Extremismus, Rechtsextremismus, Andreas, Zick, Andreas Zick
Extremismusforscher Prof. Dr. Andreas Zick

Forscher

Rechtsextremismus lange weniger ernst genommen als Islamismus

Rechtsextremistische Gewalt wurde lange Zeit weniger ernst genommen als islamistische Gewalt. Das kritisiert Extremismusforscher Andreas Zick. Er warnt vor zunehmender Gewaltbereitschaft rechtsextremer Netzwerke.

Von Mittwoch, 26.02.2020, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 25.02.2020, 20:58 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Der Extremismusforscher Andreas Zick warnt vor einer zunehmenden Gewaltbereitschaft rechtsextremer Netzwerke. Diese hätten sich in Deutschland in den letzten Jahren radikalisiert, und die Gewaltbereitschaft habe sich dort verfestigt, sagte Zick nach den Anschlägen in Hanau dem „Evangelischen Pressedienst“. „Menschenfeindiche Orientierungen, Verschwörungsmythen, rassistische Identitätsvorstellungen und die Idee, eine Widerstandsbewegung zu sein, werden im Rechtsextremismus aufgegriffen und in Gewalt überführt.“

Rechtsextremistische Gewalt sei lange Zeit weniger ernst genommen worden als islamistische Gewalt, kritisierte der Wissenschaftler. Die Gesellschaft tue sich offenbar schwer damit, die zunehmende Radikalisierung als Extremismus zu erkennen, der mitten aus der Gesellschaft komme. Deutliche Gewalthinweise seien häufig als Randphänomene wahrgenommen worden. Es sei auch nach wie vor schwierig, für diesen Bereich hinreichend Forschungsgelder zu akquirieren, um eine solide, unabhängige und längerfristige Rechtsextremismusforschung zu etablieren, beklagte der Leiter des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung an der Universität Bielefeld.

___STEADY_PAYWALL___

Zivilgesellschaft stärken

Nötig ist nach Worten des Wissenschaftlers eine Stärkung der Zivilgesellschaft sowie von Präventionsarbeit vor Ort. Die Zivilgesellschaft sei heute zunehmend selbst auch Opfer und werde in den Konflikt hineingezogen, warnte Zick.

Zick forderte eine stärkere Wachsamkeit gegenüber einem zunehmenden Extremismus. Eine Bekämpfung von Rechtsextremismus sei nicht allein Sache von Behörden und Strafverfolgung. „Wir müssen ernst nehmen, wo Rechtsextremismus beginnt: Bei weit geteilten menschenfeindlichen Vorurteilen in der Gesellschaft“, appellierte der Wissenschaftler. Das gelte auch gegenüber Propaganda, die noch nicht direkt kriminell oder strafrechtlich relevant sei. (epd/mig) Aktuell Panorama

Zurück zur Startseite
MiGLETTER (mehr Informationen)

Verpasse nichts mehr. Bestelle jetzt den kostenlosen MiGAZIN-Newsletter:

UNTERSTÜTZE MiGAZIN! (mehr Informationen)

Wir informieren täglich über das Wichtigste zu Migration, Integration und Rassismus. Dafür wurde MiGAZIN mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Unterstüzte diese Arbeit und verpasse nichts mehr: Werde jetzt Mitglied.

MiGGLIED WERDEN
Auch interessant
MiGDISKUTIEREN (Bitte die Netiquette beachten.)

  1. Ute Plass sagt:

    All diese gewaltsamen Verwerfungen , die der Soziologe Zick hier anführt hat sein Kollege W.Heitmeyer und Team in „Deutsche Zustände“ erforscht und analysiert.
    Leseempfehlung: „Autoritäre Versuchungen“, in dem Heitmeyer auch
    aufzeigt, dass der real existierende zerstörerische Kapitalismus
    mit seinen Prämissen nach Effizienz, Nützlichkeit, Verwertbarkeit inzwischen in die sozialen Lebenswelten eingedrungen ist – und damit dafür gesorgt hat, dass Menschen nach diesen Kriterien als ungleichwertig bewertet werden. Diese Art der Bewertung führt dann dazu, dass bestimmte Gruppen markiert und abgewertet werden, um sich selbst aufzuwerten.
    Aufgrund der Verschwisterung von Politik u. kapitalistischer Wirtschaft
    schweigt sich ein Großteil unserer Volksvertreter darüber aus.
    Schon vor Jahrzehnten sagte Horkheimer dazu:
    „Wer vom Kapitalismus nicht reden will, sollte auch vom Faschismus schweigen“.