Aufruf zu mehr Hilfe
Dürre in Ostafrika bedroht Millionen von Menschen
Eine der schwersten Dürren der jüngeren Geschichte und nun auch noch steigende Lebensmittelpreise: Millionen von Menschen sind laut Oxfam in Ostafrika von einer Hungerkrise bedroht. Um die schlimmsten Folgen abzumildern, brauche es mehr Geld. Das Hilfswerk Miseror mahnt, Getreide für Brot statt Tierfutter anzubauen.
Mittwoch, 23.03.2022, 5:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 22.03.2022, 17:19 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Ausbleibender Regen, steigende Lebensmittelpreise und Konflikte: In ostafrikanischen Ländern sind laut Oxfam deswegen immer mehr Menschen vom Hunger bedroht. Bis zu 28 Millionen Menschen seien gefährdet, erklärte die Entwicklungsorganisation am Dienstag in Berlin. Für zusätzlichen Druck sorgten neben der Dürre auch die gestiegenen Lebensmittelpreise infolge des Ukraine-Krieges. Die Vorstandsvorsitzende von Oxfam-International, Gabriela Bucher, rief bei einer Pressekonferenz in Nairobi zu mehr Hilfe für die Region auf. Noch könne eine Katastrophe verhindert werden, sagte sie.
Viele Menschen in Ostafrika leiden unter den Folgen einer anhaltenden Dürre. Laut UN gab es in Äthiopien, Kenia und Somalia zuletzt wegen ausbleibenden Regens Ernteausfälle. Auch Vieh sei vielerorts verendet. Im Südsudan hingegen wurden bei einer Flut landwirtschaftliche Anbauflächen zerstört und Nutztiere getötet. Laut Oxfam haben in Ostafrika bereits heute 21 Millionen Menschen mit schwerem Hunger zu kämpfen.
Eine der schlimmsten Dürren der jüngeren Geschichte
Der Oxfam-Koordinator für humanitäre Hilfe in Ostafrika, Francesco Rigamonti, warnte vor einer Verschärfung der Hungerkrise, wenn die Regensaison von März bis Mai schwach ausfalle. Der Beginn der Saison sei bereits nicht so gut wie erwartet, sagte er. Die Region durchlebe derzeit eine der schlimmsten Dürren der jüngeren Geschichte. Die Oxfam-Vorstandsvorsitzende Bucher erklärte, die Schwere der Dürre übersteige traditionelle Strategien zum Umgang mit regenarmen Zeiten. „Der Klimawandel ist spürbar“, sagte sie.
Für zusätzlichen Druck sorgt nach Angaben der Organisation nun auch der Ukraine-Krieg. Laut Oxfam importieren die Länder der Region bis zu 90 Prozent ihres Weizens aus der Ukraine und Russland. Die gestiegenen Lebensmittelpreise machten nun Probleme. In Somalia seien die Preise für Grundnahrungsmittel in der vergangenen Woche doppelt so hoch gewesen wie im Vorjahr. Auch in Äthiopien seien die Preise bereits gestiegen, sagte der Oxfam-Landesdirektor Gezahegn Kebede Gebrehana.
Mehr Hilfe von reichen Ländern gefordert
Verantwortlich für den Hunger sind Bucher zufolge auch Konflikte in ostafrikanischen Ländern, etwa in Somalia und dem Südsudan. Helfern müsse uneingeschränkt Zugang gewährt werden, sagte sie. Immer wieder gerieten auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in Gefahr. Hilfe zu verweigern, sei eine Verletzung der Menschenrechte.
Von den reichen Ländern forderte die Oxfam-Vorsitzende mehr Hilfe für die Region. Die UN-Appelle für Somalia, Südsudan und Äthiopien über insgesamt knapp sechs Milliarden US-Dollar seien bisher nur zu drei Prozent finanziert. Die Welt schaffe es, Milliardäre ins All zu schicken, versage aber dabei, Menschen satt zu machen, sagte sie.
Misereor: Getreide für Brot statt Tierfutter anbauen
Derweil mahnt Misereor eine Umstellung der Ernährungssysteme an. In Zeiten weltweit steigendender Lebensmittelpreise aufgrund des Ukraine-Krieges sei „das Ungleichgewicht bei der Verteilung von Getreide alarmierend“, sagte Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel am Dienstag in Aachen. In Deutschland würden 60 Prozent des Weizens an Nutztiere verfüttert, lediglich 20 Prozent kämen direkt der menschlichen Ernährung zugute.
Der Versorgung von Menschen müsse Vorrang vor der Herstellung tierischer Produkte sowie von Agroenergie gegeben werden, sagte Spiegel. Zugleich warnte er vor einem Kurswechsel „bei der ökologischen Transformation der Landwirtschaft“. Angesichts absehbarer Exportausfälle aus der Ukraine und Russland „wäre es der falsche Weg, dieser Entwicklung mit Rückschritten in der Umweltpolitik zu begegnen“, sagte der Geschäftsführer des Hilfswerks. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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