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Information und Orientierung

Was deutsche Medien für Flüchtlinge aus der Ukraine anbieten

Wo bekomme ich was? Wer hilft mir? Wie geht Deutschland? Medienhäuser in Deutschland versuchen, mit speziellen Angeboten neu Angekommene zu erreichen. Jetzt geht ein neues Angebot für Ukrainer an den Start.

Von Donnerstag, 25.08.2022, 21:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Freitag, 26.08.2022, 6:43 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Wenn Menschen aus Kriegsgebieten fliehen und nach Deutschland kommen, brauchen sie vor allem zwei Dinge: Informationen und Orientierung. „Orientierung bedeutet, dass die Menschen wissen müssen, wo sie was bekommen und wer ihnen hilft“, sagt Cornelia Gerlach von der Nachrichtenplattform „Amal, Berlin!“. Das Internetportal bietet seit 2016 Informationen für Menschen, die unter anderem aus Syrien und Afghanistan nach Deutschland gekommen sind. Seit dieser Woche gibt es mit „Amal, Ukraine!“ auch Informationen für jene, die vor dem Krieg aus der Ukraine geflohen sind.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine am 24. Februar schufen viele Medienhäuser rasch Angebote für Ukrainerinnen und Ukrainer, die nach Deutschland geflohen waren. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender beteiligten sich mit Informationen und Videos auf Ukrainisch. Dem Westdeutschen Rundfunk (WDR) in Köln kam dabei zugute, dass er seit 2015 mehrsprachige Angebote für Flüchtlinge aufgebaut hat. Mit „Sachgeschichten von der Maus“ auf Ukrainisch, einem Sprachkurs im Kinderradio und Mini-Podcasts richtet sich der Sender auch an Ukrainer in Deutschland. Besonders nachgefragt seien Informationen zu finanziellen Hilfen oder zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, hieß es.

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Auch Funk, das Online-Content-Netzwerk für junge Menschen von ARD und ZDF, reagierte auf den Krieg. Mit „How to Deutschland“ wollten die Macher „den vielen Menschen, die insbesondere im Zuge des Ukraine-Krieges nach Deutschland gekommen sind, eine erste Orientierung“ bieten, sagt Funk-Sprecherin Eva Thomsen. Besonders persönliche Posts, in denen Betroffene zu Wort kamen, und Posts mit praktischen Tipps, seien auf das Interesse der Community gestoßen.

Öffentlich-rechtliche in der Pflicht

Nach dreieinhalb Monaten, in denen über den Instagram-Kanal dreisprachige Informationsangebote zum Ankommen und Leben in Deutschland verbreitet wurden, entschied sich Funk jedoch Anfang Juli dafür, das Angebot pausieren zu lassen. „Die meisten Geflüchteten sind nun schon länger hier oder haben Deutschland bereits wieder verlassen“, sagt Thomsen. Falls sich die Situation verändere und es neue wissenswerte Themen zu erzählen gebe, könne der Kanal bei Bedarf angepasst werden.

Gerlach, die als Projektkoordinatorin bei „Amal, Berlin!“ tätig ist, sagt, zunächst seien die Verwaltungen, aber auch die öffentlich-rechtlichen Sender in der Pflicht gewesen, möglichst schnell Informationsangebote für Flüchtlinge zu schaffen. „Amal, Berlin!“ als relativ kleine Einrichtung könne mit „Amal, Ukraine!“ erst jetzt, ein halbes Jahr nach Beginn des Kriegs, an den Start gehen.

Täglich fünf wichtige Nachrichten auf Ukrainisch

Das unter anderem von der Evangelischen Kirche in Deutschland, verschiedenen Stiftungen und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg unterstützte Projekt profitiert von den Erfahrungen, die Amal seit 2016 gesammelt hat. Die Idee entstand bereits 2015, als Hunderttausende Menschen unter anderem aus Syrien und Afghanistan nach Deutschland kamen. „Unsere Erfahrung ist, dass die Menschen, die nun schon länger in Deutschland sind, Amal auch weiter nutzen“, sagt Gerlach.

Ab sofort veröffentlicht das Team bestehend aus drei ukrainischen Journalisten täglich fünf wichtige Nachrichten auf Ukrainisch. Für die ukrainische Community in Berlin sollen zudem Reportagen und weitere Berichte produziert und über soziale Netzwerke veröffentlicht werden. In den kommenden Wochen seien unter anderem die Veröffentlichung einer Reportage aus einer Berufsberatung für Neuangekommene, ein Video über ein Berliner Künstlerkollektiv sowie ein Interview mit einer Aktivistin der Berliner Initiative Vitsche geplant.

Selbstverständlicher Teil des Medien-Konsums

Im Vordergrund stehe für die Zielgruppe irgendwann nicht mehr die Sprache, gesucht würden spezifische Angebote, sagt Gerlach: „Wir sind dann irgendwann selbstverständlicher Teil des Medien-Konsums.“

Nach Angaben des Gemeinschaftswerks der Evangelischen Publizistik (GEP) vom Donnerstag soll auch in Frankfurt am Main ein Zweig von „Amal“ aufgebaut werden, an dem drei Exiljournalisten beteiligt sein werden. Das Gemeinschaftswerk, zudem auch die Zentralredaktion des Evangelischen Pressedienstes (epd) gehört, ist Träger des Nachrichtenportals.

Ein ganz anderes Setting

Im Vergleich mit den Flüchtlingen, die 2015 und 2016 im Zuge des Syrien-Krieges nach Deutschland kamen, sieht die Koordinatorin von „Amal“ einen Unterschied: „Die aus der Ukraine Geflüchteten kommen in ein ganz anderes Setting als jene, die vor ein paar Jahren zu uns kamen.“

Das habe anfangs auch bei den für „Amal, Berlin!“ arbeitenden Journalistinnen und Journalisten zu Skepsis geführt. „Das Gefühl war: Die kriegen ja alles“, sagt Gerlach. Mittlerweile hätte sich ihre Meinung jedoch geändert. Heute sähen sie: „Denen geht es auch schlecht.“ Deshalb unterstützten sie auch das neue Projekt. (epd/mig) Aktuell Feuilleton

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