Kasseler Flüchtlingsunterkunft
Verfahren gegen Sanitäter und Polizei trotz Faustschlag-Video eingestellt
Das Video zeigt, wie ein Sanitäter seine Faust mit voller Wucht in Richtung Gesicht eines fixierten Asylbewerbers rammt. Die Polizei schaut tatenlos zu. Das eingeleitete Ermittlungsverfahren wurde jetzt eingestellt. Begründung: Der Schlag habe nicht das Gesicht getroffen.
Samstag, 20.11.2021, 15:47 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 20.11.2021, 17:23 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Im März dieses Jahres sorgte ein Video aus einer Flüchtlingsunterkunft in Kassel bundesweit für Empörung. Es zeigt, wie ein Sanitäter seine Faust mit voller Wucht in Richtung Gesicht eines auf einer Trage fixierten syrischen Asylbewerbers rammt. Brisant an dem Fall ist, dass zwei im selben Raum anwesende Polizisten nicht eingreifen – mindestens einer sah dabei zu.
Wie am Dienstag bekannt wurde, wurden die Ermittlungen gegen den Sanitäter und gegen die zwei Polizisten eingestellt. Der Verdacht, der Sanitäter habe den 33-jährigen Syrer vorsätzlich ins Gesicht geschlagen, habe sich laut Staatsanwaltschaft Kassel nicht erhärtet. Einem Bericht der HNA zufolge, stützt sich die Staatsanwaltschaft auf Videoauswertungen des Bundeskriminalamts (BKA).
Faustschlag nicht Gesicht getroffen
Danach gebe es Zweifel daran, dass der Faustschlag das Gesicht des Asylbewerbers getroffen habe. Der Sanitäter hatte behauptet, nur gegen die Kopfstütze der Sanitätsliege geschlagen zu haben. Mit der Einstellung des Verfahrens gegen den Sanitäter wurden laut Staatsanwaltschaft auch die Ermittlungen gegen die Polizeibeamten eingestellt, da keine zu vereitelnde Körperverletzung festzustellen sei. Der Jochbeinbruch, der beim Syrer festgestellt wurde, stamme nicht von diesem Schlag.
Überzeugt Sie der Ausgang des Ermittlungsverfahrens zum Sanitäter-Vorfall in der Kasseler Flüchtlingsunterkunft?Nein (54%) Ja (42%) Jein (4%)Wird geladen ...
Wie „hessenschau“ berichtet, behält der Anwalt des Sanitäters jetzt rechtliche Schritte gegen das vermeintliche Opfer und dessen Anwalt vor. Sein Mandant habe aufgrund dieses Vorfalls seinen Arbeitsplatz verloren. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert laut „hessenschau“ eine Entschuldigung von Innenminister Peter Beuth (CDU) bei den beiden Polizeibeamten. Ein Ministeriumssprecher hatte sich nach Bekanntwerden des Videos „fassungslos“ gezeigt.
Die Videobilder wurden bereits im November 2020 aufgenommen. Am nächsten Tag veröffentlichte die Polizei vom Einsatz in der Flüchtlingsunterkunft eine offizielle Polizeimeldung. Darin wird der Angriff durch den Sanitäter nicht erwähnt, dafür ausführlich das vermeintlich aggressive Verhalten des Asylbewerbers. Die beiden anwesenden Beamten sollen den Faustschlag aber in einem internen Bericht gemeldet haben. Ermittlungen wurden jedoch erst aufgenommen, nachdem das Video öffentlich bekannt wurde. (mig)
Leitartikel Panorama
Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.
MiGGLIED WERDEN- AfD lobt Grüne Bekämpfung von „importiertem“ Antisemitismus…
- United4Rescue-Vereinsgründer Furchtbare Grundsituation im Mittelmeer
- Thüringen Polizist darf nicht für AfD-Fraktion arbeiten und klagt
- Arbeitsagentur Mehr Fachkräfte wollen nach Deutschland kommen
- Prof. Thränhardt im Gespräch „Ukrainer sollten mit EU-Bürgern gleichgestellt werden.“
- Gegen Antisemitismus – aber wie? Kritik an Entwurf für Bundestagsresolution gegen Judenhass