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Gedenkstunde im Bundestag

Kein Schweigen über Auschwitz

Mit der traditionellen Gedenkstunde hat der Bundestag am Mittwoch der Millionen Opfer der Nazis gedacht. Die Redner appellierten, Fremdenhass und Antisemitismus entgegenzutreten. Bundespräsident Steinmeier bezeichnete das als Prüfung für Deutschland.

Von Donnerstag, 30.01.2020, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 29.01.2020, 16:13 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In der Gedenkstunde des Bundestags für die Opfer des Holocaust haben Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und der israelische Präsident Reuven Rivlin Widerstand gegen völkisches Denken und Fremdenhass gefordert. Wer das Andenken der Opfer des Holocaust ehren wolle, müsse Demokratie und Rechtsstaat schützen, sagte Steinmeier am Mittwoch in seiner Rede in Berlin. Rivlin äußerte sich besorgt darüber, dass Europa von den „Geistern der Vergangenheit heimgesucht“ werde. Er appellierte an die besondere Verantwortung Deutschlands gegen Nationalismus, Fremdenhass und Antisemitismus – und dafür, die Erinnerung an den Holocaust wachzuhalten.

„Die bösen Geister der Vergangenheit zeigen sich heute in neuem Gewand“, sagte Steinmeier. „Ich fürchte, auf all das waren wir nicht genügend vorbereitet.“ Diese Prüfung müsse Deutschland bestehen. „Das sind wir der Verantwortung vor der Geschichte, den Opfern und auch den Überlebenden schuldig“, sagte er.

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„Wir vergessen nicht, was geschehen ist! Wir vergessen auch nicht, was geschehen kann.“

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Für Steinmeier und Rivlin war die Gedenkstunde im Bundestag der Schlusspunkt mehrerer gemeinsamer und symbolträchtiger Erinnerungsveranstaltungen innerhalb der vergangenen Woche. Steinmeier redete vergangenen Donnerstag als erstes deutsches Staatsoberhaupt in der Jerusalemer Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Rivlin und Steinmeier besuchten zudem am Montag gemeinsam das frühere Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz und gingen dort gemeinsam durch das berühmte Tor mit der Inschrift „Arbeit macht frei“. Gemeinsam flogen sie danach nach Berlin.

„Leuchtturm“

Mit ihrem freundschaftlichen Verhältnis demonstrierten beide auch immer wieder die Verbindung zwischen Israel und Deutschland. „Die Versöhnung ist eine Gnade, die wir Deutsche nicht erhoffen konnten oder gar erwarten durften“, sagte Steinmeier im Bundestag. Rivlin lobte Deutschland als „Leuchtturm“ für die Verteidigung liberaler Werte in Europa. Wenn Juden dort heute nicht frei leben könnten, könnten sie es auch nicht woanders auf der Welt, sagte er.

„Wir vergessen nicht, was geschehen ist! Wir vergessen auch nicht, was geschehen kann“, versprach Steinmeier Rivlin. Zugleich forderte er, neue Formen des Gedenkens für junge Menschen zu finden und wandte sich gegen jede Instrumentalisierung der Vergangenheit. Geschichte dürfe nicht zur Waffe werden, sagte Steinmeier. Rund 30 Minuten redete Rivlin nach Steinmeier, betonte die Verantwortung Deutschlands, übte aber auch scharfe Kritik am Iran und begrüßte die Überlegungen von US-Präsident Donald Trump für Frieden im Nahen Osten.

„Todesfabrik“

Mehr als eine Million Menschen hatten die Nationalsozialisten in der „Todesfabrik“ Auschwitz – so formulierte es Steinmeier – ermordet. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Lager. 1996 wurde der Tag vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus proklamiert. Die Gedenkstunde des Bundestags hat seitdem Tradition.

Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble wandte sich in seiner Ansprache gegen jedes Kleinreden oder Umdeuten der Nazi-Verbrechen heute. „Es gibt kein heilsames Schweigen über Auschwitz“, sagte Schäuble mehrfach: „Es gehört zum gesellschaftlichen Grundkonsens, diese historische Verantwortung anzunehmen.“ (epd/mig) Aktuell Politik

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