Umfrage
Mehrheit der Deutschen unterstützt private Seenotretter
Deutsche sind mehrheitlich für private Seenotrettung im Mittelmmer, aber nicht für die Aufnahme der Menschen in Deutschland. Das ist das Ergebnis einer Umfrage. Derweil laufen Spendenkampagnen für Seenotretter, Hunderte demonstrierten für eine humane Flüchtlingspolitik.
Montag, 23.07.2018, 5:21 Uhr|zuletzt aktualisiert: Dienstag, 24.07.2018, 17:10 Uhr Lesedauer: 3 Minuten |
Die Mehrheit der Deutschen unterstützt private Seenotretter. 75 Prozent der Deutschen finden es richtig, dass private Hilfsorganisationen Flüchtlinge im Mittelmeer retten und nur 21 Prozent sind dagegen, wie eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Emnid für „Bild am Sonntag“ ergab.
38 Prozent denken, dass die Retter das Geschäft der Schlepper unterstützen. Eine Mehrheit von 56 Prozent glaubt das jedoch nicht. Bei der Frage, wohin im Mittelmeer gerettete Menschen gebracht werden sollen, sind die Deutschen gespalten. 43 Prozent sprachen sich für Nordafrika aus, 42 Prozent dafür, dass die Menschen nach Europa dürfen.
Nur sieben Prozent wollen, dass Deutschland mehr Flüchtlinge als bisher aufnimmt. 30 Prozent sagten, es sollten etwa so viele wie derzeit aufgenommen werden. 42 Prozent wollen, dass es weniger werden. Elf Prozent sind gegen jede Aufnahme. Für die Umfrage hat Emnid am 19. Juli 505 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.
Online-Petition für humane Asylpolitik
Eine Anfang Juli gestartete Online-Petition, die Politik und Kirchen zum Einsatz für eine humane Asylpolitik aufruft, hat inzwischen mehr als 90.000 Unterstützer. Man sei von der großen Resonanz selbst überrascht, sagte Mitinitiatorin Beatrice von Weizsäcker. Das zeige, dass die Petition etwas zum Ausdruck bringe, „was vielen Menschen auf der Seele liegt und was sie zum Ausdruck gebracht haben möchten“.
Die Autorin hatte die Petition auf „change.org“ gemeinsam mit dem Grünen-Europaabgeordneten Sven Giegold und dem Historiker Ansgar Gilster veröffentlicht. In der Petition mit dem Titel „Flüchtlingspolitik in Europa: Erst stirbt das Recht, dann der Mensch!“ wird ein menschlicher Umgang mit den Schicksalen von Flüchtlingen gefordert. An die EU-Staaten wird appelliert, sich nicht abzuschotten. Die Kirchenleitungen in Europa werden aufgefordert, die Menschenwürde ohne politische Rücksichtnahme zu verteidigen.
Demos für Seenotrettung
Nicht nur im Internet, sondern auch auf den Straßen setzen sich Menschen zahlreich für eine humane Flüchtlingspolitik ein. Unter dem Motto „Seebrücke – Schafft sichere Häfen“ forderten etwa 300 Demonstranten in Düsseldorf unter anderem, dass private Seenotretter mit ihren Flüchtlingsschiffen straffrei europäische Häfen ansteuern dürfen. Zudem mahnten sie eine menschenwürdige Aufnahme der Geflüchteten an. „Europa darf die Werte Solidarität und Menschenwürde nicht verraten“, sagte eine Sprecherin bei der Abschlusskundgebung. Die Abweisung von Rettungsbooten im Mittelmeer kritisierte sie als „unterlassene Hilfeleistung“.
Zur Demonstration hatte ein breites Bündnis von Parteien, Organisationen und Gewerkschaften aufgerufen. In den vergangen Wochen hatte es bundesweit Solidaritätskundgebungen für die Seenotrettung auf dem Mittelmeer gegeben. Auslöser war eine tagelange Irrfahrt des Rettungsschiffs „Lifeline“ über das Mittelmeer im Juni, weil EU-Staaten sich weigerten, die Flüchtlinge an Bord aufzunehmen. Es durfte schließlich in Malta anlegen. Ende Juni beschlagnahmten die Behörden jedoch zwei Schiffe der privaten Organisation Sea-Watch. Außerdem wurde ein Flugverbot verhängt.
Spendenkampagnen erbringen 500.000 Euro
Aus Protest gegen diese Politik hatte Fernsehmoderator Klaas Heufer-Umlauf zugunsten privater Seenotretter im Mittelmeer eine Spendenkampagne gestartet, die bisher rund 297.000 Euro erbracht hat. Bis zum Ende der Aktion beteiligten sich laut Webseite „leetchi.com“ 7.428 Menschen. Mit dem Geld sollen unter anderem auf Malta festsitzende Rettungsorganisationen unterstützt werden. Zudem ist geplant, mindestens ein Schiff für die Seenotrettung und die Dokumentation der Situation auf dem Mittelmeer zu chartern.
Heufer-Umlauf zeigte sich erfreut über die Spendensumme. An dieser könne man erkennen, „dass dieses Land noch lange nicht so irre ist, wie es manche gerne hätten“, schrieb er auf Twitter. Zuletzt war bereits ein Spendenaufruf von Jan Böhmermann erfolgreich verlaufen. Für die Dresdner Seenotretter „Mission Lifeline“ sammelte der Fernsehmoderator – ebenfalls über „leetchi.com“ – rund 199.800 Euro. Mehr als 9.000 Menschen spendeten Geld, um Prozess- und Gutachterkosten des Vereins zu decken.
Der deutsche Kapitän des Rettungsschiffs „Lifeline“, Claus-Peter Reisch, muss sich seit 2. Juli in Malta vor Gericht verantworten. Im Falle einer Verurteilung droht ihm eine Haftstrafe von bis zu einem Jahr. Reisch wird unter anderem vorgeworfen, sein Schiff falsch registriert zu haben. Das in den Niederlanden zugelassene Schiff wurde von den maltesischen Behörden beschlagnahmt. (epd/mig) Aktuell Gesellschaft
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Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht, dass viele Menschen hierzulande
sich nicht an einer „Seehofer&Co.-Politik“ orientieren. :-)