Corona trifft Süden hart
Fairer Handel erwartet Umsatzrückgang wegen Corona
Fair gehandelte Produkte wurden in Deutschland zuletzt immer stärker nachgefragt. Doch die Corona-Krise sorgt auch hier für Ungewissheit. Der faire Handel befürchtet deutliche Umsatzrückgänge und fordert einen "fairen Neustart" nach Covid-19.
Donnerstag, 01.10.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 30.09.2020, 17:19 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Der Faire Handel befürchtet wegen der Corona-Krise deutliche Umsatzeinbußen. Aufgrund der Schließung vieler Weltläden im Frühjahr, steigender Lieferkosten und Transportschwierigkeiten im globalen Süden sei für 2020 in vielen Handelsbereichen mit Rückgängen zu rechnen, erklärte das Forum Fairer Handel (FFF) am Mittwoch in Berlin. So würden im Handwerk Einbußen von zehn bis 20 Prozent erwartet. Im Lebensmittelbereich bleibe die Lage prekär.
Zuletzt hatte der faire Handel dagegen erneut kräftig zugelegt. So gaben im Geschäftsjahr 2019 die Verbraucher in Deutschland den Angaben zufolge insgesamt 1,85 Milliarden Euro für fair gehandelte Produkte aus. Das sei ein Zuwachs von neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr gewesen. Innerhalb der vergangenen sieben Jahre habe sich der Umsatz fast verdreifacht. Durchschnittlich gab jeder Verbraucher in Deutschland im vergangenen Jahr 22,23 Euro für fair gehandelte Lebensmittel und Handwerksprodukte aus, wie der Verein weiter mitteilte.
Der größte Teil des Umsatzes mit über 80 Prozent sei mit Fairtrade-gesiegelten Produkten (1,49 Milliarden Euro, plus 9,7 Prozent) erzielt worden. Die anerkannten Fair-Handels-Unternehmen wie Gepa, BanaFair oder Globo – Fair Trade Partner hätten Waren im Wert von 226 Millionen Euro (plus acht Prozent) vertrieben. In den Weltläden seien Produkte im Wert von 83 Millionen Euro (plus sechs Prozent) verkauft worden. Fair gehandelte Produkte aus Europa wie „Naturland Fair“-zertifizierte Milch und Brot hätten einen Umsatz von rund 120 Millionen Euro (plus 6,5 Prozent) erreicht.
Corona trifft globalen Süden
Die Vorstandsvorsitzende des Forums Fairer Handel, Andrea Fütterer, verwies darauf, dass die Covid-19-Krise die Handelspartner im globalen Süden besonders hart treffe. Dort gebe es nicht wie in Deutschland von der Politik Wirtschaftshilfen, auch seien die Gesundheitssysteme nicht so robust. Der Verein versuche seinen Produzenten in der Krise zu helfen, indem auf Stornierungen oder Strafzahlungen bei Lieferverzögerungen verzichtet werde. Es werde auch versucht, die Vorfinanzierung auszuweiten, sagte Fütterer.
Das Forum Fairer Handel sprach sich zudem für einen „fairen Neustart“ nach der Covid-19-Krise aus, der sich an sozialen und ökologischen Kriterien ausrichten müsse. „Für eine zukunftsfähige Weltwirtschaft muss das Prinzip ‚Menschen und Umwelt vor Profit‘ zum Standard werden“, forderte Fütterer. Geschäftsführer Matthias Fiedler kritisierte einen „grundlegenden Missstand im Welthandel“. Unternehmen, die sich solidarisch mit ihren Produzenten und Handelspartnern zeigten, hätten „im bestehenden Wirtschaftssystem das Nachsehen“.
„Fair“ nicht geschützt
Fair gehandelte Produkte werden in Deutschland demnach an mehr als 60.000 Orten angeboten, darunter in Weltläden, Bioläden, Supermärkten, aber auch Kantinen, Restaurants, Schulen, auf Messen und Märkten. Die meisten fair gehandelten Produkte würden in Supermärkten und Discountern vermarktet. Die größte Auswahl an fair gehandelten Produkten gebe es in den rund 800 Weltläden in Deutschland.
Nach Angaben des Vereins ist der Begriff „fair“ im Gegensatz zu „bio“ rechtlich nicht geschützt. Anerkannte Fair-Handels-Unternehmen und entsprechende Produktsiegel sind unter anderem auf der Website des Forums zu finden. (epd/mig) Aktuell Wirtschaft
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