UN-Afrika-Studie

Nicht Religion, sondern Armut treibender Faktor für Extremismus

Warum schließen sich Menschen in Afrika extremistischen Gruppen an? Dieser Frage ist eine UN-Studie nachgegangen und zeigt: Armut und die Hoffnung auf ein Einkommen sind die treibenden Faktoren. Religion rangiert erst an dritter Stelle – und ist selten begründet.

Donnerstag, 09.02.2023, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 09.02.2023, 14:00 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Armut ist einer UN-Studie zufolge der Hauptgrund für Afrikaner, sich extremistischen Gruppen anzuschließen. Religiöse Überzeugungen rangierten hingegen erst an dritter Stelle der Motivationen, hieß es in der Erhebung durch das UN-Entwicklungsprogramm (UNDP), die am Dienstag veröffentlicht wurde. Für die Studie wurden in acht afrikanischen Ländern südlich der Sahara insgesamt 1.181 ehemalige oder noch aktive Mitglieder von Terrorgruppen befragt.

Die Region sei zu einem „neuen globalen Epizentrum des gewalttätigen Extremismus“ geworden, sagte UNDP-Leiter Achim Steiner. Dies wirke sich negativ auf die Sicherheit aus und drohe, hart erkämpfte Entwicklungserfolge zunichtezumachen.

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Ein Viertel von mehr als 880 Befragten, die freiwillig einer extremistischen Gruppe angehört hätten oder noch angehörten, hätten dies in der Hoffnung auf ein Einkommen getan, befanden die Autorinnen und Autoren des Berichts. 22 Prozent seien Familienangehörigen oder Freunden gefolgt. 17 Prozent von ihnen schlossen sich demnach aus religiösen Gründen an. Dabei gab die Mehrheit der Befragten an, nur wenig Kenntnisse über religiöse Texte zu haben.

Religiöse Motivation geht zurück

Dabei sei der Anteil derer, die sich wegen der Einkommensmöglichkeiten extremistischen Gruppen anschließen, seit einer ersten ähnlichen Studie 2017 um 92 Prozent gestiegen. Die religiöse Überzeugung als Hauptgrund ging derweil um 57 Prozent zurück.

Anreize zu schaffen, die den Ausstieg aus dem Extremismus möglich machen, sind laut dem Bericht daher von zentraler Bedeutung. Dazu gehören Investitionen in die Grundversorgung und Bildung, genauso wie Rehabilitations- und Amnestieprogramme der jeweiligen Regierungen.

1.000 Personen befragt

Neben den früheren oder aktuellen freiwilligen Angehörigen von extremistischen Gruppen befragten die Autorinnen und Autoren mehr als 1.000 Männer und Frauen in ähnlichem Alter und mit ähnlicher Herkunft wie die Kämpferinnen und Kämpfer, die sich jedoch keiner solchen Gruppierung angeschlossen haben, als Referenzgruppe. Zudem wurden knapp 300 Opfer von Zwangsrekrutierung interviewt.

Die Befragten stammten aus Burkina Faso, Kamerun, Tschad, Mali, Niger, Nigeria, Somalia und Sudan. Extremistische, gewalttätige Gruppierungen haben vor allem in afrikanischen Ländern südlich der Sahara in den letzten Jahren einen starken Zulauf erlebt. (epd/mig) Aktuell Panorama

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