Jeder Vierte gewalttätig

Hunderte Neonazis trotz Haftbefehlen auf freiem Fuß

Mehrere hundert Rechtsextremisten werden in Deutschland per Haftbefehl gesucht - fast doppelt so viele wie noch vor knapp fünf Jahren. Mehr als jeder Vierte gilt als gewalttätig. Die Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Personal.

Mittwoch, 05.12.2018, 5:24 Uhr|zuletzt aktualisiert: Sonntag, 09.12.2018, 16:14 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

In Deutschland sind 467 Rechtsextremisten auf freiem Fuß, obwohl Haftbefehle gegen sie vorliegen. Die Beschuldigten sind nicht aufzufinden, daher können die Haftbefehle nicht vollstreckt werden, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion hervorgeht. Mehr als jeder vierte Gesuchte gilt demnach als gewalttätig. Über die Zahlen hatte zunächst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ berichtet.

Nach 108 Verdächtigen wird den Angaben zufolge wegen eines politischen Delikts gefahndet, 99 werden wegen eines oder mehrerer Gewaltdelikte gesucht. Die Behörden gehen davon aus, dass die Verdächtigen künftig ähnliche Straftaten begehen, etwa bei rechten Aufmärschen und Konzerten.

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In den vergangenen viereinhalb Jahren stieg die Zahl der gesuchten Neonazis laut Bundesregierung deutlich: von 253 Männern und Frauen auf jetzt 467. Als ein Grund dafür gelte die Flüchtlingskrise, in deren Folge die Zahl der rechtsextremistisch motivierten Taten wie Anschläge auf Asylbewerberheime nach oben geschnellt sei, hieß es.

Jelpke: Zahl der Flüchtigen alarmierend

Die Linken-Abgeordnete Ulla Jelpke, die die Anfrage gestellt hatte, sagte, die Sicherheitsbehörden müssten sich „endlich einmal etwas einfallen lassen, um der flüchtigen Nazis schneller habhaft zu werden“. Es sei beunruhigend, dass es einer dreistelligen Zahl von Neonazis gelinge, sich seit 2017 und teilweise noch länger der Festnahme zu entziehen, erklärte Jelpke. Die Statistik sei ein „alarmierendes Zeichen dafür, dass die Naziszene gewalttätig und kriminell ist und bleibt“. Die Bekämpfung der Szene müsse höchste Priorität haben.

Der stellvertretende Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jörg Radek, wies auf „die brisante Personalsituation“ bei den Sicherheits- und Strafbehörden hin und erklärte: „Wer die Erosion des Rechtsstaates aufhalten will, muss für mehr Personal bei Polizei und Justiz sorgen und ausreichend Haftplätze schaffen, damit Strafen auch vollstreckt werden können.“ In Anbetracht der insgesamt rund 175.000 nicht vollstreckten Haftbefehle sei die Zahl der gesuchten Rechtsextremisten zwar relativ klein, jedoch müsse der Rechtsstaat gerade bei Neo-Nazi-Tätern auch das Ansehen Deutschlands im Ausland bedenken. (epd/mig) Aktuell Panorama

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  1. panther sagt:

    Vielleicht mal beim Verfassungsschutz nachsehen, dort sind sie ja traditionell untergekommen. Am besten aber den ganzen Verein auflösen, einschließlich der Tarnnamen. Und die weitgehend bekannten Treffpunkte auf den herrschaftlichen Gutshöfen schließen. Wieso ist die GdP besorgt um das Ansehen „im Ausland“ ? Ist das Ansehen im Inland nicht betroffen, wenn man die Neofaschisten frei laufen läßt ?

  2. Dies ist doch allgemein und längst bekannt.
    Es ist höchstens verwunderlich, dass diese nicht vollstreckten Haftbefehle nicht gleich in Freisprüche verwandelt wurden. Letztlich wirkt dies auch so!

  3. Ute Plass sagt:

    Liebe Irmela Mensah-Schramm,
    das Engagement des Künstlers Wolfram Kastner ist Ihrem couragierten
    Verhalten ähnlich und diesem gebührt mein Dank.
    https://www.deutschlandfunkkultur.de/urteil-nach-farbaktion-an-jodl-grab-eigentum-vor.1013.de.html?dram:article_id=435061

    Der Künstler W. Kastner ist auf finanzielle Unterstützung angewiesen, damit er die weiter anstehenden juristischen Verfahren durchstehen kann.
    Wer sein Anliegen unterstützen möchte, setzt sich bitte mit ihm in Verbindung.