Amnesty International
Hilfe für Nordwest-Syrien muss weitergehen
Mehr als vier Millionen Menschen im Nordwesten Syriens brauchen humanitäre Hilfe. In wenigen Tagen läuft eine UN-Resolution aus, welche die Versorgung über die Grenze zur Türkei ermöglicht. Hilfsorganisationen dringen auf eine Verlängerung.
Dienstag, 05.07.2022, 19:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 05.07.2022, 15:30 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Kurz vor der Entscheidung im UN-Sicherheitsrat fordern Hilfsorganisationen und Menschenrechtler eine Fortsetzung der grenzüberschreitenden humanitären Hilfe für Nordwest-Syrien. Wenn die dafür notwendige Resolution nicht bis zum 10. Juli vom Sicherheitsrat verlängert werde, könnten Millionen von Menschen den Zugang zu dringend benötigten Hilfsgütern verlieren, mahnte „Ärzte ohne Grenzen“ am Dienstag in Berlin. Derweil wies Amnesty International auf die katastrophale Lage der Vertriebenen in dem Gebiet hin.
Nach UN-Angaben sind etwa 4,1 Millionen Menschen in Nordwest-Syrien, das als eines der letzten Gebiete von Rebellen kontrolliert wird, auf Hilfe angewiesen. Versorgt werden sie von internationalen Hilfsorganisationen über den an der Grenze zur Türkei gelegenen Übergang Bab al-Hawa. Grundlage ist eine umstrittene Resolution des UN-Sicherheitsrates, die am 10. Juli ausläuft.
Auch „Ärzte ohne Grenzen“ hat nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr nahezu alle Hilfsgüter über Bab al-Hawa transportiert. Sollte das nicht mehr möglich sein, würden die meisten Krankenhäuser nicht mehr über die notwendigen medizinischen Hilfsgüter verfügen und das Leben der Patienten wäre in Gefahr, erklärte die Hilfsorganisation.
Drohung ein Damoklesschwert
Bereits letztes Jahr kam es im Juli vor der Verlängerung der Resolution zu einem diplomatischen Tauziehen zwischen westlichen Ländern und Russland, das an der Seite des Assad-Regimes steht. Damals hatten sich die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates in letzter Minute auf eine einjährige Verlängerung geeinigt. Russland wollte Hilfslieferungen durchsetzen, die das syrische Regime organisiert.
Die Syrien-Landeskoordinatorin von „Ärzte ohne Grenzen“, Claire San Filippo, sagte: „Die ständige Bedrohung, dass die Resolution zur grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nicht verlängert wird, schwebt wie ein Damoklesschwert über den Menschen im Nordwesten Syriens.“
Amnesty fordert Verlängerung
Amnesty International mahnte ebenfalls eine Verlängerung der Resolution an. Viele der vertriebenen Frauen, Männer und Kinder in Nordwest-Syrien lebten in „absoluter Not“, sagte die Amnesty-Expertin für Asylpolitik, Franziska Vilmar. Laut einem am Dienstag von der Menschenrechtsorganisation veröffentlichten Bericht leben dort auch 1,7 Millionen Vertriebene unter katastrophalen Bedingungen in Lagern. Die meisten von ihnen haben demnach kaum oder keinen Zugang zu fließendem Wasser und Sanitäreinrichtungen. Zudem seinen Frauen und Mädchen geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt.
Der Syrienkonflikt begann 2011 mit einem Volksaufstand gegen Präsident Baschar al-Assad. Rebellen und Terrorgruppen eroberten weite Teile des Landes. Mit Hilfe Russlands und des Irans gewann das Assad-Regime die meisten Gebiete zurück. (epd/mig)
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