Studie

Diskriminierung beim Film ist Strukturproblem

Diskriminierung vor und hinter der Kamera sind in der deutschen Filmbranche weit verbreitet. Das ist das Ergebnis einer Umfrage unter 6.000 Filmschaffenden. Pople of Color sind benachteiligt, seltener fest eingestellt und verdienen weniger.

Freitag, 26.03.2021, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Samstag, 27.03.2021, 12:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Eine Umfrage der Initiative „Vielfalt im Film“ unter rund 5.500 Filmschaffenden offenbart Diskriminierung und Rassismus in der deutschen Filmbranche. Der Studie zufolge gaben mehr als 1.600 Befragte an, in den vergangenen zwei Jahren Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben. 81 Prozent der befragten heterosexuellen Frauen wurden danach sexuell belästigt, 73 Prozent sogar mehrfach.

Aus Angst vor Benachteiligungen verleugneten viele homosexuelle oder andersgeschlechtliche Filmschaffende ihre sexuelle Identität. Diskriminierung in der Branche sei ein strukturelles Problem, sagte Deniz Yıldırım, wissenschaftliche Leiterin in der Organisation Citizens for Europe (CFE), die die Studie erstellte.

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Diskriminierung

Diskriminierungserfahrungen machten die Befragten vor allem wegen ihres Geschlechts und Alters, außerdem wegen rassistisch geäußerter Stereotypen, ihres Körpergewichts, der sexuellen Orientierung oder einer Beeinträchtigung oder Behinderung. Dabei erlebten die Betroffenen die Diskriminierung überwiegend bei der Anbahnung eines Filmjobs, etwa beim Vorsprechen. Viele melden der Umfrage nach die Diskriminierung nicht.

Die befragten Schwarzen und Filmschaffenden of Color sind der Studie zufolge in der Filmbranche seltener fest angestellt und verdienen weniger. Auch befragte Frauen sind seltener festangestellt als ihre männlichen Kollegen, das gilt vor allem für Frauen, die rassistisch benachteiligt sind.

Klischee

Drei Jahre nach dem Start der „me too“-Debatte gebe es weiterhin sexuelle Übergriffe beim Film, kritisierte Schauspielerin und Agentin Chun Mei Tan und bekräftigte die Forderung der Initiative ProQuote Film nach einer Frauenquote. Joshua Kwesi Aikins von CFE unterstrich, die Filmbranche in Deutschland sei nach wie vor hierarchisch und patriarchalisch geprägt.

Entsprechend würden Schauspieler etwa mit arabischen, asiatischen oder türkischen Wurzeln klischeehaft dargestellt. Mehr als drei von vier der Befragten stimmen der Aussage zu, dass u.a. folgende Gruppen klischeehaft dargestellt werden: Arabische (87 %) und muslimische Menschen (83 %), Sinti:zze und Roma:nja (81 %), Schwarze (78 %) und asiatische Menschen (75 %). „Wir sind keine Stereotypen“, sagte Autor und Regisseur Dieu Hao Do vom Berlin Asian Film Net (Bafnet): „Mitreden, mitmachen, mitgestalten – das wollen wir.“

„Der weiße Mann“

Schauspieler und Produzent Tyron Ricketts kritisierte, bis jetzt würden die meisten Filmgeschichten aus einer eurozentrischen Perspektive erzählt. Dabei sei „der weiße Mann“ oft das Subjekt und alle anderen Objekte der Story. Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels „brauchen wir neue Erzählungen“, forderte Ricketts.

Das Bündnis „Vielfalt im Film“ wird von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes gefördert. Dessen kommissarischer Leiter Bernhard Franke schlug unter anderem Verhaltenskodizes für Produktionen und ein effektives Beschwerdemanagement vor. Zudem müssten die entscheidenden Personen sensibilisiert werde. „Wir leben in einer vielfältigen Gesellschaft – diesem Wandel muss sich die Filmbranche stellen“, sagte Franke. (epd/mig) Aktuell Panorama

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