Kluft vertieft

Kulturkampf um kritische Rassentheorie in den USA

Seit dem Mord an George Floyd hat sich die Kluft zwischen den gesellschaftlichen Gruppen in den USA vertieft. Viele Weiße wehren sich dagegen, für alle Missstände im Land verantwortlich gemacht zu werden - für die historischen wie die aktuellen.

Von Freitag, 23.07.2021, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 22.07.2021, 17:07 Uhr Lesedauer: 4 Minuten  |  

Das konservative Amerika hat ein Problem: Vielen weißen US-Bürgern geht die anhaltende Debatte um Rassendiskriminierung, weiße Privilegien und die Geschichte der Sklaverei in den Vereinigten Staaten zu weit. Verstärkt wurde diese gesellschaftliche Diskussion vor allem nach dem Mord an dem Afro-Amerikaner George Floyd im Mai 2020. Mehr und mehr Weiße fühlen sich mittlerweile anscheinend selbst als Opfer. Zum Schreckgespenst geworden ist für sie die sogenannte „kritische Rassentheorie“ (Critical Race Theory) – allerdings ist nicht so ganz klar, was es genau mit diesem Kampfbegriff auf sich hat.

Der rechte Sender Fox News schimpft seit Monaten über die Critical Race Theory, die Weiße für viele Missstände im Land pauschal verantwortlich macht. Im Juni sei allein bei Fox News mehr als 700 Mal über das Thema gesprochen worden, zählte unlängst die Tageszeitung „Washington Post“. Der republikanische Gouverneur des US-Bundestaates Florida, Ron DeSantis, sowie mehrere seiner Kollegen haben die Behandlung der Theorie in Schulen bereits verbieten lassen. In Tennessee befürchtet man, dass die Theorie die Kluft zwischen Angehörigen verschiedener Ethnien, Religionen oder gesellschaftlichen Klassen im Unterricht vertieft. Ein entsprechendes Gesetz in dem US-Bundestaat soll das verhindern.

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Die Critical Race Theory geht zurück auf die 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts. Die „Erfinder“ wollten die Ursachen von Rassendiskriminierung erforschen. Dafür entwickelten sie einen akademischen Theorieansatz. Danach liegt das Problem des Diskriminierung nicht bei der Voreingenommenheit von Einzelnen. Schuld seien vielmehr Strukturen in der Gesellschaft, die Schwarze schon immer benachteiligten. Spätestens seit dem Tod von George Floyd ist dieses Konzept in das allgemeine Bewusstsein vorgedrungen. Auch US-Präsident Joe Biden sprach mehrmals über systemischen und institutionellen Rassismus.

Ein Post-Trump-Versuch

Republikanische Politiker sehen das anders. Sie kritisieren, die Critical Race Theory wolle die gesamte weiße Bevölkerung an den Pranger stellen, die US-Geschichte wegen der Sklaverei schlecht machen und Schüler indoktrinieren. Kindern werde beigebracht, sie sollten „ihr Land hassen“, warnte Florida-Gouverneur Ron DeSantis. Als Beispiel für die Theorie nannte er ein Video für Schüler über die „Black Lives Matter“-Bewegung. Wenn ein Polizist seine Macht missbrauche, sagt einer der Protagonisten, sei das ein grundsätzliches Symptom und kein Einzelfall.

Juraprofessorin Kimberlé Crenshaw, vor 30 Jahren eine der Mitentwicklerinnen der Critical Race Theory, zeigte sich im Magazin „The Nation“ von den Angriffen nicht überrascht. Wenn sich beim Zusammenleben der Ethnien Reformen durchsetzten, löse das unweigerlich Widerstand aus, der manchmal mächtiger sein könne als die Reformen selber. Die Politikwissenschaftlerin Imani Perry von der Princeton Universität in New Jersey interpretierte in CNN die Attacken gegen die „kritische Rassentheorie“ als „Post-Trump-Versuch“, Furcht und Angst zu erzeugen.

Debatte auch in Kirchen

Die Präsidentin der US-Lehrergewerkschaft, Randi Weingarten, versicherte Anfang Juli, die „American Federation of Teachers“ werde Lehrerinnen und Lehrern Rechtshilfe leisten, die mit Vorschriften gegen das Lehren der Critical Race Theory in Konflikt geraten. Sie warf rechten „Kulturkriegern“ vor, sie wollten einschüchtern und Diskussionen über Rassismus und Diskriminierung „vergiften“.

Auch in den Kirchen wird das Konzept diskutiert. Eher evangelikal eingestellte Protestanten betrachten rassistisches Denken und Tun als persönliche – aber nicht als strukturelle – Sünde. Nach Ansicht der Präsidenten der sechs theologischen Hochschulen des Südlichen Baptistenverbandes ist das Konzept mit baptistischen Grundsätzen nicht zu vereinbaren. Bei der Jahresversammlung des Südlichen Baptistenverbandes, der größten protestantischen Kirche der USA, beschlossen Delegierte eine Resolution gegen Theorien, die die menschliche Identität in einer kulturellen Identität verankern.

Debatte in den US-Streitkräften angekommen

Manche Katholiken sehen das anders. Der Präsident der katholischen Universität „College of the Holy Cross“ in Massachusetts, Vincent Rougeau, sagte im Jesuitenmagazin „America“, Katholiken hätten keinen Grund, ein möglicherweise nützliches „intellektuelles Werkzeug“ abzuweisen. Das progressive protestantische Magazin „Christian Century“ betonte, in der Bibel sei sehr wohl von gemeinschaftlicher Sünde die Rede. Auch von dieser Sünde sei Erlösung möglich.

Die Debatte ist selbst in den US-Streitkräften angekommen. Republikanische Politiker haben kritisiert, dass ein Kurs an der US Military Academy sich mit der Critical Race Theory und der Analyse von „weißem Zorn“ befasst habe. Der Vorsitzende der Vereinten Stabschefs, General Mark Milley, konterte die Beschwerde bei einer kürzlichen Kongressanhörung. Männer und Frauen in Uniform müssten aufgeschlossen sein und die Welt verstehen. Er sei weiß, und er wolle selbst verstehen, woher die weiße Erbitterung gegen die „kritische Rassentheorie“ komme. (epd/mig) Aktuell Ausland

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  1. urbuerger sagt:

    Das anprangern der Critical Race Theorie, speziell von den immer Rechtsextremer werdenden Republikaner und der Rechtsextremen selbst, wird dazu instrumentalisiert, weiterhin die Rasen in die höher und niedriger gestellte zu teilen, Weiß als hôher, Schwarz als niedere Rasse!

    Das in den Staaten die Evangelikalen auf diesen Zug mit aufspringen ist nicht verwunderlich, da diese Religionsgemeinschaft letztendlich eine Ideologie ist, die kaum noch auf andere Rücksicht nimmt!
    Sonst kennt man solche Ideologien eher von Radikal Islamischen Gruppierungen!

    Biden wird nicht in der Lage sein, etwas gegen den systemischen Rassismus der in den USA verankert ist, unternehmen können, da die Mehrheitsverhältnisse im Senat zu knapp sind!
    Selbst wenn alle Demokraten mit dem Präsidenten stimmen würden, hätte er nur die eine Stimme durch Harris, die ihm eine Stimme Mehrheit verschaffen könnte!
    Um aber in der Verfassung etwas ändern zu können, benötigt er eine Zweidrittel Mehrheit, die er niemals bekommen wird, allein schon aus dem Grund, weil die Reps eine absolute Verweigerungshaltung gegenüber der Gesetzgebung der DEMs durchsetzen!

    Um auf den Rassismus in den USA zu kommen, der dort so tief verwurzelt ist, wie wohl kaum in einem anderen Industrieland des Westens, möchte ich eine eigene Erfahrung mit einem Amerikaner, der mit mir zusammen in der Schweiz gearbeitet hatte kommen!
    Wir saßen zusammen in einem Bergrestaurant zum Essen am einem Tisch mit einer Gruppe von Schwarzafrikanern, die aus dem Tschad kamen!
    Die Tische in dem Restaurant waren typische Tische, die man dort häufig antrifft, an denen etwa bis zu 20 Personen sitzen konnten!
    Unsere Gruppe bestand aus zwei Deutschen, zwei Amerikanern sowie aus einem Franzosen und einem Holländer, der Höllander war auch ein Schwarzer!

    Als wir schon bestellt hatten, kamen die Afrikaner, mit denen einige von uns ins Gespräch kamen!
    Plötzlich merkten wir, dass die beiden Amerikaner sehr unruhig auf ihren Sitzen hin und her rutschten und nervös wurden!
    Als die Serviertochter kam, um den Afrikanern die Karte zu bringen und nach den Wünschen für die Getränke fragte, polterte der eine Amerikaner, der gut Deutsch sprach, heraus und verlangte von der Serviertochter, dass sie die Schwarzen, für die er das N Wort nutzte, doch an einen anderen Tisch setzen solle, da es sich nicht gehören würde, die Schwarzen an den gleich Tisch zu setzen, wie die Weißen!

    Alle, die an diesem Tisch saßen, blickten in der Runde umsich, keiner, außer der beiden Amerikaner, verstanden auf Anhieb was hier geschehen war!

    Als es allen bewusst geworden ist, fing der Schwarze Holländer sehr laut an zu lachen und alle begannen ebenfalls zu lachen, aber nicht die Amis!
    Wir animierten die Afrikaner doch mit uns zu lachen und sagten den Amerikanern, sie wollen sofort den Saal verlassen, denn so etwas geht in unserer Gegenwart überhaupt nicht!
    Sie verließen das Restaurant und waren auch am nächsten Arbeitstag nicht mehr zu sehen, sie reisten ab!

    Zum Glück waren die Afrikaner sehr aufgeschlossene Menschen, denn wir redeten noch eine Weile über solche rassistischen Vorfälle und feierten dann mit den yschweizern den 01. August, ihren Nationalfeiertag, nur eben mit Menschen, die unvoreingenommen zusammen feiern konnten!!!

    Der Rassismus der Amerikaner ist mit Sicherheit vol tiefer verwurzelt als man sich dass vorstellen kann!
    Dieses geschilderte Ereignis war Anfang der 1990 über Jahre und ich denke, dass sich nur bei den viel jüngeren etwas geândert Hahn wird, nicht so bei denen meines Alters,
    etwas Ü 60 jâhrig!!!