G7-Gipfel

Demo und Hilfsorganisationen fordern Politikwechsel von reichen Ländern

Einige Tausend Menschen demonstrierten am Samstag in München für eine entschiedenere Politik der G7-Staaten gegen Armut und Klimazerstörung. Die globale Ernährungskrise gehört zu den zentralen G7-Themen.

Sonntag, 26.06.2022, 16:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 26.06.2022, 14:18 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Unter dem Motto „Gerecht geht anders!“ demonstrierte ein Bündnis aus mehr als 15 zivilgesellschaftlichen Organisationen am Samstag in der Münchner Innenstadt. Die nach Veranstalterangaben rund 6.000 Teilnehmenden forderten die Staats- und Regierungschefinnen und -chefs der G7-Staaten auf, Armut entschieden zu bekämpfen und als Konsequenz aus dem russischen Krieg gegen die Ukraine die Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle zu beenden sowie stärker gegen die weltweite Hungerkrise aktiv zu werden. Die Veranstalter hatten 20.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer erwartet, die Polizei zählte 4.000 Menschen.

Die Demonstration habe bis auf zwei kleine Zwischenfälle am Rande kein Eingreifen der Polizei erfordert und sei friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher. In einer gemeinsamen Erklärung des Demo-Bündnisses hieß es, die bunte Demonstration sei „ein klares Zeichen dafür, wie stark der Wunsch vieler Menschen nach einer grundlegend anderen Politik der G7-Staaten ist“.

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Entschlossenheit gegen Klimawandel gefordert

Die G7-Staaten müssten „endlich entschlossen gegen den Klimawandel vorgehen, die Zerstörung der Natur beenden sowie Hunger, Armut und Ungleichheit bekämpfen“. Außerdem forderten die Demonstrierenden eine aktive Friedenspolitik. So sollen deutlich mehr Mittel für die Krisenprävention, zivile Konfliktbearbeitung und Entwicklungszusammenarbeit zur Verfügung gestellt werden, hieß es.

Es gelte auch, Konsequenzen aus dem russischen Krieg gegen die Ukraine zu ziehen und die Abhängigkeit von Öl, Gas und Kohle zu stoppen. Greenpeace als eine der Bündnis-Organisationen kritisierte in einer im Vorfeld veröffentlichten Analyse, dass für die Energiewende und den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft die Staaten der G7 kaum zehn Prozent der Summe investierten, die mindestens nötig sei.

Brot für die Welt fordert Maßnahmen

Auch Hilfsorganisationen dringen auf konkrete Schritte im globalen Kampf gegen den Hunger. Die Präsidentin von „Brot für die Welt“, Dagmar Pruin, forderte die G7-Industriestaaten auf, für ein größeres Nahrungsmittelangebot auf dem Weltmarkt zu sorgen. Dazu müsse die Verwendung von Lebensmitteln für Biosprit und Tierfutter eingeschränkt werden.

Pruin sagte dem „Evangelischen Pressedienst“: „Es ist vollkommen unverständlich, dass Lebensmittel – auch mitten in der größten Hungerkrise seit Jahrzehnten – weiterhin zur Erzeugung von Treibstoff verwendet werden.“ Ebenso müssten die Tierbestände in den reichen Ländern deutlich reduziert werden, „damit nicht mehr so viel Brot im Trog landet“. Durch beide Maßnahmen könnten weltweit Millionen von Hektar für die menschliche Ernährung frei werden.

Landwirtschaftsfond fordert mehr Hilfe für Kleinbauer

Der Vizepräsident des UN-Landwirtschaftsfonds, Ziller, rief zu mehr Hilfe für Kleinbauern bei der Anpassung an den Klimawandel auf. Weniger als zwei Prozent der dafür verfügbaren Mittel gingen an Kleinbäuerinnen und -bauern, sagte er dem epd. Dabei erzeugten sie etwa 30 Prozent der weltweiten Lebensmittel. „Extremwettereignisse wie Dürren, Starkregen oder Überschwemmungen vernichten immer häufiger die Ernte“, sagte Ziller.

Den lokalen Produzentinnen und Produzenten müsse bei dem Umstieg auf widerstandsfähige Anbauweisen geholfen werden, etwa indem dürreresistentes Saatgut stärker eingesetzt werde.Das wäre auch ein Beitrag, um Entwicklungsländer von Lebensmittelimporten unabhängiger zu machen, erklärte Ziller.

Bündnis aus 15 Orgnisationen

Aufgerufen zu der Demonstration in München hatten Aktion gegen den Hunger, Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, Attac, Brot für die Welt, BUND für Umwelt- und Naturschutz, BUND Naturschutz in Bayern, Campact, Greenpeace, IG Nachbau, Misereor, Naturschutzbund Deutschland, NaturFreunde Deutschlands, Oxfam Deutschland, Welthungerhilfe und WWF Deutschland.

Der G7-Gipfel auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen beginnt am Sonntag. Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, USA und das Vereinigte Königreich wollen bis Dienstag über globale Themen beraten, etwa den Ukraine-Krieg, den Klimawandel oder weltweite Hungersnöte. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft

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