Kriege und Klimawandel

Staatengemeinschaft versagt bei Hunger in Ostafrika

Hilfswerke warnen angesichts ausbleibender Regenfälle vor einer Katastrophe in Ostafrika. Bundesaußenministerin Baerbock rechnet mit einer Hungerkrise im Süden. Experten fordern mehr humanitäre Hilfe.

Donnerstag, 21.07.2022, 20:30 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 10.09.2023, 15:51 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die internationale Gemeinschaft versagt laut der Organisation International Rescue Committee (IRC) bei der Hilfe für Ostafrika. Die Region steuere auf eine katastrophale, vermeidbare und vorhersehbare Hungersnot zu, erklärte das Hilfswerk in Berlin. Angesichts der Auswirkungen von Ukraine-Krieg, Klimawandel, Konflikten und den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie auf die Region sei die Krise abzusehen gewesen und werde dennoch vernachlässigt. Ohne sofortige Hilfe könnten in Somalia, Äthiopien und Kenia über drei Millionen Menschen verhungern.

Auch Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne) erwartet, dass sich die Hungerkrise in den Ländern des Globalen Südens weiter zuspitzt. „Die Hungerkrise weltweit wird dramatische Folgen haben, selbst wenn das Getreide aus der Ukraine herauskommt“, sagte Baerbock am bei der Talk-Reihe „RND vor Ort“ des „RedaktionsNetzwerks Deutschland“ in Hannover.

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Baerbock: Wir dürfen die Augen nicht verschließen

„Es ist nicht nur der Krieg, es sind die Dürren, es hat in vielen Ländern Afrikas den zweiten Sommer in Folge gar nicht mehr geregnet“, sagte die Außenministerin. „Wir haben den Krieg in der Ukraine, aber wir haben auch eine Klimakrise und eine globale Hungerkrise“, betonte Baerbock. „Wir dürfen die Augen davor nicht verschließen und müssen jetzt handeln“, forderte sie.

Das IRC erinnerte daran, dass 2011 bei der letzten Hungersnot in der Region 260.000 Menschen um Leben gekommen sind. Trotz des damaligen Versprechens der Staatengemeinschaft, nie wieder so etwas zuzulassen, kämpfe Ostafrika um die nötige Aufmerksamkeit und Finanzhilfe.

Vierte ausbleibende Regensaison

Nach der vierten ausbleibenden Regensaison verschlimmere sich die Lage in Somalia, Äthiopien und Kenia von Woche zu Woche, heißt es in einem IRC-Bericht zur Region. Seit Januar habe sich die Zahl der Menschen in Somalia, die wegen der Dürre hungerten, fast verdoppelt. In einer IRC-Klinik in der Hauptstadt Mogadischu stieg demnach von April bis Mai die Zahl der Einweisungen von schwer unterernährten Kindern unter fünf Jahren um 265 Prozent. IRC-Teams vor Ort berichteten, dass die Menschen bereits verhungern. In Kenia seien dreimal so viele Menschen von einer Hungersnot bedroht als Anfang des Jahres.

Auf dem Höhepunkt der Hungersnot von 2011, von der 14 Millionen Menschen betroffen waren, seien jeden Monat 30.000 Menschen verhungert. Um eine Wiederholung zu vermeiden, muss die Staatengemeinschaft laut IRC die humanitäre Hilfe deutlich aufstocken, die Auswirkungen der Dürre bekämpfen, die Aufhebung der russischen Blockade ukrainischen Getreideexports sicherstellen und den Zugang zu allen Bedürftigen garantieren. (epd/mig) Aktuell Panorama

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