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Flüchtlingskinder auf der griechischen Insel Lesbos © SEEBRÜCKE @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

EU arbeitet an Notfallplan

In Flüchtlingslagern droht eine Corona-Katastrophe

Flüchtlingsorganisationen, Kirchen und Politiker blicken in der Corona-Krise mit Bangen auf die Flüchtlingslager in Griechenland. Sie fordern eine rasche Aufnahme von Kindern in anderen EU-Staaten, manche sogar die Räumung der Lager.

Mittwoch, 25.03.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.03.2020, 19:53 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Angesichts der Corona-Pandemie werden Rufe nach einer zügigen Hilfe für die Flüchtlinge in den Lagern auf den griechischen Inseln lauter. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, forderte am Dienstag, die in Aussicht gestellte Übernahme von Kindern schnell umzusetzen. „Den Schutzsuchenden in den Flüchtlingslagern droht eine Katastrophe, sobald die Erkrankung COVID-19 dort ausbricht“, sagte der bayerische Landesbischof. Die Diakonie und Flüchtlingsorganisationen forderten sogar eine Räumung der Flüchtlingslager.

Laut EU-Kommission rüsten sich die überfüllten Lager derzeit gegen einen Ausbruch des Coronavirus. Man arbeite mit den griechischen Behörden an einem Notfallplan, teilte die Kommission am Dienstag in Brüssel mit. Dabei gehe es um die Reaktion auf „einen potenziellen Ausbruch des Coronavirus auf den Inseln“.

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Mit Hilfe der EU werde unter anderem der Einsatz von Medizinern in den Hotspots mitfinanziert, erklärte die Behörde. Zudem unterstütze man eine Beschleunigung der Transfers von den Inseln auf das Festland. Die griechischen Behörden hätten zudem eine Reihe von Maßnahmen wie Fiebermessungen bei Neuankömmlingen und das Aussetzen von Besuchen erlassen.

Diakonie fordert Lager-Räumung

Mehrere EU-Länder, darunter Deutschland, hatten in der vorvergangenen Woche in Aussicht gestellt, mindestens 1.600 minderjährige oder besonders schutzbedürftige Flüchtlinge von den Inseln zu holen und bei sich aufzunehmen. Umgesetzt ist dies aber noch nicht. Die Flüchtlinge müssten sofort an einen sicheren Ort gebracht werden, betonte Bedford-Strohm.

Diakonie-Präsident Ulrich Lilie machte sich für eine Räumung der Lager stark. Wenn das Virus dort grassiere, sei wegen chronischer Vorerkrankungen vieler Flüchtlinge und fehlender medizinischer Versorgung mit vielen Toten zu rechnen, warnte er. „In diesen Lagern ist es nicht möglich, die grundlegendsten Hygienevorschriften umzusetzen, um sich zu schützen.“

Castellucci: „Das ist beschämend“

Zuvor hatten sich unter anderen „Ärzte ohne Grenzen“ und Sea Watch für eine Evakuierung ausgesprochen. Am Montag wandte sich der Innenausschuss des Europaparlaments mit derselben Forderung an die EU-Kommission. Der Ausschussvorsitzende Juan Fernando López Aguilar erklärte in dem Schreiben, ohne sofortiges Handeln werde die Situation unbeherrschbar.

Auch aus der SPD kamen drängende Stimmen und Enttäuschung darüber, dass die Aufnahme der Minderjährigen noch nicht umgesetzt wurde. „Die Europäische Kommission könnte man in Quarantäne schicken, ohne dass es jemand merken würde“, sagte der Bundestagsabgeordnete Lars Castellucci. Zuerst habe sie die Mitgliedstaaten aufgefordert zu helfen, jetzt gehe nichts voran. „Das ist beschämend“, sagte er und betonte: „Deutschland steht zu seiner Zusage. Das muss nun auch umgesetzt werden.“ (epd/mig) Aktuell Politik

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  1. Gerrit sagt:

    Die EU macht was ??? Mittlerweile schreiben wir den 23ten April und was hat sich geändert – alles nur Tropfen auf den heissen Stein.

    Wenn die EU das nicht endlich und schnell in den Griff bekommt, sollte man ihr den Friedensnobelpreis ABERKENNEN!!!
    Bekommen hat sie ihn nämlich unter anderem für die Wahrung der Menschenrecht innerhalb der EU – in Griechenland hat sie total versagt!!!