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Arbeiter auf der Baustelle © billjacobus1 auf flickr.com (CC 2.0), bearb. MiG

Unüberwindbare Hürden

Befristete Arbeitsverträge erschweren Erhalt von Aufenthaltstiteln

Wieder einmal werden sogenannte Einwanderungs- und Integrationsgesetze beschlossen. Doch ist unser Migrations- und Integrationsmodell den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarktes nicht gewachsen. Befristet beschäftigte Arbeitnehmer werden vor unüberwindbare Hürden gestellt.

Von Dienstag, 14.05.2019, 5:22 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 16.05.2019, 10:50 Uhr Lesedauer: 3 Minuten  |  

Kürzlich wurden die „niedrigsten Arbeitslosenzahlen seit der Wiedervereinigung“ angepriesen und auch im März 2018 wurde berichtet, dass es dem deutschen Arbeitsmarkt auf Grund steigender Beschäftigungszahlen immer besser gehe. Das sind gute Nachrichten doch leben wir in Zeiten, in denen leider auch befristete Arbeitsverträge in bestimmten Berufssparten mehr und mehr zur Norm werden.

Laut statista betrug im Jahr 2016 die Zahl der in Deutschland Erwerbstätigen mit einem befristeten Arbeitsvertrag 4,68 Millionen. Im Jahr 2014 waren es noch 4,62 Millionen Betroffene. Einige Arbeitnehmer versuchen dem mit Optimismus zu begegnen und sehen es unter anderem als Vorteil an, schnell aus dem Vertrag zu kommen oder durch raschere Firmen-/Positionswechsel ihre Karriere voranzutreiben.

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Wie schwierig es Migranten haben, auf dem hiesigen Job-Markt überhaupt erfolgreich mithalten zu können, ist den meisten Bürgern und auch einigen Politikern gar nicht bewusst. Sogenannte Drittstaatler brauchen eine Aufenthaltsgenehmigung, die den Zugang zum Arbeitsmarkt gestattet beziehungsweise ein Arbeitsvisum. Jedoch sind diese Visa und Aufenthaltstitel an viele Bedingungen geknüpft, sodass mehr und mehr auch jene Migranten unter den Restriktionen leiden, die sowohl die Deutsche Sprache beherrschen als auch in der Bundesrepublik studiert haben und in manchen Fällen sogar Familie hier haben.

Nehmen wir letzteren Fall und gehen von einem Drittstaatler aus, der mit einem Deutschen oder EU-Bürger liiert ist, so muss der Deutsche oder EU-Bürger den finanziellen Nachweis durch den Arbeitsvertrag erbringen, für den betroffenen Drittstaatler sorgen zu können. Mit einem Kurzzeitvertrag, wie es in einigen Branchen mittlerweile üblich ist, ziehen diese Anforderungen Probleme mit, die sich bis auf den Job des Deutschen oder EU-Bürgers auswirken. Denn im Zweifelsfall sorgt diese Regelung dafür, dass der Deutsche oder EU-Bürger sich einen neuen Job suchen und gegebenenfalls das Metier wechseln muss, um den Partner mit dem nötigen Visum/Aufenthaltstitel unterstützen zu können.

Dies hat zur Folge, dass in einigen Fällen auch der Deutsche oder EU-Bürger mit Problemen bei der Jobsuche zu kämpfen hat. Heißt: nur extrem glückliche und/oder privilegierte Bürger werden diese Herausforderung bewältigen und somit vermeiden können, weder den Partner mangels Visum/Aufenthaltstitel zu verlieren noch die Karriere zu Gunsten des Partners aufgeben zu müssen.

Wenn dies das Ziel der Politiker ist und das Resultat von Integration Einschränkung der eigenen Staatsbürger bzw. hier lebender EU-Bürger bedeutet, dann müssen wir uns vielleicht doch früher oder später eingestehen, dass unser Migrations- und Integrationsmodell den Ansprüchen des modernen Arbeitsmarktes (noch) nicht gewachsen ist.

Und: wenn Integration es nicht schafft, in Deutschland ausgebildete Drittstaatler aufzufangen – die teils sogar deutsche oder EU-Stipendien erhielten – dann kann man kaum noch von Integration sogenannter ‚anderer’ sprechen. In solchen Fällen kann man nur noch zu dem ernüchternden Urteil kommen, dass die Ausbildung von Drittstaatlern in Deutschland, aber auch in anderen EU-Staaten, lediglich zugunsten von Statistiken und an diese gebundene Fördergelder stattfindet sowie aus nationalen oder EU-weiten Werbegründen um sich in internationalen Rankings zu behaupten. Aktuell Meinung

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  1. Habnix sagt:

    Genau das ist so gewollt, damit sich auch ja keiner über den niedrigen Lohn beschweren kann. Es dient der deutschen/ Europäischen Wirtschaft.
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    In der Politik geschieht nichts zufällig! Wenn etwas geschieht, kann man sicher sein, das es auf diese Weise geplant war.

    Frank Delano Roosevelt,
    US Präsident und Freimaurer
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    Diese wirtschaftsbestimmte Politik dient nur dem Lohndumping um mit dem Konkurrenten aus China und anderswo mithalten zu können.