Wüste, Sand, Sahara, Sonne, Dune, Durst
Sahara © Alex Smith @ flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

UNHCR

Auf dem Weg zum Mittelmeer sterben mehr Migranten als auf See

Die Zahl der Flüchtlinge, die auf dem Weg zum Mittelmeer ums Leben kommen, ist den Vereinten Nationen zufolge vermutlich deutlich höher als die Zahl der Toten im Mittelmeer.

Dienstag, 05.11.2019, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 07.11.2019, 17:05 Uhr Lesedauer: 1 Minuten  |  

Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen (UNHCR) schätzt, dass mehr afrikanische Migranten auf dem Weg zur nordafrikanischen Küste ums Leben kommen als bei den Fahrten über das Mittelmeer. „Wir gehen davon aus, dass vermutlich mindestens doppelt so viele Menschen auf dem Weg zum Mittelmeer sterben als im Mittelmeer selbst“, sagte Vincent Cochetel, der UNHCR-Sondergesandte für das Mittelmeer und Libyen, der „Welt am Sonntag“. Die Zahl könne aber „auch viel höher“ sein. „Niemand kann es mit Sicherheit sagen, aber es ist eine Tragödie“, sagte Cochetel.

Ebenso wie das UNHCR weist auch die Internationale Organisation für Migration (IOM) auf eine hohe Dunkelziffer hin. Registriert wurden laut IOM von 2014 bis zum 28. Oktober dieses Jahres 19.005 Tote im Mittelmeer – sowie 4.463 in Nordafrika. Für das Mittelmeer habe man allerdings mehr und bessere Quellen, deshalb dürften die Angaben für diesen Teil der Fluchtroute der Wirklichkeit näherkommen als im Falle Nordafrikas, hieß es.

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Haupttodesursachen auf den Landrouten waren laut IOM nach den vorliegenden Zahlen für 2018 Verkehrsunglücke, gefolgt von Verdursten, Gewalttaten, Verhungern und Krankheiten. Nicht selten werden Geflüchtete gewaltsam in die Wüste getrieben oder dort schutzlos alleingelassen. (epd/mig)

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  1. Dr. Felix Hoffmann sagt:

    Nein. Es ist keine Tragödie. Der Begriff ist hier immer wieder äußerst problematisch, weil in der klassischen Tragödie „der“ (Anti-)“Held“ gottgegeben und damit schicksalhaft dem Untergang geweiht ist.
    Doch es gibt kein Schicksal: Der Begriff ist einer der repressivsten, die ich kenne, da er schon immer gefordert hat, sich ‚mit seinem Schicksal abzufinden‘.
    Die Gründe, warum Menschen fliehen, sind vielfältig, hochkomplex und weit individueller, als so mancher meinen mag.
    Doch alle haben eins gemeinsam: Sie fliehen vor Menschengemachten Problemen, für die Europa historisch wie gegenwärtig einen großteil der Verantwortung trägt.

  2. Gerrit sagt:

    …und erst wenn Europa und andere reiche Industrienationen bis hin zum „kleinen“ Verbraucher (Stichwort billige Textilien, billige Bodenschätze etc.) diese Verantwortung erkennt UND handelt, wird sich etwas ändern an der Fluchtproblematik.

    Alles andere bedeutet „rumdoktern“ ohne wirkliche Lösung.

  3. Jacky sagt:

    @Hofmann – fir Kolonislzeit ist jahrzente zurück. In der Zwischenzeit hätten die betroffenen Länder mehr als genug Zeit gehabt sich anders aufzustellen.
    Ich habe wenig Verständnis wenn man uns oder anderen Ländern nach mehr als 50 JAhren noch vorwirft wir hätten da die Verantwortung. Nach mehreren Generationen (!) dazwischen.

    Und wie korrekt erkannt – die Menschen fliehen nicht unbedingt nur vor PRoblemen sondern hoffen auf einen höheren Lebensstandard als den den sie aktuell haben. Das PRoblem: Wir können unseren Standard wohl nicht auf die mehreren Milliarden andern Menschen übertragen.
    Wir könnten auf einen Großteil unseres Standards verzichten und damit wohl den der gesamten Menschheit ein wenig verbessern.

    Grundsätzlich ist unsere Erde übervölkert, das ist für mich das größte Problem.

  4. Gerrit sagt:

    @Jacky … da werfen Sie einiges durcheinander und verkennen die Tatsachen.

    Sicherlich ist die Kolonialzeit schon etwas länger her. Aber viele der betroffenen Länder hatten relativ wenig Chancen, etwas eigenes aufzubauen, weil sich am System der Ausbeutung durch reiche Länder nicht viel geändert hat … nach der Kolonialzeit!

    Um nur einige sehr traurige Beispiele zu nennen: Warum wurden Dikatoren wie Idi Amin oder Lean-Bèdel Bokassa „groß“ und konnten ihre eigene Bevölkerung gnadenlos knechten … durch die Unterstützung des „reichen Westens“ – Stichwort Rohstoffe und/oder geopolitische Interessen. Und das sind nur zwei Beispiele für den afrikanischen Kontinent. Weltweit gibt es genug andere. All die sogenannten „Stellvertreterkriege“ zwischen den Supermächten und Wirtschaftsblöcken – wo wurden sie denn ausgetragen?

    Gerade in der Kolonialzeit wurden die Menschen regelrecht zur „Unselbstständigkeit erzogen“. Sie wurden ja nur gebraucht, als Arbeitskräfte etc. Auf sich allein gestellt, sind sie dann leider irgendwelchen Blendern nachgelaufen.

    Faire und seriöse Präsidenten, Parteien etc. u.a. in Afrika wurden nicht selten von den Industrieländern indirekt bekämpft. Denn die hatten ja so „absurde“ Ideen, daß z.B. der Reichtum des Landes erst einmal für die eigene Bevölkerung genutzt werden soll, für den Aufbau. Wir, also der „reiche Westen“, sollten auf einmal faires Geld bezahlen für Rohstoffe (Uran, Koltan, Diamanten etc. bis hin zu Kakao und Bananen). Viele der Länder hatten überhaupt keine Chance etwas eigenes aufzubauen, sind also im Chaos versunken.

    Darum ging es m.E. Hr. Dr. Hoffmann und damit hat er Recht.

    Natürlich können wir unseren Standard nicht 1:1 auf andere übertragen. Das will man dort vielleicht nicht einmal. Aber ein lebenswertes Leben, Perspektive, genug Essen, sauberes und bezahlbares Wasser, medizinische Grundversorgung usw. usw. – das sollte schon sein. Da müssen wir weltweit umdenken.

    Beispiel: Vielleicht die Tafel Schokolade im Supermarkt höher bezahlen, dafür eine weniger essen, und den Ländern, die Kakao produzieren, mehr für den Rohstoff bezahlen, um z.B. Kinderarbeit zu bekämpfen, die dann als Jugendliche evtl. zu „Wirtschaftsflüchtlingen“ werden.

    https://www.spiegel.de/wirtschaft/service/kinderarbeit-in-afrika-bittere-ernte-a-721491.html

    Schon in Europa fängt es an. Lesen Sie mal im Netz die Berichte um die Obst- u. Gemüseanbauregion In Almeria (Spanien). Nur damit wir im heimischen Supermarkt billig kaufen können

    Die heutigen Flüchtbewegungen sind die Folge, wenn Sie so wollen die „Rechnung“, für die Kolonialzeit und danach, für verfehlte Sozialpolitik weltweit.