich besonderen Schutz und nicht etwa Kriminalisierung verdienten, weil wir sie heute mehr denn je bräuchten – da sie in entscheidenden Momenten stets dazu beigetragen hätten, Politik und Wirtschaft zu mehr Klimaschutz zu drängen. Guterres, Dujarric und die Vereinten Nationen widersprechen damit direkt und explizit nicht nur all den Politwirrköpfen von Scholz über Faeser bis Söder und Dobrindt, die sich teils nicht einmal entblöden, den Verfassungsschutz dazu auffordern, eine Bewegung, die dieser als friedlich und ausgesprochen verfassungstragend ausgemacht hat, zu überwachen, sondern auch jenen quasifaschistoiden Industrieklebern wie Volker Wissing, die allein das Parlament als Ort der politischen Willensbildung ausgemacht haben wollen – ganz so, als bilde der Bundestag eine Art Zentralkomitee des deutschen Volkes, in dem ein Haufen Sesselfurzer – bestellt von der deutschen Industrie – entscheidet, was die Parteien dem einfachen Volk aufzutragen haben.
Für mich fragt sich da natürlich, wozu es dann überhaupt mehrere Parteien geben sollte: Eine Einheitspartei des Deutschen Bundestags täte es dann ja schließlich auch. Die macht dann regelmäßig Fünfjahrespläne – und wer seinen Plan übererfüllt, kriegt als Belohnung nen Keks. Andererseits entspricht eine solche Aussage ja auch wieder ganz dem Demokratieverständnis der FDP und ihrer politischen Praxis, dass ja jetzt nicht auf demokratische Prinzipien, sondern vielmehr auf neofeudalistischen Marktradikalismus getrimmt ist.
Apropos antidemokratische Staatszersetzer: Es muss sicherlich geschmerzt haben, dass ein Rechtsaußen wie August von Finck junior (der gute Geschmack verbittet, zu googeln, woher der Senior seinen immensen Reichtum erlangt hatte, schon wegen der vielen Triggerworte wie Nazis, Hitler und Arisierung), der zuvor an die FDP (siehe „Mövenpick-Affäre“) gespendet hatte, in seinen letzten Lebensjahren wohl eine neue Partei für sich entdeckt hatte – eine, die nationalistischer als die Vorgenannten auftritt, die Rassismus zu ihrem Markenkern gemacht hat, die ein genauso unverkrampftes Verhältnis zu Vogelschissen hat, wie er selbst – und die er (so die Gerüchte) womöglich durch hohe, ebenso illegale wie verborgene Spenden vor dem drohenden Untergang rettete.
„So wie man wohl aushalten muss, dass diese Parteien stets vor Migration warnen, dann durch ihre Politik aber erst genau diesen Migrationsdruck erzeugen. „
Ein Treppenwitz der Geschichte (ganz am Rande), dass es so am Ende öffentlichkeitsscheue Eliten aus dem Ausland (der Schweiz) waren, die mit dem Vermögen der Rothschilds und anderer Juden im Rücken, direkt Einfluss auf die deutsche Politik nahmen und damit versuchten Deutschland zu destabilisieren, sowie seine demokratische Ordnung zu stören – mithilfe einer AfD, die, geführt von einer lesbischen Schweizer Goldman Sachs-Bankerin, die dunkelhäutige Kinder mit einer dunkelhäutigen Frau hat, gegen Ausländer, LGBTQI+ und globalistische Finanzeliten hetzt.
Vielleicht muss man solche Widersprüche aber auch einfach aushalten, wenn man immer der Partei mit den einfachsten Antworten für eine komplexe Welt nachhechelt, ganz egal, ob sie den Ausverkauf Deutschlands an eine Milliardärskaste, die ihren Reichtum in den meisten Fällen jener Periode der Wohlstandsneudistribution zwischen 1933 und 1945 verdankt, mittels einer „der Markt regelt alles“, einer „so haben wir das immer schon gemacht“ oder einer „hier, guckt auf die bösen Ausländer, während wir euch euer Geld nehmen, um es den Reichen zu geben“-Ideologie verfolgt. So wie man wohl aushalten muss, dass diese Parteien stets vor Migration warnen, dann durch ihre Politik aber erst genau diesen Migrationsdruck erzeugen. Schließlich ist das immer noch das geringere Übel – verglichen mit einem Veggie-Tag pro Woche. Ich mein: Ein Veggie-Tag! Ernsthaft! Einen ganzen Tag Kartoffeln, Butterbrot und die Pizza darf auch nur Margherita sein. Oder mit Ananas.
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