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Menschen in der Stadt (Symbolfoto) © un-perfekt @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

Umfrage

Mehrheit gegen mehr Aufnahmen von Flüchtlingen

Eine Mehrheit der Deutschen hält die Aufnahme Schutzsuchender laut einer Umfrage der Diakonie nicht für eine Erfolgsgeschichte. Die Diakonie macht die Politik mitverantwortlich für das Ergebnis.

Freitag, 18.06.2021, 5:26 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 17.06.2021, 14:43 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Mehrheit der Menschen in Deutschland ist laut einer Umfrage im Auftrag der Diakonie gegen eine stärkere Aufnahme von Flüchtlingen. Auf die Frage, ob Deutschland angesichts steigender Flüchtlingszahlen weltweit mehr Schutzsuchende aufnehmen sollte, antwortete weniger als ein Drittel der Befragten (28 Prozent) mit Ja, 62,5 Prozent der Befragten antworteten mit Nein, wie aus den am Donnerstag in Berlin vorgestellten Ergebnissen hervorgeht.

Der evangelische Wohlfahrtsverband macht für das Meinungsklima die Politik mitverantwortlich. Die Diakonie fordert, auf die Skepsis einzugehen und zugleich die humanitären Verpflichtungen weiter ernst zu nehmen. Benötigt werde eine Politik des „Sowohl-als-auch“, sagte Diakonie-Präsident Ulrich Lilie.

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Mehrheit beurteilt Integration skeptisch

Auch auf die Integration blicken die Menschen der Umfrage zufolge skeptisch. Auf die Frage, ob die in den vergangenen zehn Jahren angekommenen Flüchtlinge gut in Deutschland angekommen sind, antworteten 12,5 Prozent mit Ja, die Mehrheit von knapp 58 Prozent mit Nein. 28 Prozent antworteten mit „teils, teils“, der Rest mit „weiß nicht“. Für die Umfrage befragte das Institut Civey den Angaben zufolge Anfang Juni rund 5.000 Menschen.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie sagte, dass ihn die Ergebnisse zwar nicht überrascht, aber ernüchtert hätten. Ganz offensichtlich würden die Aufnahme und Integration von Flüchtlingen in Deutschland nicht als Erfolgsgeschichte wahrgenommen. Er kritisierte die zunehmende Abschottung der EU und ihrer Mitgliedsländer gegenüber Geflüchteten und machte diese Politik mitverantwortlich für das Meinungsklima. Zudem bemängelte er, die Bevölkerung sei politisch nicht gut vorbereitet worden, auf das, was jetzt Realität sei, „dass Deutschland ein Einwanderungsland ist“.

Lilie: Mit Skeptikern über Fakten reden

Zudem forderte Lilie, Integration stärker mit der Bildungs- und Sozialpolitik zusammenzudenken. „Wer sich sozial bedroht fühlt, keine Perspektive für sich und seine Kinder sieht, am oder unter dem Existenzminimum lebt, macht innerlich schneller dicht – auch gegenüber Geflüchteten“, sagte der Diakonie-Präsident. Nach seinen Worten lehnen Menschen mit geringerer Bildung, die älter sind und auf dem Land wohnen, eine Aufnahme von mehr Flüchtlingen eher ab als gut Gebildete, Jüngere, gut situierte Menschen in den Städten.

Lilie sprach sich dafür aus, auf Skeptiker der Aufnahme von Flüchtlingen zuzugehen und gleichzeitig über Fakten zu reden. Gelungene Beispiele von Integration müssten mehr erzählt werden, forderte er. An den Forderungen an die Flüchtlingspolitik hält die Diakonie fest. Dazu gehören eine weitere Aufnahme von Flüchtlingen, ein Abschiebestopp in Krisenländer wie Afghanistan und die Ermöglichung von Familiennachzug, wie Lilie erklärte: „Die Aufnahme weiterer Flüchtlinge bleibt eine der vornehmsten Aufgaben für eines der reichsten Länder.“ (epd/mig) Gesellschaft Leitartikel Panorama

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  1. Christian sagt:

    Das Problem aus meiner Sicht ist hier, dass die beiden Themen Einwanderung und Flüchtlingsaufnahme miteinander vermischt werden. In aller Regel bezeichnet die Aufnahme von Flüchtlingen ja den Prozess, Menschen aufzunehmen, weil in deren Herkunftsländern Krieg herrscht oder weil sie politisch verfolgt werden. Menschen können unter Umständen ein Leben lang verfolgt werden, weshalb sie auch dauerhaft hier als Flüchtlinge leben müssen, allerdings kann diese Aufnahme auch temporär geschehen verbunden mit einer Heimkehr, sobald keine Gefahr mehr für Leib und Leben besteht.
    Einwanderung bezeichnet dagegen ja das gezielte Einwandern von Leuten, häufig um hier zu arbeiten und dauerhaft zu leben. Dafür sind ja dann auch ganz andere Voraussetzungen gegeben als für die Aufnahme als Flüchtlinge, wobei einige andere Länder deutlich strengere Anforderungen haben. Herr Lilie sagt aus meiner Sicht zurecht, dass Deutschland ein Einwanderungsland sei. Genau hier sehe ich die oben erwähnte Problematik der genauen Abgrenzung. Weiterhin fehlen für Deutschland als Einwanderungsland bislang notwendige Leitlinien und Gesetze. Dass Flüchtlinge die Spur wechseln, ist ja auch eine Möglichkeit, in Deutschland dauerhaft einzuwandern, aber ich finde einfach, dass beide Sachverhalte mehr differenziert betrachtet werden müssen.