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Coronavirus © distelAPPArath @ pixabay.com (Lizenz), bearb. MiG

OECD-Studie

Migranten deutlich stärker von Corona-Pandemie betroffen

Die Pandemie und ihre Auswirkungen treffen zugewanderte Familien besonders hart. Eine internationale Studie sieht eine dramatische Benachteiligung und warnt die Regierungen davor, diese Menschen zurückzulassen.

Donnerstag, 22.10.2020, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 21.10.2020, 18:52 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Die Corona-Krise droht bisher erreichte Fortschritte bei der Integration von Zuwanderern zunichtezumachen. Das geht aus dem Internationalen Migrationsausblick 2020 der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervor, der am Montag in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach treffen die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Auswirkungen Zugewanderte und ihre Familien besonders stark. OECD-Ökonom Thomas Liebig sprach von „alarmierenden Befunden“ und warnte, dass Neuzuwanderer, vor allem also Flüchtlinge, besonders gefährdet seien. Die Politik müsse diese Menschen stärker in den Blick nehmen.

Die Gründe sind demnach die in der Regel schwierigeren Lebensumstände von zugewanderten Männern und Frauen im Vergleich zu der alteingesessenen Bevölkerung in den untersuchten Ländern: So seien Zuwanderer-Familien eher arm, lebten häufiger auf engem Raum zusammen und arbeiteten oftmals in Jobs, wo das Abstandhalten zum Schutz vor dem Coronavirus kaum möglich sei. Damit sind sie der Studie zufolge deutlich anfälliger für eine Covid-19-Infektion: In vielen Staaten sei deren Infektionsrisiko mindestens doppelt so hoch. Auch die Sterblichkeit von Menschen, die im Ausland geboren wurden, sei in Ländern wie Frankreich und Schweden – die diese Daten erhoben hätten – deutlich höher.

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Migranten stark betroffen

Die Wirtschaftskrise trifft Menschen mit Migrationsgeschichte den Angaben zufolge ebenfalls stärker, weil sie in der Regel in unsicheren Arbeitsverhältnissen beschäftigt und gerade in den Branchen überrepräsentiert sind, die wegen der Pandemie die stärksten Einbrüche erleiden – zum Beispiel im Gastgewerbe. Gleichzeitig stünden Zugewanderte im OECD-Raum häufig an vorderster Front im Kampf gegen das Coronavirus. So stellten sie einen großen Teil des medizinischen Fachpersonals: Im Durchschnitt stamme ein Viertel der Ärzteschaft aus dem Ausland, in Deutschland etwa ein Fünftel. Bei den Krankenpflegekräften sei es ein Sechstel.

Den Kindern aus zugewanderten Familien schadeten wiederum die Schulschließungen, weil viele von ihnen zu Hause eine andere Sprache benutzten, über keinen Internetzugang verfügten und auch keinen Raum hätten, in den sie sich zum Lernen zurückziehen könnten.

Diskriminierung in Phasen nimmt zu

Gleichzeitig nimmt den Angaben nach die Diskriminierung in Phasen, wo die Wirtschaft schwächer wird, zu. So seien bei der Suche nach einem neuen Job persönliche Netzwerke wichtig, die gerade jenen fehlten, die noch nicht so lange in einem Land lebten. Auch Vorurteilen, wonach vor allem Migranten für die Verbreitung von Covid-19 verantwortlich gemacht werden, müsse begegnet werden. OECD-Experte Liebig schlug vor, die Leistungen dieser Menschen hervorzuheben. Als Beispiel nannte er Frankreich, wo jene, die während der Pandemie im Gesundheitssystem, im Einzelhandel oder in anderen wichtigen Bereichen arbeiteten, nun schnelleren Zugang zur französischen Staatbürgerschaft bekämen.

Im Internationalen Migrationsausblick untersucht die OECD jährlich Migrationsbewegungen und Migrationspolitik weltweit. Zu den 30 Mitgliedsländern der OECD gehören neben EU-Ländern unter anderem Australien, Kanada, Japan, Korea, Mexiko, die Türkei und die Vereinigten Staaten. (epd/mig) Leitartikel Panorama

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