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Klimawandel als Asylgrund © DVIDSHUB @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Hungersnot durch Klimawandel

Mehr als 100 Staaten wollen Entwaldung bis 2030 stoppen

Unverzichtbar für das Überleben: Mehr als 100 Staaten wollen den Waldverlust bis 2030 stoppen. Der britische Premierminister Boris Johnson spricht von einer „bahnbrechenden Übereinkunft“ - Umweltschützer hingegen vermissen konkrete Ziele. UN beklagt bereits die weltweit erste Hungersnot durch Klimawandel.

Mittwoch, 03.11.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 02.11.2021, 17:01 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Bis zum Jahr 2030 wollen mehr als 100 Staaten den weltweiten Verlust von Wäldern stoppen. Auf eine entsprechende Initiative haben sich die Regierungschefs aus 110 Ländern geeinigt, wie der britische Premierminister Boris Johnson am Dienstag bei der Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow erklärte. Demnach repräsentieren die beteiligten Länder 85 Prozent der weltweiten Waldfläche. Johnson lobte die Initiative als „bahnbrechende Übereinkunft“. Nie zuvor hätten sich so viele Regierungen auf den Schutz der Wälder geeinigt. Umweltschutzorganisationen hingegen kritisierten das Vorhaben als zu vage.

Insgesamt sollen laut britischer Regierung, die den Konferenzvorsitz innehat, 19,2 Milliarden US-Dollar (16,6 Milliarden Euro) für die Initiative zusammenkommen, davon zwölf Milliarden US-Dollar (10,3 Milliarden Euro) aus öffentlichen Mitteln. Zusätzlich sollen 7,2 Milliarden US-Dollar (6,2 Milliarden Euro) von Unternehmen für den Plan bereitgestellt werden, an dem sich sowohl reiche Industrienationen als auch arme Länder wie die Demokratische Republik Kongo beteiligen. Auch Brasilien, wo die illegale Abholzung des Amazonas-Regenwaldes unter dem ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro neue Rekordwerte erreicht hatte, ist Teil des Vorhabens.

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Ziel aus 2014 neu aufgelegt

Wälder gelten als Lunge des Planeten, weil sie klimaschädliche CO2-Emissionen binden. Dennoch werden sie in vielen Ländern gerodet, etwa um Platz für landwirtschaftliche Anbauflächen, die Viehzucht oder den Bergbau zu schaffen. Den Angaben nach wird jede Minute Waldfläche in der Größe von 27 Fußballfeldern zerstört. Der britische Premier Johnson sagte, Wälder seien unverzichtbar für „unser Überleben“. Die Menschheit habe die Chance, sich vom Eroberer zum Hüter der Natur zu wandeln.

Neu ist das von Johnson und den anderen Regierungschefs ausgerufene Ziel allerdings nicht. Bereits im Jahr 2014 hatten zahlreiche Staaten, Unternehmen und zivilgesellschaftliche Organisationen in New York erklärt, den Verlust von Wäldern bis 2030 beenden zu wollen. In vielen Regionen, darunter im Amazonas-Gebiet, wurde dennoch u weitergerodet.

Gemischte Bilanz

Umweltschützer zogen eine gemischte Bilanz zur Initiative. Es sei „im Grundsatz positiv zu bewerten, dass so viele Länder dabei sind“, sagte Greenpeace-Waldexperte Jannes Stoppel dem „Evangelischen Pressedienst“. Es fehlten aber konkrete Ziele und Zusagen für die nächsten Jahre. Die Umweltorganisation WWF forderte die Verabschiedung eines verbindlichen Abkommens. „Gelingt das nicht, droht die Initiative zu scheitern wie schon andere vor ihr.“ Deutschland und die EU hätten eine besondere Verantwortung, weil sie einer der größten internationalen Treiber der Waldzerstörung seien.

Derweil begrüßte der deutsche Umweltstaatssekretär Jochen Flasbarth die Teilnahme Brasiliens an der Initiative. Das mache Hoffnung auch mit Blick auf die anderen Themen der Klimakonferenz, sagte Flasbarth in Glasgow. Es brauche nicht nur Geld, sondern auch den Willen von Regierungen, um die Entwaldungsraten zu reduzieren.

UN: Erste Hungersnot durch Klimawandel

Wie das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (UN) mitteilte, herrscht im Süden Madagaskars bereits die erste durch den Klimawandel ausgelöste Hungersnot weltweit. Mehrere aufeinanderfolgende Dürren hätten in dem Gebiet Anbauflächen, Ernten und Viehbestände vernichtet und die Menschen in tiefe Not gestürzt, erklärte der stellvertretende Landesdirektor des Welternährungsprogramms, Aduino Mangoni, am Dienstag während einer Videokonferenz in Genf.

Sandstürme, Heuschreckenschwärme und Covid-19 verschlimmerten die Lage in dem unzugänglichen Gebiet zusätzlich. Fast 1,2 Millionen Menschen hungerten, rund 135.000 Kindern drohe der Hungertod. Das Welternährungsprogramm braucht den Angaben nach 69 Millionen US-Dollar (knapp 60 Millionen Euro), um bis April 2022 die gröbste Not zu bekämpfen.

Beim Klimagipfel in Glasgow beraten Vertreter aus 197 Staaten bis zum 12. November über die weitere Umsetzung des Pariser Klimaabkommens. Die EU und die USA präsentierten am Dienstag auch eine Initiative, um den Ausstoß von Methan zu verringern. Laut EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen wollen mehr als 80 Länder ihren Ausstoß des klimaschädlichen Gases bis 2030 um 30 Prozent reduzieren. (epd/mig) Aktuell Panorama

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