Religionssensible Beratung

Islamische Seelsorge „made in Germany“

Muslimische Seelsorge in Krankenhäusern wird immer häufiger nachgefragt, doch noch gibt es kaum professionelle muslimische Seelsorger. Eine Marktlücke für islamische Ausbildungsinstitute. Doch noch gibt es keine Ausbildungsstandards.

Von Jens Bayer-Gimm Donnerstag, 24.10.2019, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 27.10.2019, 12:37 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Immer häufiger fragen muslimische Patienten in deutschen Krankenhäusern oder Hospizen nach einem Seelsorger. Aber ausgebildete Seelsorger gibt es bislang kaum. Um den Mangel zu beseitigen, werden immer mehr islamische Ausbildungsinstitute gegründet, wie das „Institut für kultur- und religionssensible Bildung und Beratung (Inkurs)“ in Offenbach. „Die Globalisierung ist in der Seelsorgebewegung angekommen“, stellt auch Bernd Nagel fest. Er ist Studienleiter am „Zentrum Seelsorge und Beratung“ der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau.

Gemeinsam ist den Ausbildungsinstituten: Sie entwickeln eigene Kurse, aber Ausbildungsstandards müssen erst noch gefunden werden. „Muslime sollen Muslime ausbilden“, sagt Rabia Bechari. Die gelernte Bankkauffrau hat 2011 eine Weiterbildung zur ehrenamtlichen Krankenhausseelsorgerin gemacht, dafür hat sie Kurse der Klinischen Seelsorge-Ausbildung (KSA) des evangelischen Zentrums Seelsorge und Beratung besucht. Bechari hat 2017 „Inkurs“ in Offenbach mitgegründet.

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Fachleute kritisch

„Das Institut entwickelt ein Konzept, was muslimische Patienten brauchen“, erklärt sie. „Inkurs“ hat nach Angaben der Leiterin von September 2018 bis April 2019 den ersten Kurs einer „muslimischen Krankenhausseelsorge-Ausbildung (MKSA)“ für 30 Teilnehmer abgehalten, ab kommenden September sei ein weiterer Kurs geplant.

Die Bezeichnung lehnt sich zwar an den eingeführten Standard der Klinischen Seelsorge-Ausbildung (KSA) der Kirchen an. Fachleute der kirchlichen Seelsorge-Ausbildung sehen die Übernahme der zertifizierten Bezeichnung KSA aber kritisch. Das „Inkurs“-Zertifikat erfülle deren Standards nicht, sagt Bernd Nagel vom Zentrum Seelsorge und Beratung. Auch die Qualitätssicherung durch regelmäßige Fortbildung und Supervision fehle, kritisiert das Zentrum.

Auftraggeberin und Auftragnehmerin

„Inkurs“ bildet nach eigenen Angaben Muslime zu Seelsorgern aus, die dem Institut unter anderem von den muslimischen Seelsorgevereinen „Salam“ in Frankfurt geschickt werden. Institutsgründerin Bechari hat auch Salam 2013 mitgegründet und ist Vereinsvorsitzende. Auch das kritisiert Nagel: „Wie kann ich gleichzeitig Auftraggeberin und Auftragnehmerin sein?“

Das Universitätsklinikum Frankfurt hat mit „Salam“ einen Kooperationsvertrag geschlossen. Der Verein habe bestätigt, dass die Ausbildung von „Inkurs“ auf der Ausbildung des Zentrums Seelsorge und Beratung basiere und „die Einhaltung der grundlegenden seelsorgerischen Standards durch Inkurs weiterhin gesichert wird“, teilt die Pressestelle mit. Mit den Absolventen von „Inkurs“ hätten die Krankenhäuser mit anders ausgebildeten Helfern zu tun, wendet Nagel ein.

Entwicklung von Standards

Inkurs als Aus- und Weiterbildungsinstitut strebe nicht nur die Ausbildung von Helfern im Raum Frankfurt an, erklärt Bechari. Ziel sei die Entwicklung von Standards für alle muslimischen Seelsorge-Vereine. „Wir sind dabei, uns bundesweit zu verbreiten.“

Außerdem reicht das angestrebte Geschäftsfeld von Inkurs nach den Worten von Bechari weit über die Krankenhausseelsorge hinaus. Das Institut mit dem Claim „Seminare Made in Germany“ wolle auch Angebote für Eltern, Erzieherinnen, Lehrkräfte und Sozialarbeiter anbieten. (epd/mig) Aktuell Panorama

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