Nach Werbeverlusten
Facebook kündigt härteres Vorgehen gegen Hassposts an
Die Ankündigung großer Konzerne, keine Werbung mehr auf Facebook zu schalten, hat offenbar gewirkt. Zuckerberg kündigt Engagement gegen Rassismus an. Experten bezweifeln das. Einer Umfrage zufolge bewerten Deutsche Rassismus vor allem in sozialen Netzwerken problematisch.
Montag, 29.06.2020, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 28.06.2020, 17:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten |
Offenbar als Reaktion auf Proteste von Bürgerrechtlern und einen drohenden Werbeboykott hat Facebook-Chef Mark Zuckerberg Maßnahmen gegen Hasskommentare versprochen. Das Unternehmen werde Inhalte verbieten, die sich gegen einzelne Bevölkerungsgruppen richten, und Material entfernen, das zur Gewalt auffordere. „Problematische“ Inhalte würden gekennzeichnet, erklärte Zuckerberg am Freitag.
Der Informationsfreiheitsverband Freepress.net reagierte mit Skepsis auf die Ankündigung. Es geben keinen Mechanismus, um die Konsequenzen der Maßnahmen zu kontrollieren. Facebook habe sich in der Vergangenheit für sein Verhalten entschuldigt, ohne dass viel passiert wäre, erklärte Freepress-Mitarbeiterin Heather Franklin.
Unternehmen wollen Facebook-Werbung einstellen
Gegner von US-Präsident Donald Trump kritisieren seit langem, dass Facebook und der Mikrobloggingdienst Twitter Trumps unwahre Postings kommentarlos übernähmen und Hassbotschaften freien Raum gewährten. Zuckerberg hatte in der Vergangenheit abgewiegelt und erklärt, Facebook sei der Meinungsfreiheit verpflichtet.
Laut der Bürgerrechtskampagne stophateforprofit.org haben Dutzende Unternehmen beschlossen, vorübergehend keine Werbung mehr auf Facebook zu schalten. Beteiligt seien der Autokonzern Honda, das Tech-Unternehmen Mozilla, der Kommunikationsriese Verizon und der Getränkekonzern Coca Cola. 99 Prozent der Einnahmen von Facebook stammten aus der Werbung.
„Warme“ Beziehung zwischen Zuckerberg und Trump
Der CEO von Coca Cola, James Quincey, teilte am Freitag mit, das Unternehmen werde in den kommenden 30 Tage keine Werbung in sozialen Medien platzieren. Es dürfe dort „kein Raum für Rassismus“ geben. Er erwarte mehr Transparenz von Medienunternehmen.
Die „New York Times“ hatte in der vergangenen Woche berichtet, Zuckerberg sei im Oktober zu einem vertraulichen Dinner mit Trump zusammengekommen. Zuckerberg habe eine „warme persönliche Beziehung“ zum Präsidenten. Im US-Justizministerium liefen kartellrechtliche Ermittlungen gegen Tech-Konzerne. Die Ermittlungen gegen Facebook seien nicht intensiv, hieß es.
In Deutschland stand Facebook bereits vor Jahren stark in der Kritik, weil das Unternehmen auf Forderungen zur Löschung von Hasskommentaren nicht zufriedenstellend nachgekommen war.
Umfrage: Mehrheit sieht Rassismus vor allem in sozialen Netzwerken
Die Deutschen nehmen Rassismus in vielen Lebensbereichen als großes Problem wahr. Laut einer am Freitag in Köln veröffentlichten repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov sieht die Mehrheit der Befragten Rassismus vor allem in den sozialen Netzwerken (62 Prozent), bei der Wohnungssuche (60 Prozent) und bei der Jobsuche (52 Prozent). An Schulen und Universitäten sind rassistische Einstellungen und Verhaltensweisen nach Einschätzung von 44 Prozent der Befragten ein großes oder sehr großes Problem.
Rund ein Drittel sieht den Angaben zufolge Rassismus auch als Problem bei Behörden, Medien, in der Politik und im Sport. Im privaten Bereich wird Rassismus dagegen deutlich seltener wahrgenommen: Nur jeder fünfte Befragte gab an, dass das unter Freunden, Bekannten und in der Familie vorkomme und ein großes Problem darstelle. Für die Umfrage wurden nach Angaben von YouGov zwischen dem 18. und 22. Juni 2.049 repräsentativ ausgewählte Wahlberechtigte in ganz Deutschland befragt. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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