Seelsorge

Krankenhäuser brauchen mehr Imame

Immer mehr Patienten in den Krankenhäusern gehören dem muslimischen Glauben an - Tendenz steigend. In den deutschen Kliniken gibt es aber zu wenige muslimische Seelsorger. Das muss sich ändern, fordert die Bundesvorsitzende der evangelischen Krankenhausseelsorge.

Von Jörg Nielsen Freitag, 04.03.2016, 8:20 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 06.03.2016, 18:50 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In den deutschen Kliniken gibt es nach Ansicht der Bundesvorsitzenden der evangelischen Krankenhausseelsorge, Sabine Hofäcker, zu wenige muslimische Seelsorger. „Der Bedarf ist eindeutig da, allerdings gibt es auch einige Fragezeichen“, sagte die Pastorin aus Homburg an der Saar dem Evangelischen Pressedienst. Immer mehr Patienten gehörten dem muslimischen Glauben an. Ihre Zahl steige durch die vielen Flüchtlingen. Evangelische Krankenhausseelsorger aus ganz Deutschland kamen bis Donnerstag zu ihrer Bundeskonferenz in Rastede bei Oldenburg zusammen.

Der Hauptunterschied zu den christlichen Krankenhausseelsorgern sei, dass die muslimischen Kolleginnen und Kollegen in aller Regel ehrenamtlich tätig seien, sagte Hofäcker. Die meisten besuchten eine von den Kirchen angebotene Schulung. Darin gehe es um Standards in der Seelsorge, etwa um eine Gesprächsführung, bei der der Patient im Zentrum stehe. Darüber hinaus gebe es immer mehr Imame, die sich um muslimische Patienten kümmerten.

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Während sich die christlichen Seelsorger als Berater und Begleiter der Patienten verstünden, sähen sich die muslimischen Imame vor allem als Lehrer, erläuterte Hofäcker. Problematisch sei aus ihrer Sicht, dass viele Imame dem Ministerium für religiöse Angelegenheiten in der Türkei unterstünden und diese Behörde auch die Gehälter zahle. „Hier stellen sich für mich die Fragen nach der Fach- und Dienstaufsicht und der Schweigepflicht über Patientengespräche.“

Trotz der Bedenken seien muslimische Seelsorger unverzichtbar, betonte die Theologin. Nach einigen Islamauslegungen dürfe die Nachricht von einer tödlichen Erkrankung nur von einem Imam oder dem Familienoberhaupt überbracht werden. „Viele Übersetzer wissen das und übersetzen dann nicht genau das, was der Arzt dem Patienten erzählen will.“ Dies führe zu irritierenden Reaktionen der Patienten. Dennoch dürfe nicht vorschnell über solche Übersetzer geurteilt werden: „Aus ihrer Sicht schützen sie damit die Würde des Patienten. Das ist ein für uns ungewohntes Denken, weil wir die Selbstbestimmung der Patienten fördern wollen.“

Gespräche zwischen muslimischen und christlichen Seelsorgern seien eher selten, sagte Hofäcker. „Wir gehen uns zwar nicht aus dem Weg, sprechen aber nur allgemein über unsere Aufgaben.“ Gespräche über Patienten gebe es nur in Einzelfällen. „Aber die muslimische Krankenhausseelsorge ist noch ein neues Gebiet, vielleicht können wir im Laufe der Zeit enger zusammenarbeiten.“ (epd/mig) Aktuell Gesellschaft

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