Studie

Mehr qualifizierte Einwanderer aus Westbalkan-Ländern

Vor drei Jahren kamen eher Asylsuchende vom Westbalkan nach Deutschland und prägten das Bild, das viele Deutsche von der Region hatten. Inzwischen machen sich qualifizierte Fachkräfte auf den Weg, wie eine aktuelle IW-Studie zeigt.

Dienstag, 06.11.2018, 5:25 Uhr|zuletzt aktualisiert: Mittwoch, 08.01.2020, 15:42 Uhr Lesedauer: 2 Minuten  |  

Anstelle von Asylbewerbern kommen aus den Ländern des Westbalkans in den vergangenen drei Jahren einer neuen Studie zufolge zunehmend Fachkräfte nach Deutschland. Stellten 2015 noch mehr als 140.000 Menschen aus dem Westbalkan meist chancenlose Asylanträge in Deutschland, waren es 2017 nur noch 20.000, wie die am Montag veröffentlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln ergab. Dagegen sei die Zahl der Menschen mit Aufenthaltstiteln zur Erwerbstätigkeit im gleichen Zeitraum um 30.000 auf 42.000 Menschen gestiegen.

Die IW-Forscher haben für die Studie unter anderem Daten des Ausländerzentralregisters und der Bundesagentur für Arbeit ausgewertet. Demnach hat die Zahl sozialversicherungspflichtig beschäftigter Migranten aus Albanien, Bosnien-Herzegowina, dem Kosovo, Mazedonien und Serbien in Deutschland stark zugenommen: von 183.000 im März 2015 auf 268.000 im März dieses Jahres. 162.000 dieser Migranten übten eine Tätigkeit aus, die eine mindestens zwei- bis dreijährige Berufsausbildung erfordere, hieß es. Die Quote der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten stieg von 35,2 Prozent im Juni 2015 auf 48,9 Prozent im Juni 2018.

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Die Arbeitslosenquote von Migranten aus dem Westbalkan liegt den Angaben zufolge bei 11,5 Prozent und ist rückläufig. Mehr als 82 Prozent dieser Arbeitslosen hätten keinen berufsqualifizierenden Abschluss. Das zeige, dass es trotz der positiven Entwicklung der Beschäftigungssituation eine große Gruppe von Menschen gebe, die größeren Unterstützungsbedarf bei der Integration in den Arbeitsmarkt haben, schreiben die Forscher.

Die Westbalkanregelung

Den Rückgang der Asylbewerberzahlen und die zunehmende Einwanderung von Menschen mit Berufsqualifizierung führen die Studienautoren auf eine Verschärfung des Asylrechts und die sogenannte Westbalkanregelung zurück. So wurden nach zunehmender Einwanderung von Asylbewerbern die Westbalkanstaaten 2014 und 2015 als sichere Herkunftsländer eingestuft. Im Gegenzug wurde der Zugang für Einwanderer aus diesen Ländern zum deutschen Arbeitsmarkt gelockert. Seitdem können Migranten für jede Beschäftigung in Deutschland außer Leiharbeit einen Aufenthaltstitel erhalten.

Ob die Westbalkanregelung auf andere Asylherkunftsländer übertragen werden kann, bewerten die Forscher indes kritisch. Die Westbalkanländer verfügten im internationalen Vergleich über ein relativ hohes Qualifikationsniveau, hieß es. So hätten etwa in Serbien zwei Drittel der Bevölkerung ein mittleres Qualifikationsniveau, also mindestens einen mit dem Abitur vergleichbaren Abschluss, und ein Fünftel ein hohes Qualifikationsniveau, also in der Regel einen Hochschulabschluss. (epd/mig) Leitartikel Studien Wirtschaft

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