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Rechts nicht salonfähig

Historiker sieht verstärkte öffentliche Debatte über Antisemitismus

Sind rechtsradikale Positionen tatsächlich salonfähig geworden? Der Historiker und Rabbiner Andreas Nachama bestreitet das. Sie stünden derzeit lediglich verstärkt im Fokus. Solche Phasen habe es aber immer wieder gegeben.

Donnerstag, 08.11.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Donnerstag, 08.11.2018, 16:33 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Der Historiker und Rabbiner Andreas Nachama beobachtet eine verstärkte öffentliche Debatte über Antisemitismus. Wenn man sich Umfragen zu Antisemitismus von den 50er Jahren bis in die Gegenwart anschaue, „dann hatten stets 20 bis 25 Prozent der Befragten eine antisemitische Einstellung“, sagte der Direktor der Stiftung Topographie des Terrors dem Berliner „Tagesspiegel“. Umgekehrt sei in den zurückliegenden Monaten die Zahl der Besucher in allen deutschen Gedenkstätten gestiegen: „Dass führt dazu, dass die Menschen sich intensiver damit auseinandersetzen.“

Doch nicht alle Menschen erreiche man damit: „Das war immer so und wird wohl leider auch immer so bleiben“, sagte Nachama. Zudem betonte der Rabbiner: „Ich bestreite, dass rechtsradikale Positionen jetzt tatsächlich salonfähig werden.“ Diese stünden derzeit im Fokus einer zu Recht kritischen Berichterstattung. Solche Phasen habe es in der Bundesrepublik bis 1989 und ab 1990 immer wieder gegeben. „Das macht die Sache nicht besser, aber ich rate zu großer Gelassenheit. 1,3 Millionen Besucher pro Jahr in der Topographie des Terrors zeigen, dass es ein großes Interesse an der Geschichte gibt“, betonte Nachama.

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„Die Menschen wollen verstehen“

„Die Menschen wollen verstehen, wie es dazu kommen konnte, dass dieser Kontinent auf einmal in Schutt und Asche lag, dass es so gut wie keine Familie in Europa gab, die keine Opfer zu beklagen hatte – seien es gefallene Soldaten, seien es Ermordete im Holocaust“, sagte der Stiftungschef.

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Anlässlich des 80. Jahrestags der Novemberpogrome zeigt das Dokumentationszentrum Topographie des Terrors seit Mittwoch eine Ausstellung über den staatlichen Terror im November 1938. Die Schau „‚Kristallnacht‘ – antijüdischer Terror 1938. Ereignisse und Erinnerung“ beleuchtet erstmals auch die wechselvolle Geschichte des Gedenkens an den Staats- und Parteiterror gegen Juden. Konzipiert wurde die Ausstellung von der Stiftung „Denkmal für die ermordeten Juden Europas“ in Kooperation mit der Stiftung Topographie des Terrors. Die Ausstellung ist bis 3. März 2019 zu sehen. (epd/mig) Aktuell Panorama

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