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Fairtrade-Reis © Fotograf: Santiago Engelhardt, fairtrade-deutschland.de

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Kein Quantensprung für die Bauern im Süden

Der faire Handel in Deutschland verzeichnet seit Jahren wachsende Umsätze. Besonders Kaffee, Bananen, Kakao und Blumen sind die Wachstumstreiber. Trotzdem blieben bislang die erhofften Quantensprünge für die Produzenten im globalen Süden aus.

Freitag, 10.08.2018, 5:18 Uhr|zuletzt aktualisiert: Montag, 13.08.2018, 17:15 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

25 Jahre nach Einführung des Fairtrade-Siegels auf Handelsprodukte sind damit im vergangenen Jahr bundesweit 1,33 Milliarden Euro umgesetzt worden. Das sei ein Anstieg um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr, sagte der TransFair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath Mitte Mai in Berlin. Zugpferde waren wie in den Vorjahren fairer Kaffee (plus acht Prozent), Bananen (plus 21 Prozent) und Rohkakao (plus 23 Prozent). Mit 406 Millionen verkauften Stielen wuchs zudem der Anteil von fair gekauften Blumen um vier Prozent. Allein mit diesen vier Produkten mache TransFair mehr als 90 Prozent der Fairtrade-Umsätze in Deutschland, sagte Overath.

Pro Kopf und Jahr gaben die Deutschen im vergangenen Jahr knapp 16 Euro für faire Produkte aus. Die Österreicher lagen 2016 bereits bei 30 Euro, die Briten bei 44 Euro und die Schweizer bei 69 Euro. Auch wenn der Marktanteil fairer Produkte hierzulande ständig wächst, ist er selbst bei den Zugpferden des fairen Handels mit vier Prozent beim Kaffee, zwölf Prozent bei Bananen und acht Prozent bei Kakao eher gering. Eine Ausnahme bilden die Schnittblumen, die laut Overath auf einen Marktanteil von 28 Prozent kommen.

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Textilien mit Fairtrade-Baumwolle entwickelten sich laut Overath ebenfalls positiv. Mit rund zwölf Millionen verkauften Einkaufstaschen, T-Shirts, Bettwäsche und Handtüchern mit fairer Baumwolle wuchs der Sektor 2017 um 45 Prozent. Nach Angaben des TransFair-Vorstandsvorsitzenden bieten derzeit 360 Partnerfirmen von TransFair bundesweit 5.500 fair gesiegelte Produkte in Supermärkten, Discountern, Fachgeschäften und in der Gastronomie an. Dazu gehört unter anderem die Deutsche Bahn, die seit vergangenem Jahr nur noch fairen Kaffee in ihren Bistros und Zügen ausschenkt.

Keine großen Sprünge im Süden

Dank der dynamischen Entwicklung erhielten die Produzenten im globalen Süden 2017 neben Markt- und Mindestpreisen zusätzlich mehr als 25 Millionen Euro Prämien, die sie in Gemeinschaftsprojekte investierten, sagte Overath. Fairtrade habe zwar dazu beigetragen, dass im globalen Norden das Bewusstsein für Nachhaltigkeit gewachsen ist, sagte der TransFair-Aufsichtsratsvorsitzende Heinz Fuchs. Aber die mit dem Start des fairen Handels vor mehr als zwei Jahrzehnten erhofften großen Quantensprünge bei den Produzenten im globalen Süden fänden nicht statt. Dafür sei der Welthandel zu komplex.

„Von der Wertschöpfung bleibt weiterhin zu wenig im Süden“, sagte Fuchs. Deshalb intensiviere TransFair die Programmarbeit im Süden insbesondere in den Bereichen Klimawandel und Menschenrechte und verstärke die politische Arbeit im Norden. „Ohne die Einbindung der Zivilgesellschaften werden wir nicht zu mehr globaler Handelsgerechtigkeit kommen“, sagte Fuchs.

Fairtrade hilft Bauern

Eine neue Studie des Centrum für Evaluation (Ceval) in Saarbrücken belegt dabei nach Angaben von TransFair die Wirksamkeit des fairen Handels. Fairtrade mit gesicherten Mindestlöhnen und Prämien verhelfe den Produzenten vor Ort zu mehr Stabilität in Krisenzeiten, ermögliche Bildungsangebote für die Familien und schaffe Bewusstsein für umweltschonenden Anbau. Zugleich mache der Klimawandel auch diesen Kleinbauern schwer zu schaffen und sei existenzbedrohend.

TransFair Deutschland mit Sitz in Köln wurde 1992 mit dem Ziel gegründet, benachteiligte Kleinbauern in Entwicklungsländern zu unterstützen. Der Verein handelt selbst nicht mit Produkten, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel. Dem Verein zufolge bauen 1.240 Organisationen mit rund 1,66 Millionen Mitgliedern ihre Agrarprodukte unter Fairtrade-Bedingungen an. (epd/mig) Aktuell Ausland

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