UNHCR
Zahl der toten und vermissten Bootsflüchtlinge stark gestiegen
Die Zahl der toten Bootsflüchtlinge hat sich UN-Angaben zufolge binnen drei Jahren mehr als verdoppelt. Im laufenden Jahr sind allein im Mittelmeer bereits mehr als 800 Menschen ums Leben gekommen. Eine staatliche Seenotrettung gibt es dennoch nicht.
Sonntag, 12.06.2022, 20:00 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 12.06.2022, 20:11 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Die Zahl der Bootsflüchtlinge, die im Mittelmeer und im Nordwestatlantik ums Leben gekommen sind, ist nach UN-Angaben in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Im vergangenen Jahr seien im Mittelmeer und im Nordwestatlantik 3.231 Tote oder Vermisste registriert worden, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR am Freitag in Genf mit. Im Jahr 2020 seien es noch 1.881 Tote und Vermisste gewesen, im Jahr davor 1.510.
Seit Beginn des laufenden Jahres sind laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) bislang 817 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt.
Keine staatliche Seenotrettung
Dennoch gibt es im Mittelmeer keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Jahren keine Erlaubnisse mehr.
Derweil sind mehr als 400 von zwei privaten Rettungsschiffen im Mittelmeer gerettete Flüchtlinge in Italien an Land gegangen. „Wir freuen uns, dass sie nun an Land sind“, teilte die Organisation Sea-Watch am Samstag auf Twitter mit. Zugleich kritisierte die Betreiberorganisation der „Sea-Watch 3“, dass es drei Tage gedauert habe, bis alle Menschen das Schiff in der sizilianischen Stadt Pozzallo verlassen konnten. Insgesamt mussten die Menschen bis zu neun Tage auf den Rettungsschiffen ausharren.
UN: Mehr Tote auf Landrouten
Die Besatzung der „Sea-Watch 3“ hatte die Menschen in sechs Einsätzen vom 2. bis 6. Juni an Bord genommen. Am Donnerstag hatten die Seenotretter die Erlaubnis bekommen, Pozzallo anzulaufen. Auch die 92 Geflüchteten an Bord der „Mare Jonio“ der italienischen Organisation Mediterranea Saving Humans konnten in der sizilianischen Stadt an Land gehen.
Wie die UN weiter mitteilt, seien möglicherweise weitaus mehr Menschen auf den Landrouten durch die Sahara und in abgelegenen Grenzgebieten gestorben oder würden vermisst. So seien die Flüchtlinge und Migranten in Eritrea, Somalia, Dschibuti, Äthiopien, Sudan und Libyen vielen Gefahren ausgesetzt. Die meisten Betroffenen stammen aus afrikanischen Ländern. Sie wollen Armut und Gewalt in ihren Heimatregionen entkommen und suchen ein besseres Leben in Europa. (epd/mig) Leitartikel Panorama
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