Internet, Konferenz, Meeting, Chat, Webinar, Zoom
Zoom-Konferenz © zoom.us

Antisemitismusexpertin

„Zoom-Bombing“ gegen Juden in Corona-Krise

Seit Beginn der Corona-Krise finden weltweit Konferenzen, Veranstaltungen und Treffen online statt. Viele nutzen dafür die Software "Zoom". Wie Pia Lamberty mitteilt, sind auch Antisemiten und Nazis unterwegs, die gezielt jüdische Veranstaltungen stören.

Freitag, 24.04.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 23.04.2020, 16:28 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Bundesverband der Recherche- und Informationsstellen Antisemitismus (RIAS) in Berlin beobachtet einen wachsenden Online-Antisemitismus durch sogenanntes „Zoom-Bombing“ während Webinaren und Videokonferenzen mit Juden sowie bei Gedenkveranstaltungen. „Aus rechtsextremen Kreisen in den USA gibt es gezielte Aufrufe zum Stören von Webinaren mit Juden oder Jüdinnen“, sagte Pia Lamberty, Bildungsreferentin bei RIAS, dem „Evangelischen Pressedienst“ in Berlin. Gedenkveranstaltungen zum Holocaust zu stören sei kein neues Phänomen. „Menschen, die vor der Corona-Krise offline Gedenkveranstaltungen gestört haben, machen das jetzt online.“

Am Montagabend war eine Holocaust-Gedenkveranstaltung der israelischen Botschaft in Berlin von Unbekannten gestört worden. Die Videositzung auf der Plattform Zoom mit dem 77-jährigen Holocaust-Überlebenden Tswi Herschel sei von Anti-Israel-Aktivisten mit Hitler-Bildern und antisemitischen Parolen verunglimpft worden, erklärte der israelische Botschafter in Deutschland, Jeremy Issacharoff, auf Twitter. Anlass war der nationale israelische Holocaust-Gedenktag Jom Hashoa. Zoom ist eine Software für Videokonferenzen, die derzeit weltweit für kontaktlose Online-Treffen genutzt wird.

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Seit Beginn der Corona-Krise seien RIAS sechs Vorfälle von „Zoom-Bombing“ gemeldet worden, sagte Lamberty. Die Störer verwendeten rassistische oder antisemitische Kennzeichen. Beispielsweise seien Hakenkreuze gezeigt worden, oder es sei zu Zwischenrufen wie „Kill all jews“ gekommen. Oftmals blendeten die Täter zudem pornografische Bilder ein. „Für viele Veranstalter sind die Videokonferenzen eine ähnlich große Herausforderung wie Offline-Veranstaltungen“, sagte Lamberty. Vorab müssten sich die Veranstalter von Webinaren überlegen, wer online teilnimmt und stören könnte.

Verstecken in der Anonymität des Internets

Oftmals agierten die Täter in der Anonymität des Internets. „Wir versuchen generell auf Basis der gemeldeten Vorfälle einzuordnen, aus welcher Szene die Täter kommen“, sagte Lamberty. „Wir beobachten dabei eine Überschneidung von NS-verherrlichenden und anti-israelischen Inhalten.“ In einer Videokonferenz seien zum Beispiel eine Hakenkreuz- und eine „Free Palestine“-Fahne hochgehalten worden.

Für Opfer von Antisemitismus sei die Corona-Krise eine besonders schwierige Zeit, sagte Lamberty. In der Isolation fehlten Kontakte, und Opfer könnten keine physische Unterstützung durch Freunde oder Familie erfahren. Deswegen lasse RIAS bei Facebook jüdische Personen zu Wort kommen, die berichten, wie es ihnen in der Corona-Krise geht. „Wir wollen damit die Perspektive auf Juden und Jüdinnen legen, die während der Corona-Krise erneut mit antisemitischen Verschwörungstheorien konfrontiert sind“, sagte die Referentin. Im Internet würden Juden für den weltweiten Ausnahmezustand verantwortlich gemacht und unter anderem darüber spekuliert, ob das Coronavirus in einem israelischen Labor gezüchtet wurde, um die Menschheit zu unterwerfen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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