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Arbeiter (Symbolfoto) © 123rf.com

Arbeitsmarkt-Forscher

Reformpläne bei Fachkräftemigration unzureichend

Experten vom Institut für Arbeitsmarktforschung fordern Verbesserungen bei den Reformplänen der Bundesregierung zur Fachkräftemigration. Die Zahl der Einwanderer sei zu niedrig. Auch Arbeitgeber fordern mehr Tempo bei der Anwerbung von Fachkräften, sonst sei der Wohlstand nicht zu halten.

Mittwoch, 08.02.2023, 15:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.02.2023, 16:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Nach Ansicht des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) sind die Reformpläne der Bundesregierung zur Fachkräftemigration sinnvoll, doch sie reichen nicht aus. „Die Erwerbszuwanderung aus Drittstaaten müsste steigen, um die wachsende Fachkräftelücke zu decken“, erklärte IAB-Direktor Bernd Fitzenberger am Mittwoch in Nürnberg. Bislang beschränke sich die gesteuerte Einwanderung zu Erwerbszwecken aus Nicht-EU-Ländern höchstens auf etwa 60.000 Personen pro Jahr.

Grund dafür ist laut Fitzenberger, dass die derzeitigen Einwanderungsregelungen zu restriktiv sind. Die Reformpläne der Ampel-Koalition sehen Erleichterungen bei Zuzügen mit Arbeitsplatzzusage auch ohne weitergehende Qualifikationsauflagen vor. Ebenso sollen die Gehaltsschwellen für die „Blaue Karte Europa“ reduziert werden. Das betrifft Hochschulabsolventen, die dauerhaft einwandern wollen. Außerdem soll über ein Punktesystem ein Kontingent für Ausländer geschaffen werden, die sich in Deutschland eine Arbeit suchen dürfen, wenn sie bestimmte Kriterien erfüllen.

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Fitzenberger sagte, diese Vorschläge gingen in die richtige Richtung, aber noch nicht weit genug. Er regte an, im geplanten Punktesystem Englischkenntnisse zu berücksichtigen, die auch in Deutschland in zahlreichen Berufsfeldern nützlich seien. Weiterhin solle man in reglementierten Berufen, etwa im medizinischen Bereich, prüfen, ob Anerkennungsverfahrungen vereinfacht oder nachgewiesene Berufserfahrung berücksichtigt werden können. Schließlich könne auch Erwerbstätigkeit auf Probe hierzulande das Nachholen eines Berufsabschlusses ermöglichen.

Arbeitgeber drücken aufs Tempo

Nur wenige Tage zuvor haben auch Arbeitgeber mehr Tempo bei der Einwanderung von Fachkräften nach Deutschland gefordert. „Wir müssen in den nächsten Jahren den demografischen Wandel abfedern“, sagte der Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, Steffen Kampeter, der Düsseldorfer „Rheinischen Post“. „Ohne Fach- und Arbeitskräfte aus dem Ausland werden wir unseren Wohlstand nicht halten.“

Einwanderung in Beschäftigung müsse daher viel schneller und effizienter werden, sagte der Arbeitgeberpräsident. „Wer heute zu uns kommen will, um zu arbeiten, betritt einen Bürokratie-Dschungel.“ Zudem müssten die Rahmenbedingungen in Deutschland attraktiver gestaltet werden. Dazu zählt Kampeter ein attraktives Steuerrecht, eine angemessene Kinderbetreuung, eine Bürokratie mit Willkommenskultur „und eine öffentliche Debatte, die genau dies in den Mittelpunkt stellt“.

Es genüge aber nicht, allein auf Einwanderung zu setzen, betonte Kampeter. Auch im Inland werde das Arbeitskräfte-Potenzial nicht ausgereizt. Arbeitssuchende müssten schneller, besser und nachhaltiger in Jobs gebracht werden. Zudem sollte „die abschlagsfreie Rente ab 63 sofort abgeschafft werden“, verlangte der Arbeitgeberpräsident. (epd/mig) Leitartikel Wirtschaft

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