Analyse

AfD hat deutlich weniger Anlaufstellen und trotzdem ein stabiles Milieu

Die AfD bietet Bürgern im Vergleich zu anderen Parteien deutlich weniger Anlaufstellen. Das geht aus einer aktuellen Analyse hervor. Die Partei sei in Ostdeutschland dennoch etabliert mit einem stabilen Wählerpotenzial von bis zu 25 Prozent.

Mittwoch, 08.02.2023, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.02.2023, 16:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die AfD ist laut einer Analyse des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) mit ihren Anlaufstellen für Bürger weniger präsent als andere Parteien in Deutschland. „Das Selbstbild der Partei, besonders volksnah zu sein, trügt mindestens hinsichtlich ihrer Verankerung in der Fläche“, sagte der Politikwissenschaftler und Studienautor Knut Bergmann in Köln mit Blick auf die Parteigründung vor zehn Jahren. Um die Präsenz der Parteien vor Ort zu ermessen, hat das IW-Team die Verfügbarkeit von Anlaufstellen der Parteien untersucht.

Mit 144 Anlaufstellen wie Wahlkreis-, Abgeordneten- und Bürgerbüros sowie Landes- oder Kreisgeschäftsstellen in Deutschland sei die AfD „mit deutlichem Abstand das Schlusslicht“, heißt es in der Analyse. Somit kämen auf ein Mitglied des Bundestages bei der AfD im Schnitt lediglich 1,7 Anlaufstellen. Derweil seien es bei den Grünen 8,1 Anlaufstellen pro Bundestagsabgeordnetem, bei der FDP 9,8, bei der Linkspartei 13,9, bei der SPD 14,9 und bei der Union 15,8 Anlaufstellen.

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AfD kann im Osten besser Fuß fassen als im Westen

Seit ihrer Gründung am 3. Februar 2013 habe sich der Fokus der zunächst westdeutsch geprägten „Professorenpartei“ nach Ostdeutschland verschoben, heißt es in der IW-Analyse. Denn mit 38 Prozent befinde sich ein überdurchschnittlicher Anteil der Anlaufstellen in Ostdeutschland. Dort sei es der Partei besser gelungen Fuß zu fassen als im Westen.

Damit übereinstimmend sieht der Magdeburger Extremismusexperte David Begrich die AfD in Ostdeutschland als etablierte Partei. „Die AfD hat in Ostdeutschland schon sehr lange ein stabiles Wählermilieu, unabhängig von aktuellen Themen und Kampagnen“, sagte Begrich der in Berlin erscheinenden „tageszeitung“. Nach Meinung des Sozialwissenschaftlers und Theologen vom Verein Miteinander ist die AfD in Ostdeutschland „eine bei 20 bis 25 Prozent stehende, etablierte Partei“: „Und der Prozess der Radikalisierung der AfD zu einer rechtsextremen Partei ist abgeschlossen.“

Experte: Verfassungsschutz in Ostdeutschland keine Autorität

Weiter sagte Begrich: „Zu glauben, man könne die AfD mit dem Verfassungsschutz irgendwie politisch zurückdrängen, ist eine westdeutsche Illusion.“ Im gesellschaftlichen Diskurs im Osten sei der Verfassungsschutz keine Autorität. „Und aus der AfD heißt es, das sei die Stasi von heute“, unterstrich Begrich. Der „Verein Miteinander-Netzwerk für Demokratie und Weltoffenheit in Sachsen-Anhalt“ setzt sich nach eigenen Angaben für eine offene, plurale und demokratische Gesellschaft in Sachsen-Anhalt und darüber hinaus ein.

Da die AfD nicht über eine Statistik zur Anzahl und geografischen Verteilung der eigenen Anlaufstellen verfüge, seien für die Analyse Daten maschinell von Google ausgelesen worden, erklärte das IW-Team. Dieses Vorgehen garantiere keine fehlerlose Treffsicherheit. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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