
Hass, Hetze und Vorurteile
Zentralrat Sinti und Roma legt Beschwerde gegen Spiegel TV ein
Missachtung grob journalistischer Grundsätze - der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma legt Beschwerde gegen eine Spiegel-TV-Reportage ein. In einem Beitrag würden massive Vorurteile gegenüber der Minderheit gestärkt und Hass geschürt. In den sozialen Medien ist die Rede vom "Pack".
Montag, 19.04.2021, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 18.04.2021, 14:44 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma hat Beschwerde bei der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM) gegen eine Spiegel-TV-Reportage eingelegt. Der Beitrag „Perfide Abzocke mit Terrassenreinigung: Einmal saubermachen für 5.000 Euro“ stärke massive Vorurteile gegenüber der gesamten Minderheit und schüre Hass, der sich in unzähligen Hasskommentaren im Internet entlade und zu Angriffen auf Sinti und Roma führe, erklärte der Verband am Donnerstag in Heidelberg. „Dies dokumentieren insbesondere die Kommentarspalten unter dem Spiegel-TV-Beitrag in den sozialen Medien“, kritisiert Zentralratsvorsitzender Romani Rose.
Auf Facebook kommentiert ein Nutzer einen Ausschnitt aus dem Spiegel-TV-Video wie folgt: „Das Pack weiss doch dass in Deutschland was zu holen ist. Ein Kollege sagte zu mir, dass hätte er mal 1940 bei seinem Opa versuchen sollen. Er wüsste nicht wo er da gelandet wäre.“ Ein anderer Schreibt: „Dieses Pack würde ich sofort von meinem Grundstück jagen. Aber denen passiert ja nichts. Kassieren alle Hartz 4 und fahren Mercedes AMG.“
Missachtung journalistischer Grundsätze
Er hielt den Produzenten vor, die Reportage missachte grob journalistische Grundsätze, Vorgaben des Niedersächsischen Mediengesetzes und des Medienstaatsvertrages sowie der Programmgrundsätze, wonach Programme die Würde des Menschen zu achten haben und auf ein diskriminierungsfreies Miteinander hinwirken sollen. Besonders kritisierte Rose Begriffe wie „Roma-Clan“, der der gesamten Minderheit Kriminalität allein aufgrund ihrer Abstammung unterstelle.
Zudem habe der Beitrag wiederholt die Namen Betroffener genannt. Mehrere Familien hätten sich beim Zentralrat gemeldet, die den gleichen Namen trügen und damit als Unbeteiligte mit an den Pranger gestellt würden. „Eine derartige Darstellung verletzt massiv die Wahrung der Menschenwürde“, erklärte Rose.
Spiegelt TV schon öfter aufgefallen
Von der NLM erwartet das Gremium eine grundsätzliche Prüfung der erhobenen Vorwürfe, insbesondere, inwieweit Spiegel TV private Videos und Facebook-Profile habe verwenden dürfen.
In der Vergangenheit waren dem Zentralrat Deutscher Sinti und Roma nach Angaben ihres wissenschaftlichen Leiters Herbert Heuß schon mehrfach grenzwertige Aussagen in Beiträgen von Spiegel TV aufgefallen, die im Rahmen der Drittsendezeit auf RTL ausgestrahlt werden. Mehrfache Anfragen an Spiegel TV seien jedoch ohne Reaktion geblieben, sagte er dem „Evangelischen Pressedienst“. (epd/mig)
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